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Ada liebt

Ada liebt

Titel: Ada liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Balschun
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hinzubekommen, was auch
immer, und wir mieden alles, was uns festlegen würde für mehr als einen Tag,
denn für die Wochenenden ging es so, jedenfalls erst mal, und die Zukunft kam
später.
    Insgeheim wussten wir, dass ich nie
eine Bäuerin und Bo nie kein Bauer sein würde, aber wir fühlten einander und
machten ansonsten die Augen zu. Vielleicht übersahen wir deshalb die dröhnende
Lawine, die uns mit einem Schlag mitten im blühendsten Sommer überrollen
sollte, und vielleicht setzte sie sich schon in Gang, als wir Tante Rosi unter
die Erde brachten.
    Ich habe keine Gummistiefel, sagte Leo
am Telefon und Elisabet lachte im Hintergrund auf, sagte dann aber streng, Leo,
und ich sagte, dann bis um acht, und dachte an Leo und Bo und fragte mich, was
wir reden sollten.
    Solche Abende waren üblich, ich kannte
das von meinen Eltern. Meine Mutter kochte aufwendig, mein Vater holte mit
einem Bastkorb Bier und Wein aus dem Keller und meine Mutter maßregelte ihn,
wenn es nicht schnell genug ging. Wir verdursten, rief sie laut in die Runde
und mein Vater verlangsamte trotzig seinen Schritt, während die Gäste irritiert
in ihre vollen Gläser guckten.
    Ich konnte mich an ihre Gespräche
nicht erinnern, nur daran, dass meine Mutter immer sagte, los, du musst etwas
sagen, und mein Vater wusste nicht, was, und sie sagte, ein kurzes Hallo, die
Erlaubnis, das Glas zu heben.
    Mein Vater verzog dann das Gesicht,
erhob sich umständlich und nahm sein Glas in die Hand und sagte, schön, dass
ihr da seid, ihr habt ja gehört, was sie sagt, trinkt nur zu, und er hob sein
Glas an die Lippen und alle anderen auch. Dann ging das Lachen los und um elf
wurde die Musik laut aufgedreht.
    So etwas wollte ich nie, und ich hatte
nie mehr als eine Person zu mir eingeladen. Ich war auch nie mit mehr als einer
Person befreundet gewesen. Auch Leo und Elisabet waren gewissermaßen eine
Person geworden, weil sie ständig zusammen waren, und ich wusste nicht, ob Bo
und ich auch zu einer Person geworden waren. Er wollte, dass sie kommen. Ich
wusste nicht, warum.
    Was soll das, Bo, sagte ich und Bo
ließ den Weinöffner sinken. Ich dachte, du freust dich, sagte er, es sind deine
Freunde und sie kennen mich nicht. Sie kennen mich auch nicht, sagte ich und Bo
lächelte und sagte, Ada, deine Ansprüche sind zu hoch. Ich fragte ihn, welche,
und Bo sagte, alle, auch die an dein Leben, und ich fragte mich, ob Bo das
ernst gemeint hatte, denn die können doch nun wirklich nicht hoch genug sein.
    Die Haustürklingel schellte und Bo
strich sich eine Locke aus dem Gesicht. Er sah mich an und sagte, ich mache das
alles für dich, Ada, mir genügt ein Abend mit Siegfried. Er legte den
Weinöffner nicht aus der Hand, als er zur Tür ging.
    Ich wollte mich nicht mit Bo streiten
an diesem Abend, eigentlich gar nicht mehr, aber an Gesprächen wie diesen
merkte ich, dass das nicht ging, der Streit nicht und vielleicht auch das mit
Bo nicht, aber ich sagte nichts dazu, denn Leo kam herein mit seinem breiten
Grinsen, er hatte sich Gummistiefel angezogen und seine blassen Augen musterten
die alten Möbel von Bo.
    Er hat ja Bücher, sagte Leo und ging
zu dem Regal, in dem meine Bücher standen. Liest Bo nur Frauenbücher, sagte Leo
und Bo kam herein und sagte, nein, ich kann gar nicht lesen, als Landwirt
brauchst du das nicht, die gehören Ada und sie liest mir daraus vor. Leo
stellte das Buch zurück ins Regal und ich dachte, wie peinlich, dass Leo so
etwas für Frauenliteratur hält.
    Bo hatte Fasan gekocht und Kartoffeln
und Kohl und es gab Pilze in Käsesauce und zum Nachtisch Kakaocreme. Ich hatte
nur den Tisch gedeckt, dann geht nichts schief, hatte Bo gesagt. Leo lehnte
sich zufrieden zurück und sagte, das war gut, ist noch Wein da, und Bo schenkte
ihm nach.
    Leo fragte, welcher Jahrgang, und Bo
zuckte die Achseln. Hauptsache, er schmeckt, sagte er und ich dachte daran, wie
er die Trauben roch mit geweiteten Nasenflügeln. Leo sagte, nein, auch der
Jahrgang ist wichtig, wenn man den kennt, weiß man, ob er schmeckt, und Bo
wurde wütend und fragte, hast du keine Zunge, und Leo sagte, doch, frag Ada.
    Elisabet sah mich an und ich sagte,
ich hole den Nachtisch. Sie folgte mir in die Küche. Sie sagte nichts, sie
stand hinter mir und lehnte sich an Bos Arbeitsfläche, ich stellte die
Schüsseln auf den Küchentisch und schaufelte Kakaocreme hinein. Es ist nichts,
sagte ich. Ich weiß, sagte Elisabet.
    Er weiß nichts von dem Baby, sagte sie
und ich wusste, warum. Leo

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