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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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finanzielle Unterstützung von außen, getan.
    Während der letzten Tage hatte sich Luigi in der Ufer-sauna der örtlichen Dienststelle des Waldforschungsin-stitutes versteckt, die Sauna wurde jetzt mitten im Winter nicht genutzt, außerdem hatte er dort mühelos eindringen können. Der Stützpunkt war äußerst günstig gelegen: Durch das Saunafenster konnte Luigi verfolgen, was in wenigen hundert Metern Entfernung auf dem See passierte. Schade nur, dass die Leute vom Waldfor-schungsinstitut am frühen Morgen auf dem Stützpunkt erschienen waren, Luigi hatte quer durch den Wald flüchten müssen. Jetzt hielt er sich am unteren Hang des Pallaskero unter einer Birke versteckt und spähte hin und wieder durch den Feldstecher auf den See. Neben ihm im Schnee steckte ein Großwildgewehr vom Typ Kimber, ausgestattet mit Schalldämpfer und Ziel-fernrohr. Er hatte es ganz legal als seine persönliche Waffe nach Finnland mitgebracht. In den Zollpapieren stand, dass er in Finnland größeres Wild jagen wollte. Ein betuchter italienischer Bärenjäger war ein willkommener Gast im nordischen Tourismusland.
    Sowie der Mond aufging, würde sich Luigi zum Schneeschloss aufmachen, Aatami Rymättylä erschie-ßen und dann unauffällig verschwinden, zunächst quer durch die Wildnis bis nach Rovaniemi und dann auf bewährtem Wege ins Land seiner Väter. Alles war über Wochen hinweg sorgfältig geplant worden, und Luigi zweifelte nicht an seinem Erfolg.
    Es herrschte nur so verdammt strenger Frost. Wie konnten Menschen in diesem Land leben und wohnen, das kalt wie Sibirien war und in dem niemand Italienisch sprach?
    Die Sonne des Wintertages verschwand hinter dem Pallastunturi. Unten färbte sich der See für kurze Zeit rot, dann hüllte blaue Dämmerung die froststarre Landschaft ein, die Sterne entzündeten sich, Polarlicht zuck-te am Himmel, und der Mond ging auf. Luigi hatte das Gefühl, als wären seine Füße bereits steif gefroren. Er beschloss, den Hang zu verlassen und auf das Eis des Sees hinunterzusteigen, um seine Arbeit zu vollenden.
    Als er ein paar Schritte getan hatte, fiel er auf die Na-se. Seine Füße waren von der Kälte gefühllos geworden. Blankes Entsetzen packte den Mörder. Er klammerte sich an sein Gewehr und kämpfte sich hoch. Das schwere Kimber als Krücke benutzend, stolperte der arme Kerl zwischen den bereiften Krüppelbirken den steilen Hang hinunter. Seine Spuren vom Aufstieg konnte er nicht mehr entdecken. Er kam unglaublich langsam voran. Zwar konnte er seine Beine benutzen, aber von den Knien abwärts waren sie völlig steif. So fühlte es sich also an, wenn man bei lebendigem Leibe erfror!
    Unten im Lager entstand Bewegung. Jemand spannte ein Rentier vor den Schlitten, Männerstimmen riefen etwas, und dann rannte das Tier mitsamt dem Schlitten über die vom Mond beschienene Eisfläche. Luigi kroch am Hang herum, Schweiß trat ihm auf die Stirn. Der menschliche Körper ist schon sonderbar, oben schwitzt man, die Füße sind starr vor Kälte. Der Lauf des Gewehrs schlug polternd gegen einen Felsen, während der Killer zu dem Schlittenfahrer vorzudringen versuchte. Er musste jetzt um Hilfe bitten, der Mord an Aatami Rymättylä konnte warten, das Wichtigste im Moment war, die eigene Haut zu retten. Heilige Jungfrau Maria! Der Feldstecher war futsch, sei's drum. All seine Kraft aufbietend, schleppte sich Luigi Rapaleore an den Rand des Ödwaldes, nur um festzustellen, dass ihm der däm-liche Schlittenfahrer keine Beachtung schenkte. Das wild gewordene Rentier galoppierte an dem froststarren Sizilianer vorbei. Luigi brüllte um Hilfe, ohne Erfolg. Er fluchte und betete, ihm war, als würden seine Lungen reißen, aber der Schlittenfahrer verschwand im Birken-gehölz. Luigi legte das Gewehr an und feuerte ein paar Schüsse hinter dem Schlitten her. Die Schüsse hatten keine Wirkung, von den Fjäll-Birken rieselte lediglich sacht der Reif auf den Schnee. Luigi Rapaleore sank auf die Knie und weinte vor Wut und Qual.
    Auf allen vieren kriechend, strebte der unglückliche Killer auf die Landstraße, die rings um den See führte. Als er im tiefen Schnee lag, um Kräfte zu sammeln, sah er den hellen Lichtkegel eines Schnee-Scooters, hörte aber kein Geräusch. Der Scooter sauste ganz dicht an ihm vorbei, zwei Männer saßen darin, und hinten schaukelte ein leerer Kufenschlitten. Luigi schloss dar-aus, dass auch sein Gehör eingefroren war, aber als er zur Probe eine Reihe von heimischen Flüchen ausstieß,

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