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Adamas Freunde (Nicht von hier) (German Edition)

Adamas Freunde (Nicht von hier) (German Edition)

Titel: Adamas Freunde (Nicht von hier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurent Bach
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umgesetzt? Jean Luc zu einem fingierten Treffen gerufen, um ihn – zu
töten? Und Adama hatte er vorher fort geschickt und war auf der anderen Straßenseite
an ihm vorbeigehuscht.
„Hast du? Hast du?“, keuchte er und versuchte, seine Angst und Verwirrung hinunter zu
schlucken.
„Alles ist gut, Adama, keine Angst, ich helfe dir!“ Modibo blieb stehen und hielt ihn am
Arm fest. Ganz ruhig war sein Gesicht jetzt, nur blasser als sonst.
„Hörst du? Kein Wort mehr. Es wird alles gut. Mach dir keine Sorgen.“
Mit Mühe konzentrierte sich Adama auf diesen Trost. Er nickte und ließ Modibo
gewähren, der ihn unterhakte und ohne auffällige Eile mit ihm davon ging, bis sie die
Ecke zur Rue Lorraine erreichten. Adama spürte, wie sein Freund nach einer gewissen
Wegstrecke aufatmete. Am liebsten hätte er geweint, doch er durfte keine Trauer
zeigen. Was war mit Jean Luc geschehen? War er tot? Er konnte Modibo nicht böse
sein, er hatte es gut mit ihm gemeint. Vermutlich hatte er heute Vormittag mehr besorgt
als Brot und Kuskus. An eine Waffe heranzukommen, war keine Schwierigkeit, und
Modibo hatte in den letzten Tagen gutes Geld eingenommen. Er glaubte wohl jetzt, dass
alle Probleme beseitigt waren. Adama schluchzte kurz auf, es schüttelte ihn.
„Du bist ein tapferer Kerl, Adama. Am besten, wir vergessen diese Sache, nicht wahr?
Alles ist erledigt und vorbei, oder?“
„Ja“, räusperte sich Adama. „Erledigt und vorbei.“
Wieder klatschten ihre Hände zusammen, obwohl Adama alle Mühe hatte, seine
Fassung zu bewahren. Er schleppte sich weiter, begleitet von seinem Freund, der ihm
hin und wieder eine Hand auf die Schulter legte. Schließlich erreichten sie ihren
Wohnblock und stießen die Haustür auf, die ohnehin immer offen stand. Adama hörte
nicht die Geräusche der Fernseher in den Wohnungen oder das Rauschen der
Toilettenspülungen. In seinen Ohren klangen immer noch die Schüsse und der Schrei,
sicher der Schrei seines Geliebten. Er war vielleicht tot und er würde nie wieder die
Grübchen auf seinen Wangen sehen. In seinem Zimmer angekommen, ließ er sich auf
dem Bett nieder und stützte seinen Kopf auf die Hände. Modibo kam zu ihm hinein und
drückte ihm eine Tablette in die Hand.
„Hier, nimm. Damit kannst du schlafen.“
Automatisch nahm Adama die Pille entgegen und schluckte sie ohne Wasser hinunter.
Er hätte jetzt alles geschluckt, Hauptsache, er fühlte nichts mehr. Modibo setzte sich
neben ihn. Schweigende Minuten vergingen. Fenster wurden geschlossen, irgendwo
heulte ein Auto auf.
„Es musste sein, nicht wahr?“ sagte Modibo leise und schaute auf die zerschrammten
Bodendielen.
„Ja.“
„Nun können wir wieder zum Sacre Coeur. Wie gewohnt.“
„Ja.“
„Das ging ja gar nicht, dass er was von dir wollte. Er hätte dich nicht in Ruhe gelassen,
oder?“
„Nein.“
Adama legte sich mit Schuhen auf das Bett. Modibo verstand den Wink und erhob sich.
„Schlaf gut.“
„Du auch.“
    Es war die letzte Schlaftablette gewesen, doch es hatte Modibo nichts ausgemacht, sie
weiterzugeben. Obwohl er sie selbst hätte gebrauchen können. Er stellte den kleinen
Fernseher an, den der Vormieter ihnen hinterlassen hatte, und zappte sich durch die
Kanäle. Das war genauso wirksam wie eine Tablette und verlieh dieser seltsamen Nacht
einen halbwegs normalen Anstrich. Er strich sich über das Kinn und schüttelte den Kopf.
Ohne auch nur die geringste Aufmerksamkeit dem Programm zu widmen, ließ er noch
einmal das Erlebnis vor seinem inneren Auge ablaufen. Abdul hatte auf sein Klingeln
nicht geöffnet, also war er Adama nachgeeilt. Auf einmal hatte er Schüsse gehört und
Adama an der Ecke eines Wohnblocks stehen sehen, halb verborgen, die rechte Hand
gegen Jean Luc erhoben, der bereits auf den Knien lag. Er hatte nicht mitbekommen,
dass Adama die Waffe fallengelassen hatte, doch so musste es wohl gewesen sein. Ob
Jean Luc ihnen aufgelauert hatte? Hatte Adama die Waffe heute gekauft? Die
Fingerabdrücke darauf würden der Polizei nicht weiterhelfen. Doch jetzt bedauerte er,
nicht genauer gefragt zu haben. Nun war es zu spät, um die Tatwaffe richtig
verschwinden zu lassen. Adama stand natürlich unter Schock, es war schließlich nicht
leicht, einen Mann zu töten, auch wenn sein Freund einen Rebellenangriff in Mali und
einen Sturm auf dem Mittelmeer überlebt hatte. Er tat nur so hart und hatte seine
Aufregung den ganzen Tag mit einer täuschend echten guten Laune kaschiert. Dass er
es wirklich getan hat,

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