AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I
Lebens handeln konnte, verloren hatte, waren keineswegs von Verbundenheit geprägt gewesen. Zwar zeigte die Szene, die der Roboter in der Zentrale des Obelisken beobachtet hatte, dass der General durchaus weisungsbefugt war, doch zielten die Aktionen des Flammenpriesters augenscheinlich in eine Richtung, welche den Cahaizo mehr Macht und Einfluss zugestand.
Und noch eine weitere Information konnte Pox aus dem Ritual entnehmen: Die höchste Macht, welche die Cahaizo anerkannten, war ein Wesen, das die Bezeichnung „Flammengott“ trug.
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„Die Spur führt nach Imperia!“ hatte Pox in seinem synthetischen Gedächtnis vermerkt, und so folgerte sein Handlungsplanungsmodul, dass weitere Nachforschungen dort anzustellen wären. Der nächste Schritt seiner Ermittlungen würde ihn also in eine der 3 Städte des politischen Zentralplaneten des Imperiums führen, und zwar in jene, deren offizieller Name zwar ‚Imperia’ lautete, von der aber viele Obeliskenbewohner nur als „Zenit City“ sprachen. Mit dem Obelisken der Macht gab es demnach 4 Bevölkerungsballungsräume auf Zenit sowie einige Dutzend Parkverwaltungsgebäude und –siedlungen, deren im Grunde genommen recht paradoxe Aufgabe darin bestand, ein natürliches, ungelenktes Werden und Vergehen der heimischen Flora und Fauna zu garantieren. Trotz dieser quantitativen Wenigkeit an Urbanität betrug die Perma-Einwohnerzahl des Planeten Zenit immerhin etwas mehr 3, 5 Milliarden, von denen 1, 5 Milliarden alleine in Zenit-Stadt wohnten, jeweils 1 Milliarde die Städte Zenit-Sub und Zenit-Metro bevölkerten und darüber hinaus weitere 10000 Menschen dauerhaft im Obelisken lebten; hinzu kam eine Pendelbewohnerschaft von weiteren 2 Milliarden Personen – zumindest waren dies die Zahlen, die vor der Rebellion und dem Umsturz Geltung besessen hatten. Es war zu erwarten, dass sich diese nun wenigstens leicht nach unten verschieben würden.
Glaubte man jedoch der Quantität an Reisenden, die sich darum bemühten, eine Passage vom Obelisken nach Zenit City zu ergattern, so hätte man eher auf den gegenteiligen Gedanken kommen können, wie Pox feststellen musste. Der schnellste Weg nach Imperia war nämlich die direkte Hochgeschwindigkeitsbahn, die sich in Form eines gewaltigen, 600km langen Viadukts zwischen Stadt und Obelisk erstreckte. Mit diesem Transportmedium gedachte Pox, Zenit City zu erreichen, um die Spur des Saboteurs und seiner Hintermänner weiter zu verfolgen, doch wurde die Ausführung seines Planes eben dadurch verzögert, dass unzählige Menschenmassen die Kapazitätsgrenze der Bahn sehr stark überschritten, wodurch es zu einer wahren Schlangenbildung an den Einstiegen kam. Dies jedoch als Zeichen einer Massenfluchttendenz aus dem Obelisken zu interpretieren, wäre zu einseitig, denn ebenso viele Personen, wie sich in die Bahn hineindrängten, so viele quollen auch bei ihrer Ankunft im Obelisken aus den energiefeldgesicherten Türen.
Bereits von Weitem hatte Pox den durch die schiere Menge an Lebewesen gewaltigen Lärm vernommen, nämlich schon seit er in Stockwerk 14 die zentrale Verbindungsröhre verlassen und den extrem breiten Gang zur Bahnstation betreten hatte.
Die Bahnstation selbst war, von außen betrachtet, ein an den Obelisken angepropfter Quader, dessen oberes Drittel die Terminals und Bahnsteige beherbergte, während im unteren Teil der autarken Energiemeiler und –wandler standen, welche dem Zug die kinetische Energien zuführten, die notwendig war, um dem Transportmittel eine Geschwindigkeit von 1800 km/h zu verschaffen. Die gesamte Fahrt dauerte demnach rund 20 Minuten. Außerdem befand sich unterhalb des eigentlichen Bahn-Viadukts noch eine kleinere Verbindung zwischen dem Obelisken und Zenit City, die jedoch nicht für Personen benutzbar war: Hier konnten zwischen den beiden Orten kleinere Fracht- und Warengüter in Höchstgeschwindigkeit versandt werden. Bei einer Geschwindigkeit von 18000 km/h reiste ein kleines Paket kaum 2 Minuten eine Strecke von 600 Kilometern.
Etwa das zehnfache dieser Zeitspanne, folglich also etwa die Zeit, die ein Personenzug zur Bewältigung der Strecke brauchte, benötigte Pox, um im Schneckentempo vom Ende der Schlange bis in die eigentliche Bahnstation zu gelangen; diese präsentierte sich als weißer, von einem durchsichtigen Glasdach hochüberspannten Raum, aus dessen Frontwand 7 dunkle Tunnel führten, in welchen die dreischienigen Trassen verschwanden. Auf der anderen Seite der Halle
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