AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I
mit Neulingen besetzt hatte, sondern mit Personen, die genau diese oder eine ähnliche Funktion schon einmal ausgefüllt hatten. All dies sprach dafür, dass die Rebellen, die nun die Macht im Imperium übernommen hatten, so gut organisiert waren, als dass man schon fast nicht mehr von Rebellen sprechen konnte, sondern eher von einem Parallelimperium: Keine 40 Stunden nach dem Putsch wäre einem unwissenden Beobachter nicht aufgefallen, dass noch vor dieser Zeitspanne eine wenigstens teilweise andere Besatzung das weltliche Zentrum des galaktischen Imperiums bewohnt und bewirtschaftet hatte.
Auch in anderen Bereichen waren die Rebellen sehr schnell gewesen: Die Nachricht von der Flucht der Kaiserin war mit höchster Schnelligkeit dementiert worden, und inzwischen wurde die Information lanciert, dass sie in Gefangenschaft geraten war, wobei sich zahlreiche andere Funktionsträger wie Elexi’ael von Zenit, A’eron von Telerion, General Lutan von Zenit und sogar die Hohepriesterin Zentaya von Dosk bei ihr befanden. Über den Verbleib anderer Würdenträger wie General Tahamaphaba herrschte Stillschweigen, und wieder von anderen wurden verkündet, sie hätten ihr Leben verloren.
Alles in allem sorgte diese Mischung aus Offenheit, Verschwiegenheit, Gerüchten, Beweisen und Dementi dafür, dass im ganzen Imperium eine nahezu allumfassende Orientierungslosigkeit und daraus resultierende Erstarrung herrschte. Großangelegter Widerstand war damit – zumindest im Augenblick – ausgeschlossen.
Pox informierte sich außerdem über die momentane Situation im Imperium, indem er auch die offiziellen Nachrichten verfolgte. So kam es, dass er in der gleichen Zeit, in welcher die Rebellen zumindest im Zentrum des Imperiums ihre Herrschaft festigten, eine einigermaßen korrekte Situationsanalyse anfertigen konnte: Entgegen aller anderslautenden Nachrichten waren die Kaiserin, die Hohepriesterin, A’eron, Elexi’ael, General Lutan von Zenit sowie die Leibwache Cyas entkommen, und bei ihnen waren noch zwei Zivilisten, von denen Pox wusste, dass es sich um Sara von Terra und um seinen Besitzer Mercurion handelte. Mercurion Tallur war demnach immer noch sein Herr, und die Wahrscheinlichkeit sprach mit extrem hohen Werten dafür, dass der Händler und Schmuggler gegen die Rebellen war – folglich ergab die Basisprogrammierung Pox’, dass der Roboter, wenn er im Sinne Mercurions handelte, ebenfalls gegen die Okkupatoren zu agieren hatte. Die weiteren Planungsberechnungen des Roboters wiesen weiterhin eine handlungsweisende Wahrscheinlichkeit aus für ein Verhalten, das Unauffälligkeit beinhaltete; es machte keinen Sinn, offene Aggression zu zelebrieren, denn dies würde seine sofortige Deaktivierung oder gar Destruktion nach sich ziehen, was wohl keinesfalls in Interessen Mercurions entsprach.
Insgesamt fasste Pox den Plan, sich selbst möglichst ruhig und unauffällig zu verhalten, gleichzeitig aber gegen die Rebellen zu arbeiten, indem er, eine Aktion der Kaiserin und ihrer Getreuen erwartend, Informationen sammelte, die sich als nützlich erweisen könnten. Dies hatte er ununterbrochen getan, und als er glaubte, genug über die neue Situation im Obelisken und im gefallenen Imperium gesammelt zu haben, spezifizierte er sein Primärziel insofern, als dass er beschloss, die Sabotage im Kraftwerksbereich, die zum Fall des Obelisken geführt hatte, kriminologisch zu erforschen und zu klären. Es war klar, dass nur ein sich bereits im Obelisken befunden habender Verräter verantwortlich sein konnte für die Explosion, und dieser Tatbestand war ein weiteres Indiz für die Größe und Tragweite jener Verschwörung, der Pox nun auf die Spur zu kommen beabsichtigte.
Wenngleich die Zahl der Rebellen unerwartet hoch war, reichte sie dennoch nicht aus, um eine für die Verwaltung des Obelisken ausreichend hohe Zahl an fähigen Arbeitskräften zu stellen; hinzu kam, dass natürlich einerseits durch die Explosion im Energiebereich sowie durch die noch immer aktive Versiegelung, die Cya vor ihrer Flucht initiiert hatte, andererseits ein sehr hoher Bedarf an entsprechenden Fachkräften bestand, deren Aufgabe darin lag, die wegen des Putsches aufgetretenen Schäden zu beseitigen. Die Besatzer halfen sich mittels eines einfachen Schachzuges aus dieser Notlage: Die alte, imperiale Arbeiterschaft des Obelisken wurde keineswegs getötet, gefangengenommen oder vertrieben, sondern musste unter den wachenden Augen und drohenden Strahlenwaffen der
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