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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Ihnen auch kein Zacken aus der Krone gefallen, hätten Sie mich zum Lunch oder zum Abendessen ausgeführt, um mir die Hiobsbotschaft mitzuteilen. Oder sind Sie ebenso knauserig wie unloyal und feige? Vielleicht hatten Sie auch bloß Angst, ich könnte Sie blamieren, indem ich in die Suppe flenne. Aber dafür bin ich viel zu zäh, das werden Sie schon noch merken. Tod auf Paradise Island abzulehnen wäre auch im Rahmen solch einer persönlichen Begegnung noch unfair, ungerecht und undankbar gewesen, aber wenigstens hätte ich Ihnen das dann ins Gesicht sagen können. Statt dessen kann ich Sie jetzt nicht mal telefonisch erreichen, was mich freilich nicht wundert. Wenn diese blöde Ziege, die Blackett, auch sonst zu nichts taugt – aber Anrufe zu blockieren, darauf versteht sie sich. Na ja, das Manöver beweist immerhin, daß selbst Sie nicht ganz frei von Schamgefühl sind.
    Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was ich für Peverell Press getan habe, lange bevor Sie dort das Heft in die Hand bekamen? Mein Gott, was für ein Unglückstag für den Verlag war das! Dreißig Jahre lang habe ich pro Jahr ein Buch herausgebracht, lauter Bestseller, und wenn die Verkaufszahlen der letzten Titel etwas enttäuschend waren, wessen Schuld ist das? Was haben Sie denn je unternommen, um meine Bücher so zu bewerben, wie es mir und meinem Ruf zusteht? Heute nachmittag zum Beispiel habe ich eine Signierstunde in Cambridge. Aber wer hat die Buchhandlung dazu überredet, die anzusetzen? Ich! Und wie üblich werde ich allein hingehen. Dabei sorgen doch die meisten Verleger dafür, daß ihre Starautoren angemessen begleitet und betreut werden. Aber meine Fans werden dasein, und sie werden kaufen. Ich habe eine treue Lesergemeinde, die darauf vertraut, daß ich ihnen liefere, was sie derzeit anscheinend von keinem anderen Kriminalschriftsteller kriegen können, nämlich eine solide, gut geschriebene Krimihandlung ohne Sex und brutale Gewalt und ohne die obszöne Sprache, von der Sie offenbar glauben, daß das heutige Publikum danach verlangt. Wenn Sie so wenig Ahnung davon haben, was dem Leser wirklich gefällt, dann werden Sie Peverell Press noch schneller in den Bankrott treiben, als es die Verlagswelt heute schon voraussagt. Ich werde mir natürlich überlegen müssen, wie ich meine Interessen am besten wahren kann.
    Falls ich zu einem anderen Verlag wechseln sollte, erwarte ich, daß ich meine Backlist mitnehmen kann. Bilden Sie sich bloß nicht ein, daß Sie mich in die Wüste schicken und diese Goldgrube trotzdem weiter ausbeuten können. Und da ist noch etwas. Diese rätselhaften Vorfälle bei Peverell haben bezeichnenderweise erst begonnen, als Sie den Posten des Geschäftsführers übernahmen. An Ihrer Stelle wäre ich auf der Hut! Immerhin hat es in Innocent House schon zwei Todesfälle gegeben.
    Kate sagte: »Ich frage mich, ob auch das nur ein Entwurf ist und ob sie die Endfassung tatsächlich abgeschickt hat. Normalerweise hat sie ihre Briefe anscheinend auf der Maschine getippt, aber zu diesem hier finde ich keinen Durchschlag. Falls sie ihn abgeschickt hat, hielt sie ihn vielleicht handgeschrieben für wirkungsvoller. Und dann wäre das hier die Kopie.«
    »Unter der Korrespondenz in Etiennes Büro haben wir keinen solchen Brief gefunden. Ich tippe darauf, daß sie ihn nicht abgeschickt hat. Statt dessen rief sie noch mal in Innocent House an und bestand darauf, mit Etienne verbunden zu werden. Als auch dieser Versuch erfolglos blieb, fuhr sie zu ihrer Signierstunde nach Cambridge, und als sie hörte, daß die von Peverell aus abgesagt worden war, kehrte sie völlig außer sich nach London zurück und beschloß, Etienne noch am selben Abend aufzusuchen. Die meisten in seiner Umgebung scheinen gewußt zu haben, daß er donnerstags länger arbeitete. Vielleicht hat sie ihm ihr Kommen auch telefonisch angekündigt. Er hätte ihr unter den Umständen eine Unterredung schließlich kaum verweigern können. Und wenn sie ihn unter seiner Privatnummer anrief, konnte Miss Blackett den Anruf auch nicht abfangen.«
    »Wenn sie schon den ersten Brief mitnahm«, sagte Kate, »dann ist es doch merkwürdig, daß sie nicht auch diesen hier eingesteckt und Etienne gegeben hat. Möglicherweise hat sie das ja auch gemacht, und entweder Etienne oder sein Mörder zerriß und vernichtete später das Schreiben.«
    »Das halte ich für unwahrscheinlich. Was ich mir eher vorstellen könnte, ist, daß sie die an alle Gesellschafter adressierte

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