Adam liebt Eve
beleidigt die Schultern. “Okay, es wäre leichter für mich gewesen. Sieh mal, Jocelyn, wir hatten uns doch schon seit Monaten nichts mehr zu sagen.” Er straffte die schmalen Schultern und sah ihr in die Augen. “Ehrlich gesagt, ich mache mir nichts mehr aus dir. Du bist älter als ich, ehrgeiziger, du verdienst mehr Geld, du bist sogar größer als ich. In deiner Gegenwart fühle ich mich klein und unbedeutend, das ertrage ich einfach nicht mehr.”
“Ach, so ist das.” Sie funkelte ihn wütend an. “Das war es dann wohl. Unser gemeinsames Jahr hat dir also überhaupt nichts bedeutet?”
“Ist es nur ein Jahr gewesen?”, fragte er ungewollt grausam. “Ich dachte, es wäre viel länger gewesen. Wie auch immer. Jedenfalls tut es mir leid, dass es so enden muss. Schade, dass du nach Hause gekommen bist, bevor ich …”
“Bevor du dich davonstehlen konntest?”
“Bitte nicht, Jocelyn. Lass uns doch wenigstens Freunde bleiben.” Bittend umfasste er ihren Arm.
Jocelyn schüttelte ihn ab wie eine lästige Fliege. Plötzlich ertrug sie es nicht mehr, von ihm berührt zu werden. “Nimm deine Sachen, und verschwinde. Zu dumm, dass ich ausgerechnet heute früher nach Hause kommen musste. Sonst hättest du dich ungesehen davonschleichen können.”
Peter wich beleidigt zurück. “Wieso bist du heute eigentlich früher gekommen?”
Sie biss die Zähne zusammen. “Mir war eben danach. Leb wohl, Peter!”
Er kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu, überlegte es sich jedoch schnell anders, als er ihre Miene sah. “Ja, leb wohl, Jocelyn. Ich wünschte, es wäre anders gelaufen. Wenn ich das Athena-Projekt bekommen hätte …”
“Dann wäre ich immer noch älter und größer als du.” Jocelyn lächelte traurig. “Ich hätte nie gedacht, dass es so wichtig sein könnte.”
“Am Anfang war es das auch nicht”, antwortete er leise.
“Sag mir die Wahrheit, Peter. Das schuldest du mir.”
Peter runzelte die Stirn. “Aber das ist die Wahrheit. Eigentlich wollte ich das alles gar nicht sagen – das mit deinem Alter und deiner Größe.”
Sie hatte ihn ungeduldig angesehen. “Ja, schon gut. Ich möchte nur wissen, ob es eine andere Frau gibt.”
“Du liebe Zeit, bloß nicht”, hatte er mit unmissverständlicher Offenheit geantwortet. “Mit dir hatte ich mehr als genug zu tun, Jocelyn. Für eine andere Frau haben mir die Zeit und die Energie gefehlt.”
Jocelyn hatte Adam die ganze Geschichte wie in Trance erzählt. Als sie jetzt aufsah, bemerkte sie seine angewiderte Miene und freute sich über seine Reaktion. “Das brachte das Fass endgültig zum Überlaufen”, fuhr sie fort. “Ich habe eine fürchterliche Szene gemacht und ihm den Ring vor die Füße geworfen. Sowie Peter mit seinem Gepäck verschwunden war, habe ich eine Spedition beauftragt, seine Sachen abzuholen und zu seinen Eltern zu bringen. Ich habe nur das Sofa und das Bett behalten. Diese Möbel kann er zurückhaben, sobald ich etwas Neues gekauft habe.”
Adam sah sie prüfend an. “Sie haben niemandem davon erzählt?”
“Nein, Sie sind der Einzige, der jetzt Bescheid weiß.”
“Sie haben es nicht einmal mit Ihren Eltern besprochen?”
“Ich habe keine Eltern mehr. Und Anna wollte ich vor ihrer Verlobungsfeier nicht mit meinen Problemen belasten. Ich habe behauptet, Peter sei auf einem Lehrgang und könne nicht kommen. Sie wohnt in Warwickshire, es war also recht einfach, ihr die Angelegenheit zu verschweigen.”
“Jetzt verstehe ich, warum Sie nicht in Partystimmung waren”, sagte Adam trocken.
Sie verzog das Gesicht. “Es war schrecklich anstrengend, mich zu verstellen. Als ich es schließlich nicht mehr ausgehalten habe, bin ich auf den kleinen Balkon verschwunden.”
Adam lächelte. “In Anbetracht der Umstände waren Sie erstaunlich höflich, als ich mich zu Ihnen gesellt habe.”
Jocelyn lächelte schuldbewusst. “Am liebsten hätte ich Ihnen die kalte Schulter gezeigt, damit Sie sofort wieder verschwinden. Aber dann war ich eigentlich doch ganz froh, Gesellschaft zu haben. Wahrscheinlich wäre ich sonst in Selbstmitleid versunken. Es war sehr nett, dass Sie mich davor bewahrt haben.”
Er schüttelte den Kopf. “Ich bin bestimmt kein edler Ritter, Eve. Wenn Sie weniger hübsch wären, hätte ich sicher auch Mitleid mit Ihnen gehabt, aber ich hätte nichts unternommen, um Sie aufzumuntern.”
“Wenigstens sind Sie ehrlich.”
“Ich versuche es. Sie sind mir gleich aufgefallen. Als Sie sich dann auf
Weitere Kostenlose Bücher