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AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I

AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I

Titel: AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Klein
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den allgemeinen Begrüßungen gab er auch recht schnell ungefragt Auskunft darüber, was er hier tat.
    „Ach, ein Bekannter von mir schreibt gerade ein Buch, genauer gesagt einen historischen Roman über Pädagogik, und er hat mich gebeten, sein Manuskript Korrektur zu lesen!“
    Bosz war höflich genug, nicht einfach zu nicken, sondern nachzufragen.
    „Und ist das Buch denn gut?“
    „Passt!“ lautete die Antwort des Gefragten. „Ich bin aber erst am Anfang! Eigentlich wollte ich ja damit warten, bis ich wieder zu Hause bin, aber nun hänge ich hier dank dieser…“ Er flüsterte die nächsten Worte. „…dank dieser Rebellion in Zenit fest! Wegen des Gedränges habe ich nämlich meinen Rückflug verpasst, und nun muss ich auf meinen Ersatzflug warten!“
    „Welche Welt ist denn ihr Heimatplanet?“ wollte der Raumschiffkapitän wissen; inzwischen hatte sich das Boot in Bewegung gesetzt und trieb einigermaßen gemächlich über die Wasseroberfläche im ca. 70 Meter hohen Kanal. An seinem Heck, wo sich die zwei großen Schrauben drehten, spritzte das Wasser auf, wurde jedoch von einem Energiefeld eingefangen und wieder in die Wasserstraße geleitet.
    „Eine kleine, unbedeutende Welt namens Sa-Ibto 4! Wir sind hauptsächlich als Exporteure von Blumen bekannt, unser Motto lautet: „Wenn wir regelmäßig gießen, werden wir auch siegen! Dämlich, oder?“
    „Sie scheinen nicht sehr glücklich darüber zu sein, diesen Planeten Ihre Heimat nennen zu dürfen?“
    „Doch, eigentlich schon!“ lachte der Reisende nun. „Bei uns in der Lett-Aue ist es gar nicht schlecht! Nur möchte man natürlich auch mal etwas anderes sehen, und da bin ich einfach etwas frustriert, dass ausgerechnet bei meinem ersten Besuch auf Zenit gleich das Imperium kollabieren muss!“
    Bosz nickte mit ernster Miene – dies war das Problem einer Revolution: Selbst die bestgemeintesten Absichten der Rebellen (die er hier freilich nicht nachvollziehen konnte) wurden dadurch schal, dass sie sich über kurz oder lang in einer negativen Form auf das Leben des Einzelnen auswirkten. Dabei war ein missglückter Urlaub sicherlich noch eine harmlose Variante. Doch wenn er daran dachte, welche Konsequenzen dieser plötzliche Machtwechsel auf die Menschen, welche auf die Administration und Organisation des Imperiums angewiesen waren, um täglich etwas essen zu können, fraß sich ein arger Schmerz in seine Seele.
    Es war Pox, der ihn aus den Gedanken riss.
    „Wir müssen hier aussteigen!“ sagte der Roboter zu dem Kapitän. Dieser erhob sich augenblicklich, verabschiedete sich noch knapp bei dem jungen Mann, indem er ihm eine gute Heimreise wünschte, und verließ dann gemeinsam mit dem Synthetischen das Schiff.

    *

    „Hier ist es!“ stellte Pox fest und deutete auf den Eingang eines schmalen Hochhauses, dessen oberes Ende sich im nächtlichen Himmel von Zenit verlor.
    „Wir sollten keine Zeit verlieren!“ erwiderte Szanta Bosz und ging auf die doppelflügelige Tür zu, die sich bei seinem Nähern von selbst öffnete. Dahinter lag eine kleine, schlicht eingerichtete Eingangshalle, die zu den Liften führte. Vor einem dieser Transportsysteme kamen der Kapitän und der Roboter zum Stehen.
    „In welches Stockwerk müssen wir?“ fragte der Soldat.
    „Etage 212!“ antwortete Pox. „Ich werde die Sicherheitssysteme überbrücken, damit wir Zugang erhalten!“
    Er aktivierte das rechts befindlichen Terminal, bearbeitete ihn einige Minuten lang und wandte sich dann dem Lift zu; Bosz registrierte zufrieden, wie sich das Schutzenergiefeld flirrend öffnete und den Weg zum Transportfeld freimachte. Sie fuhren, von dem energetischen Lift getragen, nach oben.
    Bereits im Vorraum des Appartements stank es erbärmlich nach Verwesung. Wo auch immer der bei Szanta Bosz Brechreiz erregende Geruch entstand, die Klima- und Belüftungssysteme der Räumlichkeiten schafften es jedenfalls nicht, ihm Herr zu werden. Auch Pox’ olfaktorische Sensoren registrierten den Gestank, identifizierten ihn darüber hinaus als das gasförmige Abfallprodukt, das bei Zersetzung toter Lebewesen durch Bakterien entstand, allerdings war dem Roboter das Gefühl Ekel natürlich nicht gegeben.
    „Hier ist irgendetwas schreckliches passiert!“ flüsterte Bosz, der ahnte, was sie hier finden würden.
    Der erste Raum jenseits der Lifttür war offensichtlich der eigentliche Wohnbereich. Hier standen einige Schrankimitate, die eher funktional denn ästhetisch ausgerichtet zu sein

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