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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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waren nur zu dritt, trotzdem verteufelte man sie, die Ausländer. War das gerecht?
    Van Appeldorn dachte an das, was die Kollegen erzählten: ›Keiner ist so brutal wie die Russen. Die treten noch zu, wenn einer längst am Boden liegt, und immer auf den Kopf.‹
    Und die Schilderung der Familien, auch Maxims Schicksal, wie ging das zusammen mit der Tatsache, dass die harte Drogenszene hier längst fest in der Hand einer russischen Mafia war, auch der Knochenpark in Emmerich, die Küppersstraße? Wie passte das zu den Männern, mit denen Ackermann sich im KK 21 zunehmend beschäftigte: Russen, die, kaum drei Monate im Land, mit einem nagelneuen, dicken Mercedes herumfuhren?
    »Es gibt Verbrecher, die hierher kommen, natürlich«, sagte Maxim. »Vielleicht sind es auch nicht wenige, ich weiß es nicht, aber man kann doch nicht alle über einen Kamm scheren. Und wenn ihr sagt, die Kinder sind brutal und böse, sie stehlen, sie prügeln, was soll das bedeuten? Wir Russen haben das in unseren Genen?«
    »Du weißt, dass ich das nicht denke, Maxim.«
    »Nicht du, Norbert, das weiß ich wohl.«
    Und dann redeten die Jungen. Ja, da gab es eine Gruppe seit ein paar Monaten, die aus dem Nichts auftauchte, wenn es irgendwo Streit gab, die für Ordnung sorgte. Die Leute waren nicht bewaffnet, aber sie waren schnell, sie waren gut, sie waren perfekt aufeinander eingespielt. Keiner wusste, wer sie waren, sie kamen immer vermummt und man nannte sie die Schwarze Polizei.
    19
    Fanny und Zarah schoben ihre Fahrräder durch die Fußgängerzone.
    »Du gibst mir deine Erdkundemappe und dann zisch ich sofort wieder ab. Ich brauche Tage für das dämliche Referat, Mensch. Warum muss der ausgerechnet mir das reindrücken, kannst du mir das sagen? Huch!«
    Zwei Gestalten sprangen ihnen in den Weg: Killer und Bobo.
    »Lasst die Fietsen stehen und kommt mit. Ist wichtig!«
    Die Mädchen gehorchten sofort.
    »Wir gehen runter zum Moritzpark. Da ist um diese Zeit kein Mensch.« Killer wartete nicht, er stapfte einfach los.
    Fanny blieb stehen und starrte ihm nach. »Wie siehst du denn aus?« Killer trug einen Ring im rechten Ohr, an dem ein großes Hakenkreuz baumelte.
    »Du spinnst total! So was ist verboten. In Kleve kannst du das nicht gekauft haben.«
    »Ich war in Holland.«
    »Ach du Scheiße!«
    »Was geht das dich an?«
    Zarah hakte sich bei Bobo ein und schmiegte sich an ihn. »Hallo, Schatz!«
    Bobo schüttelte sie ab. »Komm, jetzt nicht.«
    »Kommt endlich«, schnauzte Killer und lief die Treppen zum Park hinunter. »Wir nehmen den unteren Weg. Da sieht uns keiner.«
    Schweigend trabten sie hintereinander auf dem schmalen, glitschigen Pfad bis zu einer Bank, die direkt am Wasser stand.
    Killer setzte sich breitbeinig hin. »Giltjes ist verschwunden.«
    »Was?«, rief Fanny. »Ich denk, der sitzt bei seinem Onkel in Emmerich.«
    »Nicht mehr. Sein Vetter, der blöde Wichser, hat ihn weggebracht.«
    »Und an das Arschloch kommen wir im Moment nicht ran«, sagte Bobo. »Der lässt sich nur noch von seinem Alten fahren.«
    »Wir müssen Giltjes finden«, blaffte Killer dazwischen, »und zwar schleunigst. Der bringt das und verpfeift uns. Und dann haben wir einen Mord am Arsch.«
    »Dann mach doch!« Fannys Stimme klang trocken.
    »Und wie wir machen! Und zwar mit euch zusammen«, sagte Killer. »Ihr hängt nämlich genauso mit drin wie wir.«
    Fanny richtete sich auf. »Ich habe nicht zugetreten.«
    »Ach, so ist das!« Killer kam ganz dicht heran, so nah, dass ihre Nasen sich beinahe berührten. »Die kleine Schlampe will den Arsch einkneifen. Guck mal an. Interessant! An deiner Stelle wäre ich jetzt ganz vorsichtig, Fanny. Überleg dir ganz genau, was du sagst.«
    Fanny wich nicht einen Millimeter zurück, aber sie hatte Mühe mit dem Atmen.
    »Sigi!«, rief Zarah und ihre Stimme überschlug sich dabei. »Wir gehen zu Sigi. Der hilft uns.«
    Killer ließ von Fanny ab. »Ich wusste immer schon, dass du dämlich bist. Sigi hat uns den Unfall abgekauft, der weiß bis heute nicht, was Sache ist. Der würde uns ans Messer liefern, ohne mit der Wimper zu zucken. Hast du das immer noch nicht geschnallt?«
    »Killer hat Recht«, mischte sich Bobo ein. »Ihr hängt mit drin. Also macht jetzt keinen Fehler.«
    »Sonst?«, flüsterte Zarah.
    »Sonst?« Killer lachte schmierig, seine Augen glänzten. »Sonst, du alte Nutte, übe ich an euch schon mal ein bisschen für das, was ich mit Giltjes vorhabe.«
    Bobo rieb sich unbehaglich die Arme.

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