Adam liebt Eve
erkundigten sie sich bei einigen Stellenvermittlungen. Ohne viel Hin und Her entschieden sie sich für Nan Perry. Sie war Ende dreißig, verheiratet, hatte zwei halbwüchsige Söhne und war bisher in einem Hotel beschäftigt gewesen, doch die langen Arbeitszeiten waren ihr zu viel geworden.
Sie war Dan und Jocelyn auf Anhieb sympathisch und konnte zudem gleich anfangen.
Beruhigt, dass nun jemand im Haus war, während er in der Firma arbeitete, beendete Dan seinen Urlaub.
Jocelyn fühlte sich allerdings sehr einsam ohne ihn. Das Haus wirkte seltsam leer und verlassen, wenn er fort war. Wenigstens hatte sie Nan, doch die nahm ihr nur Arbeit ab, die sie selbst hätte erledigen können. Daher hatte Jocelyn zum ersten Mal seit langer Zeit für sich und beschloss, sich mit dem neuen Computer vertraut zu machen und Sam Armstrong regelmäßig zu schreiben, damit er sich nicht ausgeschlossen fühlte. Sie war so in ihrem Element, dass sie auch gleich eine Glosse über die Freuden einer werdenden Mutter an ihre Redaktion schickte. Der Chefredakteur war begeistert und bat sie, bis zur Geburt regelmäßige Kolumnen darüber zu schreiben und anschließend über die humorvolle Seite des Lebens mit einem Neugeborenen.
Wenn das nur gut geht, dachte Jocelyn. Sicher war es gar nicht so einfach, humorvolle Geschichten aufzuschreiben, wenn man Tag und Nacht mit einem schreienden Baby beschäftigt war.
Bald stand Weihnachten vor der Tür, und es kamen Einladungen aus Warwickshire und Dorset.
“Wo möchtest du gern feiern?”, fragte Dan eines Abends beim Essen.
“Am liebsten hier. Könnten wir nicht deinen Vater zu uns einladen?”, bat Jocelyn.
Er lächelte herzlich. Offenbar freute ihn dieser Vorschlag ganz besonders. “Möchtest du das wirklich?”
“Ja.” Sie erwiderte sein Lächeln und war plötzlich so erfüllt von ihrer Liebe zu diesem wunderbaren, sexy Mann, dass sie ihm am liebsten gestanden hätte, was sie für ihn empfand. Doch dann behielt sie es für sich.
“Heute Abend sehen Sie besonders hinreißend aus, Mrs Armstrong”, sagte Dan zärtlich.
Das Kompliment freute sie, weil sie sich besonders sorgfältig zurechtgemacht hatte. “Aber nur im Sitzen”, antwortete sie übermütig. “Wenn ich aufstehe, ist die schöne Illusion dahin.”
“Nicht für mich.”
“Danke.” Jocelyn errötete verlegen. “Meinst du, dein Vater nimmt unsere Einladung an?”
“Wenn du sie aussprichst, ganz bestimmt.” Dan lächelte. “Vater hat dich ins Herz geschlossen, Jocelyn.”
“Ich habe ihn auch sehr gern.”
“Es war nett von dir, ihm zu schreiben.” Er streichelte ihre Hand. “Francis hat vorhin im Büro angerufen, um zu hören, wie es dir geht. Und stell dir vor, was er mir erzählt hat: Vater hat sich dazu überreden lassen, Francis endlich mit dem Vornamen anzureden.”
“Du meine Güte.” Sie lachte. “Sobald wir nach der Geburt reisen können, fahren wir nach Eastlegh und zeigen unsere Kleine vor.”
Dan widmete sich wieder seinem Essen. Erst nach einiger Zeit bemerkte er, dass sie kaum etwas zu sich genommen hatte. “Was ist los? Hast du heute Abend keinen Hunger?”
“Nein. Ich hätte vorhin mit Nan keinen Kuchen essen sollen.”
“Wie macht sie sich eigentlich?”
“Sehr gut.” Jocelyn lächelte. “Sie hat sich eine lange Liste mit Telefonnummern gemacht, damit sie gleich überall anrufen kann, wenn Miss Baby auf die Welt will.”
“Prima. Aber wenn es so weit ist, rufst du mich doch selbst an, ja? Wenn es geht.”
“Natürlich.”
Da Jocelyn genau wusste, wann sie das Kind empfangen hatte, war sie sicher, dass ihre Tochter am vierzehnten Februar, dem Valentinstag, zur Welt kommen würde. Sie lächelte bei dem Gedanken, die Kleine Valentine zu nennen. Damit wäre Dan kaum einverstanden.
Als Jocelyn am nächsten Tag von ihrem üblichen Spaziergang in Kew Gardens kam, fröstelte sie auf dem Rückweg. Es wehte ein eisiger Wind.
An der Tür kam Nan ihr bereits aufgeregt entgegen. “Wo waren Sie denn so lange? Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Kommen Sie, geben Sie mir den Mantel, und legen Sie sich aufs Sofa. Ich bringe Ihnen Tee, dann wird Ihnen gleich wieder warm.”
Doch der Tee half auch nichts, und Jocelyn ließ sich überreden, ins Bett zu gehen. “Mir tut alles weh”, gestand sie, als Nan ihr die Kissen zurechtrückte. “Wahrscheinlich habe ich mich erkältet.”
“Soll ich den Arzt rufen?”, fragte Nan.
“Nein, es ist sicher nur ein Schnupfen.” Jocelyn kuschelte
Weitere Kostenlose Bücher