Adams Pech, die Welt zu retten
Geschäftsmannes, die sich immer weiter entfernten und schließlich ganz verstummten. Hinter den Fjälls waren zwei oder drei gedämpfte Schüs-se zu hören, oder knackte dort der Frost?
Aatami Rymättylä drehte den Zündschlüssel seines elektrisch betriebenen Scooters. Die Scheinwerfer leuchteten auf, das Gefährt war startklar, ihm hatte der scharfe Frost nichts anhaben können. Oula Kaltto und Hannes Heikura befestigten hinten einen Kufenschlitten. Oula ergriff die Lenkstange, Hannes sprang auf und setzte sich hinter ihn, und dann sausten die beiden Männer mit dem geräuschlosen Flitzer los, auf den Spuren des in den Fjälls verschwundenen Japaners. Der schwankende Lichtkegel verriet den Zurückgebliebenen, wo sich die Retter bewegten. Ihr Weg führte sie ans Nordufer des Sees, von dort durch Fichtengehölze in eine steile Fjäll-Schlucht, ein paar Mal tauchten sie wieder auf, schließlich verschwanden sie am oberen Rand der Schlucht.
Nach zwei Stunden tauchte die Rettungskarawane im Lager auf: Oula und Hannes im Scooter zogen den Kufenschlitten, in dem der bleiche Hajosiko Mono saß. Dahinter trottete an einem Seil das Zugtier, das sich inzwischen beruhigt hatte, es zog brav seinen Schlitten, der mit Schnee gefüllt war.
Man trug Mono zum Aufwärmen nach drinnen ans Feuer und flößte ihm heißen Kaffee und einen Schnaps ein. Als er das scharfe Getränk im Magen hatte, hellte sich seine Miene auf, und er bedankte sich vielmals bei Oula und Hannes, die ihn in einer vereisten Schlucht hinter den Fjälls gefunden hatten, verknotet in Zügel und Geweih des wild gewordenen Rentiers. Er sagte, dass es ihm unterwegs vorgekommen sei, als hätte er italienische Flüche und Hilferufe gehört. In den Schluchten der Fjälls hatten auch ein paar Schüsse gehallt, aber einen Menschen hatte er in der vom Mond erhellten Landschaft nicht gesehen. All die Geräusche mochten bloße Einbildung gewesen sein.
Einen großen Anteil an der Rettung des Japaners hat-te Aatamis Schnee-Scooter, der mühelos ansprang, mochte auch noch so starker Frost herrschen.
»Aus meiner Sicht kann der von mir vertretene Hirokazu-Konzern den Lizenzvertrag auf der Basis abschlie-ßen, die ihr, liebe finnische Freunde, vorgeschlagen habt«, verkündete Hajosiko Mono gerührt. Das bedeutete für Aatami und Eeva, dass dreihundert Millionen Mark an sie ausgezahlt würden.
Achtzehn
Dem Profikiller Luigi Rapaleore froren die Füße. Kein Wunder, denn es herrschten fast vierzig Grad Frost. Luigi stand, mit einem Eistropfen an der Nase, im di-cken Schnee unter einer Fjäll-Birke am Osthang des Pallastunturi und blickte hinunter auf das Eis des Sees. Dort herrschte reger Betrieb. Mitten auf dem See war ein großes Schneeschloss errichtet worden, aus dessen Kaminöffnung eine blaue Rauchsäule zum Himmel aufstieg. Auf dem Eis vergnügten sich mehrere Männer und Frauen, sie fuhren mit Hunde-und Rentierschlitten und machten Wettfahrten mit Schnee-Scootern. Es war Nachmittag. Luigi wartete darauf, dass es um das Schneeschloss ruhig wurde. Mit dem starken Fernglas, das er sich um den Hals gehängt hatte, behielt er das Geschehen im Auge. Er hatte seine Zielperson identifi-ziert, Aatami Rymättylä, dieser trug eine blaue Steppja-cke, dazu einen dicken schwarzen Overall, wie man ihn beim Eisangeln benutzt. Aatami war der Größte in der Gesellschaft, die kleineren Männer waren Japaner.
Luigi Rapaleore war um den Jahreswechsel von Palermo nach Finnland geschickt worden. Er hatte sich über Aatami Rymättylä und dessen Akkulabor informiert, hatte in Hotels gewohnt und Pläne geschmiedet. Anfang Februar hatte man ihm endlich den Befehl erteilt: Aatami Rymättylä muss getötet werden. Für Luigi war der Ausflug in den Norden insofern günstig und lohnend, als das Honorar für den Mord atemberaubend hoch ausfallen würde. Zu Beginn seiner Laufbahn hatte Luigi geradezu zu Dumpingpreisen Leute abmurksen müssen. Im Laufe der Zeit und mit zunehmender Pro-fessionalität waren die Tarife glücklicherweise gestiegen. In den beiden letzten Jahren war die Leistung bereits mit jeweils hunderttausend Dollar belohnt worden, steuerfrei, und das konnte man nicht mehr als Anfän-gerhonorar bezeichnen. Und ein Anfänger war Luigi Rapaleore längst nicht mehr: Er war fünfunddreißig und hatte bereits sieben Männer für Geld getötet. Insgesamt hatte er neun Menschen ermordet, aber in zwei Fällen hatte er es hobbymäßig, aus persönlichen Gründen und somit ohne
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