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Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Titel: Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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schnitt ihm mit einem Schlag in den Magen das Wort ab. Der Fahrer klappte zusammen, und der Blonde entriss ihm das Gewehr. Er zielte auf die Frau mit dem Kind.
    »Vielleicht gehorcht ihr jetzt! Junge, du legst die Waffe auf den Boden. Mädchen, du lässt sie auf die Sitzbank vor dir fallen.« Er brüllte nicht, sondern redete in einem ganz normalen Tonfall. Er schien nicht im Geringsten angespannt zu sein. »Oder die Mami und ihr Nachwuchs bezahlen für euren Ungehorsam.«
    Die Frau schrie auf, presste das Kind gegen die Brust und wandte dem Mann den Rücken zu. Sie starrte Adam mit riesigen Augen an. »Bitte!«, flehte sie. »Bitte!«
    Adam versuchte, die Situation und seine Chancen in wenigen Sekunden zu erfassen, so wie er es während der Ausbildung gelernt hatte.
    Shawi hatte den Mann im Visier. Aber der blonde Hüne zielte weiterhin auf die Frau, sodass Adam keine freie Schussbahn hatte. Hinter ihnen wimmerten noch weitere Fahrgäste. Sie waren ebenfalls in Gefahr. Bernard und Khaled hockten völlig regungslos auf ihren Plätzen, als würden sie schlafen. Der Busfahrer kroch röchelnd auf allen vieren zum Ausgang.
    »Legt die Waffen auf den Boden«, sagte Virginia Zimunga leise. »Sofort!«
    Adam zögerte.
    »Dann wird er uns alle erschießen«, stieß Shawi hervor.
    »Das ist ein Befehl!«, beharrte die Zauberin.
    Adam bückte sich und legte die Pistole ganz langsam in den Mittelgang. Shawis Gesicht verzog sich zu einer Grimasse der Verzweiflung, als sie sich widerwillig über die Lehne beugte, um die Waffe auf die leere Sitzbank vor ihr fallen zu lassen.
    »Gut!« Der Mann nickte ihnen zu. Er richtete den Lauf des Gewehres auf Shawi.
    Der Schuss krachte.
    Adam wollte herumwirbeln in dem absurden Versuch, schneller als die Kugel zu sein, um Shawi aus der Schusslinie stoßen.
    In seinem Kopf war plötzlich ein lautes Dröhnen, als be­fände er sich im Innern einer riesigen Glocke. Er erstarrte inmitten der Bewegung. Die Welt um ihn herum versank in einem undurchdringlichen Nebel.
    ***
    Ein zweiter Schuss. Laut und unmittelbar.
    Adam verlor das Gleichgewicht und prallte gegen Shawi. Der undurchdringliche Nebel war verschwunden. Das Innere des Busses tauchte wieder vor seinen Augen auf. Doch etwas hatte sich verändert: Virginia Zimunga stand aufrecht vor ihrem Sitz und hielt einen winzigen Revolver in ihren Händen.
    »Was zum …?!«, entfuhr es Adam.
    Die Frau hockte auf dem Mittelgang und schützte ihr Kind mit dem eigenen Körper. Sie schien unverletzt. Shawi richtete sich auf. Auch ihr war nichts geschehen.
    Der blonde Mann lag auf dem Rücken. Die Augen weit geöffnet. Er bewegte sich nicht. Adam hob seine Waffe auf und eilte zu ihm. Der Fremde war tot. Eine Kugel hatte ihn in die Stirn getroffen. Adam blickte fragend zu Virginia Zimunga. Die Zauberin schloss die Augen, seufzte tief und ließ die Waffe in ihrem Gewand verschwinden. Sie schwankte ein wenig und musste sich am Vordersitz abstützen.
    »Ich bin eine schlechte Schützin«, sagte sie leise. Die Zauberin ließ sich auf den Sitz fallen und atmete schwer. Adam nahm das Gewehr des Busfahrers an sich und eilte zu ihr. Virginia Zimunga schien um Jahre gealtert.
    »Wie haben Sie das gemacht?«, fragte Adam.
    Die verbliebenen Fahrgäste stürmten unter der lautstarken Führung von Mama Davina ins Freie.
    Shawi griff eine der im Bus verstreuten Wasserflaschen von Mama Davina, öffnete sie und reichte sie Virginia Zimunga. Die Zauberin trank gierig.
    »Ich hatte keine andere Wahl«, sagte sie dann anstelle einer Antwort. »Er hätte uns erschossen.«
    »Es war so, als wäre ich eingefroren«, meinte Shawi.
    »Ich musste die Zeit anhalten, sonst wäre Shawi getroffen worden«, erklärte Virginia Zimunga. »Mehr als zwei Sekunden waren allerdings nicht möglich.« Sie deutete auf die Heck­scheibe des Busses. Dort klaffte ein kreisrundes Loch.
    Adam sah sie verständnislos an. »Ich verstehe kein Wort.«
    Virginia Zimunga griff nach seiner Hand. »Es ist eine der schwierigsten und gefährlichsten Handlungen, zu denen ich fähig bin. Ich werde das vielleicht noch ein einziges Mal in meinem Leben schaffen. Zu mehr reicht meine Energie nicht. In diesen knappen zwei Sekunden bin ich die einzige Person, die noch handlungsfähig ist.«
    »Heißt das, Sie haben mich in der Zeit aus der Schusslinie gebracht, Ihre Waffe hervorgeholt und auf den Mann geschossen?«, fragte Shawi ungläubig.
    Virginia Zimunga nickte. »Verliert darüber kein Wort. Selbst innerhalb der

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