AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I
Citadel so aus, als hätte sich in der Zeit, in welcher das Bollwerk in der Enklave verborgen war, hier eine eigene Kultur entwickelt, die sich ihrer Herkunft nur noch höchstens in Form von Legenden bewusst ist!“
„Eines steht fest: Es kann nicht im Sinne der Erbauer der Zitadelle gewesen sein, dass die eigentliche Herrin – und genau das ist Cya als Kaiserin des galaktischen Imperiums – hier eintrifft und sich in einer Zelle wiederfindet!“ fuhr Elexi’ael fort. „Und das bedeutet, dass es im Laufe der Jahrmillionen hier zu einer Art Umsturz gekommen ist!“
„Das ist nicht verwunderlich!“ ergänzte A’eron. „Kein Stratege würde darauf bauen, dass ein System über Jahrmillionen konstant bleibt!“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Erbauer der Zitadelle beziehungsweise diejenigen, welche sie in dieser Enklave versteckten, davon ausgegangen sind, dass das System sich aufrecht erhält!“ sagte Cya. „Vielmehr vermute ich, dass es hier irgendwo etwas gibt, welches mich als rechtmäßige Herrscherin des Gebildes legitimiert!“
„Ich verstehe eine Sache nicht!“ äußerte sich nun auch Sara. „Diese Überlegungen sind doch nur dann zutreffend, wenn die Bewohner der Zitadelle von Anfang an hier lebten! Was ist, wenn nie geplant war, dass sich hier Leben entwickeln soll?“
„Das ist natürlich ein berechtigter Einwand!“ meinte Cya stirnrunzelnd. „Wir müssen in der Tat davon ausgehen, dass vielleicht jedes Lebewesen von Citadel ein unbeabsichtigter Zwischenfall ist, der uns nun Schwierigkeiten macht!“
„Wenn dem so wäre, müssen wir entscheiden, was uns wichtiger ist – die Erhaltung des zivilisatorischen Systems von Citadel, oder die Rückeroberung der Zitadelle, die natürlich allen Ansprüchen an eine Basis gegen unsere Feinde genügen würde!“ folgerte Mercurion.
„Wir vergessen bei diesen beiden Alternativen eine Sache!“ wandte Elexi’ael ein. „So wie sich die Dinge uns bisher präsentierten, sind die Paramirs gänzlich unterdrückt von den Paramecs, die – das ist jetzt Spekulation – wiederum von den sogenannten Hohen Mächten von Citadel beherrscht werden. Das Imperium geht aber von dem Ideal einer Gesellschaft ohne Unterdrückung und Gewaltherrschaft aus! Egal wie sich die Zivilisation hier entwickelt hat: Es ist unsere moralische Pflicht, und es ist imperiales Gesetz, hier einzugreifen, denn die Zitadelle gehört seit Urzeiten dem Imperium an, wodurch das Unterlassungsgesetz, das für nicht-imperiale Welten die absolute Autonomie verlangt, nicht greift!“
Cya wandte sich Lex’ zu und betrachtete ihn einige Momente. „Normalerweise fällen mehrere Juristen ein solches Urteil, ob das Imperium das Recht besitzt, im Sinne seines Wertekanons einzugreifen oder nicht!“
„Du bist die Kaiserin, Du hast die Entscheidungsgewalt!“
„Das ist richtig, und von meinem Gefühl her stimme ich Dir zu – sollte in Citadel ein Volk unterdrückt werden, so müssen wir eingreifen! Aber noch wissen wir nicht genug darüber, um eine Entscheidung dieser Tragweite treffen zu können!“
„Und wie verbleiben wir nun?“ fragte A’eron.
„Wir versuchen zu ermitteln, wie das hiesige System funktioniert und wie es entstanden ist!“ antwortete Cya. „Und treffen aufgrund dieser Informationen unsere weiteren Entscheidungen! Aber wir sollten uns jetzt bereits darüber im Klaren sein, dass eine bestimmte Disposition der Gegebenheiten – und im Augenblick sieht alles danach aus – uns in einen Konflikt mit den Herrschern von Citadel stürzen könnte, in welchem wir gezwungen sein werden, für unsere moralischen Werte zu kämpfen!“
Sie blickte einen nach dem anderen an, als wolle sie aus dem Blick der jeweiligen Person lesen, ob sie bereit sei, diesen Kampf zu führen. In Lex’ Blick stand Entschlossenheit, die auch in A’erons Augen lag, wobei Cya wusste, dass beide aus unterschiedlichen Motiven heraus agierten – Lex’ Antrieb war die prinzipielle Loyalität zu seinen humanistischen Idealen, A’eron handelte aufgrund der Notwendigkeit im Rahmen des großen Krieges, der in der Galaxis tobte. Mercurion war noch unentschlossen, agierte augenblicklich noch opportunistisch, doch die Kaiserin war davon überzeugt, dass er früher oder später eindeutig Position beziehen würde. In Saras Augen stand zweierlei, nämlich einmal das Wissen um die eigene Unwissenheit, was die großen imperialen Zusammenhänge betraf, andererseits aber auch die Bereitschaft, gegen
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