Acornas Welt
sie auf ihrem eigenen Planeten in einen Hinterhalt geraten, ihre Fluchtwege waren abgeschnitten, und der Boden wurde ihnen rasch unter den Füßen weggeschossen.
Der Lärm rings um sie her war nicht schlimmer als der in ihrem Kopf. Ihr Volk starb. Es starb. Viele lagen bereits tot im verkohlten Gras, und sie konnte nichts tun. Das Schrillen der Totenlieder in den Höhlen war auf seine eigene Weise ebenso laut wie die Raketen.
Und nun waren es nicht nur Raketen, sondern ganze Schiffe, die vom Himmel fielen – große Brocken von ihnen gingen überall nieder wie gleißende Meteore des Todes.
Großmama heilte Brandwunden und Brüche,
Druckverletzungen und Schocksymptome und versuchte dabei ununterbrochen, Ruhe und Beherrschtheit auszustrahlen, wie es auch all die anderen Ältesten taten. Doch nie zuvor hatte sie jedes einzelne Jahr ihres Alters so deutlich gespürt. Die Ahnen versuchten zu helfen, aber ihre Energie war noch älter als die von Großmama, und auch sie waren nicht immun gegenüber dem Chaos und der Tragödie, die so unvermittelt auf sie herniederbrachen.
Großmama blickte plötzlich aufgeschreckt von der stark verbrannten Leiche des jungen Hiiri auf, den das erste Grasfeuer getötet hatte. Eine der Ahninnen kam aus einer nahe gelegenen Höhle geschossen und galoppierte über die verkohlten Stoppeln, die von dem hohen Gras geblieben waren; sie sprang anmutig über den kleinen Fluss, der von einer unterirdischen Quelle in den Hügel gespeist wurde, und stürzte sich von dort aus ins hohe Gras auf der anderen Seite.
Großmama sah zu, wie das Gras sich teilte und eine Reihe von Gestalten, schwer beladen mit Kisten und Kästen, durch das Gras auf die Ahnin zuschlurften. (Aagroni Iirtye!), rief Großmama in Gedanken. (Dein Labor hätte als eines der Ersten evakuiert werden sollen!)
(Wir konnten doch nicht all die Jungen zurücklassen, die wir aus den Resten der Tiere von Vhiliinyar gezüchtet haben!), erklärte der Aagroni empört. (Wir haben ein wenig länger gebraucht, um sie einzupacken, aber alles ist sehr gut gegangen.)
Die Ahnin hatte ihre Dienste als Lastträger angeboten.
(Selbstverständlich konntet ihr das nicht tun!), erwiderte Großmama. (Eure Hingabe an eure Schutzbefohlenen ist lobenswert.) Sie wandte sich wieder der rauchigen Höhle hinter ihr zu, um jemanden, der jünger und kräftiger war als sie zu bitten, mit den Bündeln zu helfen.
Der Feuerball raste an ihr vorbei, als sie sich umdrehte, und als sie herumfuhr, war er schon im hohen Gras gelandet. Sie konnte die Ahnin und den Aagroni nicht mehr sehen, aber sie hörte die Schreie und das verzweifelte Wiehern der Ahnin. Ein Betreuer kam aus der Höhle gerannt, doch Großmama war noch vor ihm aufgesprungen.
Sie versuchte, schneller zu sein als die Flammen, wollte sie umgehen, um die Wissenschaftler hinter ihnen zu erreichen, oder die Ahnin. All diese kostbaren Wesen durften nicht sterben! Sie hatten in so kurzer Zeit bereits so viel verloren.
Dies durfte ihnen nicht auch noch genommen werden!
Doch sie sah nichts als Feuer. Sie hörte das Tosen der Flammen und die Schreie, und sie sah die Ahnin aus dem Feuer springen, die Laborkäfige auf dem Rücken, die Mähne in Flammen, bevor sie im Fluss landete. Großmama sprang selbst ins Wasser, sodass ihre Kleidung klatschnass war, und dann vollführte sie mit Körper und Geist einen gewaltigen Satz und sprang in die Flammen.
Nach zahllosen Stunden der Heilarbeit, während derer sie versucht hatte, Neeva, Khaari, Melireenya, Miiri und Kaarlye zu beruhigen, ruhte Acorna sich aus. Aari half ihr, indem er die Hände seiner Eltern hielt, ihnen leise von seiner Kindheit erzählte und sie an die spirituellen Lehren der Linyaari erinnerte, die besagten, dass geliebte Seelen mit dem frischen Geist der Jungen zurückkehren.
Acorna war schließlich eingeschlafen, während sie seiner Stimme lauschte. Sein Horn war noch nicht genug gereift, als dass er damit hätte heilen können, doch was er tat, war eine große Hilfe. Mehr als Liriili, die nur die Hände rang und verlangte, dass jemand endlich etwas unternehmen solle. Sie schien sehr aufgebracht darüber zu sein, dass all diese Außenseiter nun wussten, wo Narhii-Vhiliinyar sich befand.
Auf völlig irrationale Weise schien sie irgendwie nicht zu begreifen, dass die Khleevi den Planeten bereits gefunden hatten. Und es wurde etwas unternommen. Die Bombardierung der Linyaari-Welt stieß jetzt auf Widerstand von außen, auf die moskitoähnlichen
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