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AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I

AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I

Titel: AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Klein
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getrennt durch die Jatkaerische Straße.
    Die Fahrt über das hellstrahlende Türkis dauerte ganze 6 Minuten, doch bereits nach 5 Minuten konnte man die bronzefarbene Steilküste Suberias sowie das beeindruckende Bild des Mündungswasserfalls sehen: Mehr als 400 Meter stürzten die Wasser des Flusses Suberia über einen 2km breiten Grad in die Tiefen, wo sie sich schäumend, sprudelnd, spritzend und tosend mit dem Ozean vermischten. Und leicht links davon gelegen ragten unzählige Türme aus Plastik, Metall und anderen Substanzen in den Himmel: Hier breitete sich Imperia über eine Fläche von 900.000 km² inmitten der suberischen Hochebene aus. Rasch kam das zivilisatorische Monument näher; die Gebäude wuchsen scheinbar über das Blickfeld des einzelnen hinaus, und schließlich verschwand die Bahn erneut in der Dunkelheit eines Tunnels, der die Passagiere die letzte Minute ihrer Fahrt bis hin zur „Endstation Imperia“ brachte. Es gab einen leichten Ruck, und der Zug stand.
    Ähnlich wie der Einstieg, war auch der Ausstieg am treffendsten mit der Vokabel „Bewegung einer Menschenmasse“ zu beschreiben. Es dauerte 15 Minuten, bis Pox seinen Weg aus der Bahnstation, deren Aussehen ziemlich genau dem der Obelisk-Station entsprach, gefunden hatte – glücklicherweise gab es zum Verlassen des Terminals keine Wartezeiten und –schlangen.
    Jenseits der 250 Meter breiten Ausgangsfront der Bahnstation wartete die Megapole Imperia, genannt Zenit City, auf ihn: Gigantische Wolkenkratzer reckten ihre Fassaden, die in den verschiedensten Farben – von schwarzem Onyx bis hin zur glasigen Durchsichtigkeit, von schillerndem Blau bis zu einem in den Augen schmerzenden Weiß – glänzten, in den strahlend blauen Zenithimmel. Unzählige Klein- und Mehrpersonengleiter füllten die Schluchten zwischen den Gebäuden; ein dreidimensionales Spinnennetz, bestehend aus Transportröhren, verband die verschiedenen Stadtteile miteinander. Fließbänder beförderten Fußfahrer und kleine Frachtgüter, schwerkraftprojektive Gleiter und Kräne übernahmen den Transport größerer Waren und Container. In der Häuserschlucht, die vor Pox’ Augen geradeaus von der Bahnstation wegführte, reihte sich eine leuchtende 3D-Projektion an die nächste. Dies war, so wusste Pox, eine der großen Einkaufsstraßen des Imperiums, die „Allee des Wohlstandes“ (obwohl hier schon lange keine echten Bäume mehr zu sehen waren). Es war klar, dass in nächster Zeit die Revolution negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben würde, doch im Augenblick schien der Konsum noch in konjunkturanregenden Maßen stattzufinden.  
    Das Büro von Ervoos Colvoumos Import-Export-Unternehmen lag in einer Seitenstraße der Allee des Wohlstandes; dieser Standort hatte nicht ganz die Exklusivität der Hauptstraße inne, war aber immer noch äußerst kostspielig und sagte damit einiges aus über den Wert des Unternehmens. Als Pox sich mittels Band vor das entsprechende Hochhaus transportiert hatte, entdeckte er das Firmenschild des Gesuchten unter genau 139 anderen, die gleichsam diesen Wolkenkratzer besiedelten: In großen, roten Buchstaben war hier der Schriftzug „E.C.I.E.L“ zu lesen, darunter stand die genaue Erläuterung dieses Kürzels: „Ervoos-Colvoumo-Import-Export-Logistik“. Pox war an der richtigen Stelle.
    Hätte der Roboter aufgrund seines raschen Vorankommens Euphorie verspürt, so wäre sie jedoch spätestens kurz nach dem Betreten der Büroräumlichkeiten erloschen, denn die teils synthetischen, teils lebendigen Sekretärinnen, die sich in dem großräumigen Foyer aufhielten und bemüht waren, den Anschein von harter Arbeit zu erwecken, wiesen den Roboter umschweiflos ab: Der Direktor sei außer Haus und habe außerdem keine Zeit, da wichtige Geschäftstermine seinen Kalender bereits vollständig gefüllt hätten.
    Dennoch wäre es falsch gewesen, zu behaupten, der Besuch in dem Büro wäre kein weiterer Schritt auf dem Weg zur Lösung des Sabotagefalles gewesen, denn selbst als Pox bereits wieder vor dem hohen Bürogebäude stand und nebenbei registrierte, dass die Dämmerung inzwischen eingesetzt hatte und sich die Sonne anschickte, hinter dem Horizont zu verschwinden, hielt sich noch immer beharrlich ein Bild in seinem Arbeitsspeicher. Offensichtlich war der Firmeninhaber ein sehr eitler Mensch, denn in seinem Foyer hing direkt unterhalb des Logos ein großes, beschriebenes Hologrammbild von ihm selbst.
    Pox kannte den Mann, der hier als Ervoos

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