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AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I

AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I

Titel: AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Klein
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Xernico war als Flammenvater keineswegs der ranghöchste Cahaizo auf Zenit, und dies untermauerte Pox’ Theorie, dass der alte Kaiser im Grunde genommen nur eine Marionette der feindlichen Macht war. Das höchste Amt auf Zenit hatte eine Person inne, deren Rang als „Flammenpriester“ angegeben war, und von dem es augenscheinlich nur einen einzigen auf dem Planeten gab.
    Die Flammenkinder fielen scharenweise auf den Boden, knieten nieder und senkten ihre Häupter, als, von einem Energiefeld getragen, eine Person herauftransportiert wurde, Etage um Etage passierte und schließlich oben zum Halten kam. Die Projektoren erfassten ihn und vergrößerten sein Bild, warfen es in die Mitte des Schachtes, wo er nun von den übrigen Hologrammen umgeben wurde.
    Pox erblickte eine hagere, humanoide Gestalt mittleren Alters mit einem schmalen, faltigen Gesicht, grauen Augen und einem blassen Teint. Schwarze, dünne Haare kamen unter der blutroten Kapuze zum Vorschein. Der Flammenpriester Zenits war in eine einfarbige, rote Kutte gehüllt, die – von einem Effekt ausgelöst – majestätisch hin und her wehte.
    „Meine Kinder, meine Väter! Helfer und Vertraute!“ Seine heisere, kratzige Stimme erfüllte den Raum. „Ich bin stolz auf Euch!“
    Kein Applaus, kein Jubel, kein triumphales Geschrei ertönte – eine erschreckende Stille hatte alle Anwesenden erfasst, die noch intensiver wurde, als der Flammenpriester die Arme ausbreitete, seine Augen schloss und schließlich zu lamentieren begann: „Wir sind die Geschöpfe der Flammen! Wir sind geboren im Feuer der Sonne, wir werden sterben im Feuer der Sonne! Wir sind gerettet im Feuer der Sonne! Wir sind die Geschöpfe der Flammen!“
    Einem einzigen Akkord ähnlich wiederholten alle Anwesenden – es mussten mehrere Tausende von Personen sein – den letzten Satz: „Wir sind die Geschöpfe der Flammen!“
    „Wir beten die Flammen an!“ fuhr der Priester mit seinem Gebet fort. „Wir huldigen dem Feuer der Sonne! Wir huldigen dem Inferno des Sterbens. Wir fallen auf die Knie vor dem Brennen der ewigen Nacht! Wir huldigen dem Feuer der Sonne!“
    „Wir huldigen dem Feuer der Sonne!“ wiederholte der Chor der Cahaizo.
    „Wir preisen die Herren der Flammen! Wir verachten die Diener des Lichts! Wir preisen die Herren der Flammen!“
    Diesmal wiederholten die restlichen Cahaizo alle drei Zeilen: „Wir preisen die Herren der Flammen! Wir verachten die Diener des Lichts! Wir preisen die Herren der Flammen!“
    Anschließend schlug der Flammenpriester beziehungsweise sein Hologramm wieder die Augen auf; die Cahaizo erhoben sich.
    „Ich wünsche Euch alle Kraft der Flammen und der Sonnen, dass ihr auch die letzten Hindernisse im Obelisken beseitigen werdet!“ sagte der Flammenpriester. „Ich und alle Flammenpriester in dieser Galaxis, ja sogar…“ Er machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhrt: „…ja sogar der Flammengott weiß, dass Ihr es wart, die das verhasste Imperium des Lichts zum Einsturz gebracht habt, und nicht der General mit seiner Flotte! Vergesst das niemals, und Ihr werdet erkennen, dass Euch auch die Versiegelung nicht aufhalten wird!“
    Wieder breitete er die Arme aus. „Die Flamme der Sterbenden Sonne trage Euch durch das Licht in die Dunkelheit!“ rief er, halb singend.
    „Denn in der Dunkelheit erwartet uns das Feuer!“ antworteten die Cahaizo homophon. Die Hologramme des Flammenpriesters und der Flammenväter verschwanden, auch das Energiefeld, welches den Ranghöchsten getragen hatte, war nicht mehr zu sehen; augenscheinlich hatte er den Zentralschacht auf einem anderen Weg verlassen. Die Abertausende von Flammenkindern wandten sich wieder ab und verließen das Zentrum des Obelisken, um erneut ihren Arbeiten nachzugehen.
    Pox vermutete, dass es sich bei diesem Szenario um so etwas wie ein tägliches Ritual gehandelt hatte, das in erster Linie dazu diente, die Rebellen unter einem ideologischen Oberbau zu vereinen und eine sakrale Identität zu schaffen. Dennoch waren dieser Inszenierung einige Informationen zu entnehmen: Einmal erhielt Pox so einige Einblicke in die Hierarchie und Struktur des Geheimordens, zum anderen erfuhr der Roboter, dass es zwar tatsächlich eine Zusammenarbeit zwischen feindlicher Flotte und infiltrierenden Cahaizo gegeben hatte, doch dass es offensichtlich bei diesem gemeinsamen Agieren nicht ohne Diskrepanzen ablief: Die Worte, welche der Flammenpriester über den General, bei dem es sich nur um den General des zweiten

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