AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I
schienen. Durch das kleine Fenster fiel das schwache, künstliche Licht der Nachtbeleuchtung von Imperia, direkt darunter stand ein kleiner Arbeitstisch mit einem Computer, dessen Monitor gelegentlich flackerte. Ansonsten wirkte das Zimmer aufgeräumt und ordentlich, wenn man darüber hinaus von dem üblen Geruch absah.
Zwei Türen, beide geschlossen, führten aus dem Raum; auf der linken war das Symbol des Hygieneraumes zu sehen, hinter der rechten lag vermutlich das Schlafzimmer. Pox bewegte sich nach einem kurzen, oberflächlichen Optikscan des Raumes zu diesem Durchgang und ließ das Hologramm, welches eine geschlossene Tür imitierte, mittels Sensordruck verschwinden. Tatsächlich befand sich dahinter ein kleiner Raum ohne Fenster, in dem sich neben weiteren Ablageflächen ein unbenutztes Bett befand. Von hier stammte der üble Geruch jedenfalls nicht, daher verließ Pox das Zimmer wieder und öffnete auf die gleiche Art und Weise die Hygienekammer.
Szanta Bosz, der hinter dem Roboter stand, konnte ein Würgen nicht verhindern. Der Verwesungsgeruch war allgegenwärtig, und seine Quelle war nun deutlich erkennbar: Mit den Beinen noch in der Dusche, lag eine halb verweste Leiche auf den Metallfliesen des Raumes. Getrocknetes Blut verklebte die matte Bodenoberfläche.
Die Klimaanlage, obgleich unfähig, den Geruch zu unterbinden, hatte es geschafft, Insekten und anderes Getier von dem Toten fernzuhalten, doch selbst die sorgfältigen und im Grunde ausreichenden Hygienevorschriften in den Wohnhäusern Zenits war unzureichend gewesen, um die körpereigenen Bakterien von ihrem schrecklich anmutenden und doch natürlichen Zersetzungswerk abzuhalten. An vielen Stellen war die Haut des Toten aufgerissen und wund, bräunlich-grünes Fleisch kam darunter zum Vorschein. Die Gliedmaßen waren merkwürdig verdreht, wenigstens der rechte Arm schien mehrfach gebrochen zu sein. Ein Stück Knochen ragte aus der geplatzten Haut des Oberarms.
Mit der Emotionslosigkeit eines Roboters beugte sich Pox nach vorne, um den Toten aufzurichten. Ein Teil des Gesichtes war am Boden festgeklebt und löste sich vom darunterliegenden Knochen.
„Der Körper muss hier schon lange gelegen haben!“ stellte er fest. „Das Blut ist trocken, im Körper befindet sich kaum Flüssigkeit! Dass die Verwesung noch nicht weiter fortgeschritten ist, mag an der Filterfunktion der Klimaanlage liegen!“
Inzwischen hatte sich auch Szanta Bosz von dem Schreck erholt und betrachtete die Leiche, wenn auch nur von der Tür des Raumes aus.
„Das ist … das war Kapitän Ishabischu!“ sagte er mit bemüht ruhiger Stimme, obwohl es in seinem Innern anders aussah.
„Man hat ihn erschossen!“ stellte Pox nüchtern fest. „Ein Strahlenschuss hat seinen Brustkorb zerstört!“
Der gesamte Oberkörper des einstigen Soldaten schien unter großer Hitze geschmolzen und wieder erstarrt zu sein, er wirkte seltsam deformiert. Dass keine Anzug- oder Uniformreste in die Haut eingebrannt waren, lag daran, dass er beim Duschen und damit nackt erschossen worden war. Die Knochenbrüche waren womöglich die Konsequenz des darauffolgenden und durch die Wucht des Schusses sehr heftigen Sturzes gegen die Wand und im Rückprall aus der Duschkabine.
„Was ist da wohl passiert?“ fragte Bosz.
„Wir werden im Computer nachsehen, ob wir Hinweise finden!“ erwiderte Pox und erhob sich.
Sie wurden tatsächlich fündig. Schon beim Aktivieren des Rechners fanden sie eine Nachricht, die dem Toten geschickt worden war. Es handelte sich dabei um ein einziges Wort. „Abgelehnt!“ war zu lesen, ohne dass ein Absender erkennbar war. Immerhin enthielt diese Textbotschaft wohl noch jene Anfrage, auf welche diese Absage als Antwort geschickt wurde, und die ihrerseits von dem getöteten Ishabischu gesendet worden war.
Der Kern dieser Anfrage lautete: „Das Ausmaß der Kollaboration übersteigt inzwischen meine Auffassungsgabe, und ich weiß nicht, ob ich dem gewachsen bin! Ich bitte Sie also, mich aus meinen Pflichten zu entlassen! Sie können sicher sein, dass ich auf immer ein Befürworter Ihrer Sache sein werde!“
Es folgten noch einige Grüße und Beteuerungen über Sympathisierungen.
„Offensichtlich hat Ishabischu Angst bekommen, als man ihm tiefere Einblicke in den Orden der Cahaizo gewährte!“ stellte Pox fest. „Und so hat er um seinen Austritt gebeten!“
„Aber die Geretteten lassen niemanden einfach so gehen!“ ergänzte Bosz mit einem Anflug ironischen
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