Adairas Erbe
einnahm.
Nach einigen Tagen fiel es ihr überhaupt nicht mehr schwer, die Realität auszublenden und sich der Illusion hinzugeben, dass sie in einem freundlichen, netten Urlaubsdomizil sei.
Es machte einfach Spaß, wieder eine normale Siebzehnjährige zu sein, die mit ihren Freunden eine gute Zeit hatte.
Eonan bemühte sich sehr um sie und ihr Verhältnis war so gut wie lange nicht. Finn machte, für seine Verhältnisse, auch gut Wetter bei DeeDee, aber die zeigte ihm die kalte Schulter. Finn meinte zu Eonan, dass sie nur beleidigt sei, aber Caya war sich ziemlich sicher, dass der Grund für ihr Desinteresse eher in ihrer wachsenden Begeisterung für Jeremy zu suchen war.
DeeDees Brüder und Evan empfanden den Bienenkorb als eine Art überaus luxuriöses Abenteuercamp, dass jede Art von Unterhaltung und Zerstreuung bot. Wenn sie mal nicht auf den Pferden durch den Park galoppierten, durchstreiften sie das weitläufige Anwesen oder durchstöberten die Scheunen und Nebengebäude.
Brian schien ein Auge auf Amy geworfen zu haben. Er begegnete ihr auffällig oft, wenn sie zufällig irgendwo hin ging und wurde rot wie eine Tomate als Broc ihn, in seiner charmanten Art, darauf ansprach.
Die Tage wurden immer kürzer und das nasskalte Novemberwetter ging über in einen eisig kalten Dezember. Weihnachten rückte näher und Caya fand es zur Abwechslung einmal wieder schön, passendes Winterwetter zu haben, obwohl sie die Wärme der Insel und das satte Grün der Bäume vermisste.
„Willst du eigentlich für den Rest deines Lebens hier in den Tag hinein leben, oder machst du dir gelegentlich auch Gedanken darüber, wie es weitergehen soll?“, ranzte Broc sie an, als sie es ich gerade mit einem Buch und einer Tasse Tee in einem der Sessel des Salons gemütlich gemacht hatte.
„Wenn du mich so fragst,- ich hätte nichts dagegen von dem ganzen Kram nichts mehr mitzukriegen,“ fauchte sie zurück.
„Ich hab nämlich meinen Teil an Elend, Kummer und menschlicher Dummheit ertragen. Sollen doch andere sich mit dem Scheiß herumschlagen!“
Sie versteckte sich hinter ihrem Buch.
„Adairas Erbin begnügt sich also damit die Zeit totzuschlagen und drittklassige Taschenbücher zu lesen! Hah!“
„Hey! Das ist eine Bestseller Autorin!“
„Meinetwegen kann sie den Nobel-Preis abräumen,- du bist eine Lusche, Caya!“
Broc stand breitbeinig vor ihr und hatte die Arme über seiner Hühnerbrust verschränkt.
„Nenn mir einen vernünftigen Grund, warum ich mich weiterhin mit den Irren auf beiden Seiten herumschlagen soll!“
„Deshalb!“ Er warf ihr etwas in den Schoß und stapfte aus dem Zimmer.
Es wa r ein schwerer, silberner Bilde rrahmen, der normalerweise auf dem Kaminsims der Bibliothek stand. Es zeigte Caya, ihre Mutter und Niall, der lachend seine Arme um sie gebreitet hatte. Sie starrte auf das Bild und spürte wie ihr das Wasser in die Augen stieg.
Sie fand Broc am Grab von Adaira. Niedergeschlagen stand er da, im stummen Zwiegespräch mit seiner geliebten Gefährtin. Schnee rieselte leicht und legte sich auf seine kleine Gestalt. Mit hängenden Schultern, den Kopf gebeugt, starrte er auf den Grabstein. Er war so vertieft, dass er Cayas Kommen gar nicht registrierte.
Sie legte ihm sanft die Hand auf seine kleine Schulter.
„Komm wieder rein. Es ist saukalt und wir haben einen Schlachtplan zu entwerfen.“
Er hob den Kopf und sah sie an.
„Ich brauch einen kampferprobten Gargoyle, der in der Lage ist Ärsche zu treten und mir den Rücken zu decken,- oder soll ich Drusilla fragen, ob sie Zeit hat???“
„Hah! Die würde dir vermutlich bei der erste n Kathedrale die sie erblickt, a bhanden kommen und im Beichtstuhl verschwinden.“
Er sprang auf ihre Schulter.
„Was schlägst du vor?“, fragte sie ihn.
„Ich denke, wir sollten uns einmal mit deiner Urgroßmutter zu dem Thema austauschen.“
Sie gingen zum Haus zurück und betraten es durch den Westflügel, in dem Kylas Zimmer war. Natürlich hatte Caya sie seit ihrer Ankunft schon besucht, da sie aber reichlich zerbrechlich und gesundheitlich stark angeschlagen war, hatte sie darauf verzichtet mit ihr die Dramen der letzten Monate zu besprechen und war im seichten Fahrwasser geblieben.
Sie klopfte an ihre Tür. Sie bat sie, mit dünner Stimme, herein.
„Stören wir, Gran?“
„Natürlich nicht Kind! Wenn man noch etwas mehr Rücksicht auf mich nimmt, rutsche ich vor Langeweile tot vom Sessel. Setzt
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