Ackermann tanzt
wen von uns hier sonst noch.«
»Damit hatten wir schon gerechnet. Gut, dann bringe ich Björn zu dir nach Hause. Mein Jaguar ist zu auffällig, aber Jocelyne ist für ein paar Tage bei mir. Ich werde ihren kleinen Peugeot nehmen und den Jungen auf den Rücksitz legen. Wann passt es dir?«
Van Appeldorn sah auf die Uhr und dachte kurz nach. »Ich muss meine Frau erst informieren. Sagen wir, in anderthalb Stunden.«
»Perfekt! Ich fahre dicht an deine Haustür ran. Sieh zu, dass die Übergabe dann flott geht.«
Van Appeldorn legte auf und blickte einen Moment ins Leere. »Ich kann nicht glauben, dass ich mich darauf eingelassen habe!«
Ackermann schlug ihm freundschaftlich fest auf die Schulter. »Ich find dat affenscharf! Soll ich dir Schützenhilfe geben bei de Mutti? Die findet dat bestimmt nich’ so toll.«
»Da sei Gott vor!«
»Un’ wat mach ich in der Zeit? Ich wär ja wohl gern bei de Vernehmung dabei.« Er rieb sich den Bart. »Obwohl, vielleich’ doch nich’ so gut. Kann sein, die haben dein Haus im Visier. Am besten gehste alleine.«
»Wieso sollen die mein Haus im Visier haben?«
»Die Schwapo scheint doch alles zu wissen. Terroristen, dat hat Lowenstijn auch gesagt.«
Marion war allein in ihrem Laden. Das kleine Geschäft für Kinder- und Damenmoden aus zweiter Hand war einmal eine Goldgrube gewesen, aber dann war Marion dem Trend gefolgt und hatte sich auf teure Designermarken spezialisiert. Was in den Großstädten boomte, hatte sich in Kleve als Flop herausgestellt. Die wenigsten Leute hier waren bereit, für eine gebrauchte Jeans achtzig Mark auf den Tisch zu legen, wenn man für dasselbe Geld im Kaufhof eine neue kriegte. Die Ladenmiete in der Innenstadt war hoch, seit Monaten butterte Marion zu und so langsam wurde es ernst. Sie wusste, dass sie wieder zum alten Konzept zurückkehren musste, aber sie hatte einfach keine Lust mehr, sich den ganzen Tag mit aggressiven, unerzogenen Kindern herumzuschlagen, deren Mütter sich keinen Deut um ihre Brut scherten, wenn sie erst einmal in der Umkleidekabine waren.
Van Appeldorn nahm sich Zeit und erklärte ausführlich, was geplant war und warum er keine andere Möglichkeit sah. Sie reagierte anders, als er erwartet hatte. Kein ›Du willst mir einen Verbrecher ins Haus setzen? Kommt nicht in Frage!‹ Stattdessen sah sie ihn nur verwundert an. »Was ist denn mit dir los? Du zeigst Herz?«
»Damit hat das nichts zu tun«, wehrte er sich. »Es geht einfach nicht anders.«
»Das hab ich schon verstanden.« Sie streichelte seine Wange. »Er könnte Noras Zimmer haben. Die kann bei Anna schlafen. Ist der Junge sehr schwierig?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Er ist dreizehn.«
»Und du willst ihn den ganzen Tag bewachen?«
»Na ja, das geht natürlich nicht. Ab und zu muss ich mich im Präsidium blicken lassen, aber vor allem müssen wir die Schwarze Polizei ...«
Er hörte förmlich, wie die Klappe fiel. »Ach, so ist das? Ich soll den Aufseher spielen? Und wie stellst du dir das vor? Ich habe ja auch sonst nichts zu tun! Und heute Nachmittag geht es schon mal gar nicht. Ich muss mit Nora in die Stadt. Sie braucht dringend neue Unterwäsche und einen Winteranorak. Das ist seit Tagen geplant, falls du dich bitte erinnerst. Aber vermutlich hast du mal wieder nicht zugehört. Und dafür, dass Ludmilla mich heute die paar Stunden vertritt, darf ich gutes Geld zahlen, wie du vielleicht weißt.«
»Was regst du dich denn so auf? Wir werden das schon hinkriegen. Jetzt ist doch sowieso erst einmal Wochenende. Gibt es heute Mittagessen?«
»Bei uns gibt es immer Mittagessen!« Aber dann lenkte sie plötzlich wieder ein. »Du weißt ja wohl, dass Kinder in dem Alter am liebsten Spaghetti essen, aber ich glaube, heute habe ich mal ein Herz für die großen Kinder. Schnitzel mit Pommes und Erbsen, oder? Hast du noch Zeit zum Einkaufen? Anna kommt um kurz nach eins aus der Schule. Wenn du die Sachen besorgst, kriege ich die Kocherei noch hin und wir können alle zusammen essen.«
Van Appeldorn verstaute seine Einkäufe im Kühlschrank, zündete sich dann eine Zigarette an und stellte sich ans Küchenfenster. Von hier aus hatte er den oberen Teil der Straße im Blick.
Wieso hatte er sich nur dazu überreden lassen? Wenn das herauskam, würde die Meinhard ihn vierteilen.
Ackermann würde den Mund halten, das war sicher, aber was war mit Anna und Nora? Es konnte Tage dauern, bis sie die richtige Spur zu dieser ominösen Schwarzen Polizei
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