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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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und Rentierge-schnetzeltes und für Fischfreunde gerösteter Lachs und Grauforelle. Den Nachtisch bildeten geeiste Moltebeeren mit heißer Schlagsahne. Als Getränke standen Bier, Koskenkorva, das perlende Wasser eines Fjäll-Baches, Kaffee und Tee zur Verfügung.
    Besonders der Koskenkorva hatte es den Gästen angetan, und Hajosiko Mono, normalerweise ein äußerst zurückhaltender Mann, wurde zusehends lebhafter.
    Als alle Teilnehmer etwa eine Stunde auf den Rentier-fellen geruht und die fettigen lappländischen Spezialitä-ten verdaut hatten und schon halb eingeschlafen waren, wurde plötzlich das Fell, das als Schutz vor dem Eingang hing, beiseitegerissen. Ein Same mit rußigem Gesicht stürzte herein und sprang ans Feuer. Er war mit einem Lappländeranzug in leuchtenden Farben bekleidet und trug eine große Trommel. Der Mann begann heftig zu trommeln, und dazu tanzte er, mal in der Hocke, dann wieder machte er wilde Sprünge über das knisternde Feuer. Seinen Auftritt untermalte er mit kehligem Joiken, das den Zuhörern die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Die Szenerie war eindrucksvoll. Den Japanern kam der Anblick des grimassierenden Schamanen sehr bekannt vor, das furchterregend tanzende und trommelnde Wesen erinnerte sie an die heimischen Götter oder an einen Schogun, der sich aufs Harakiri vorbereitet. Der Auftritt der nordischen Noide mit dem schwarzen Gesicht endete in einer Trance: Die Trommel dröhnte wie der Kessel des Satans, das Gesicht des Schamanen verzerrte sich zu schrecklichen Fratzen, sein Körper zitterte unter der psychischen Anspannung. Schließlich plumpste er im Lichtkreis des Feuers auf den Hintern, wobei er hörbar mit den Zähnen knirschte. Die Frauen stießen erschrockene Schreie aus, als er plötzlich wieder zu sich kam und letzte wilde Trommel-schläge vollführte, ehe er rasch nach draußen verschwand, während das Rentierfell in der Türöffnung noch unheilsschwanger flatterte.
    Nach einer Weile trat Oula Kaltto ins Eisschloss und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Man spendete ihm Applaus.
    »Bin ich nicht eine verdammt gute Noide?«, lobte Oula sich selbst, während Aatami ihm, wie vereinbart, das Sonderhonorar für die Trance bezahlte.
    Es wurde ein vergnüglicher Abend, nicht zuletzt we-gen der Getränke, die die Japaner mit Hingabe genossen. Sie entdeckten ihre künstlerische Ader und führten den Gastgebern eine leidenschaftliche Darstellung der japanischen Geschichte vor: Da traten wilde Schogune, Geishas, Selbstmordpiloten und japanische Götter auf, die sich bisweilen höchst erstaunlich benahmen. Auch der Chef Hajosiko Mono bekam einen Rausch und verfiel spätabends, als der Mond schon über den Fjälls aufge-gangen war, auf die Idee, mit dem Rentierschlitten über das Eis zu fahren. Die nächtliche Fahrt in dem Schlitten, der von einem Wildtier gezogen wurde, würde den in jeder Weise gelungenen Lapplandausflug krönen, fand er. Oula Kaltto und Sicherheitsmann Hannes Heikura versuchten Mono daran zu hindern, mit dem Rentier in die Nacht zu fahren, aber der Ehrengast kümmerte sich nicht um die Ratschläge, sondern behauptete, das Tier souverän zu beherrschen, schließlich hatte er den gan-zen Tag unter Oulas Leitung draußen geübt. Ausgelassen setzte er sich in den Schlitten und trieb den Bock an. Während der ganzen Fahrt hieb er mit den Zügeln auf den Rücken des erschrockenen Tieres ein, bis es schließlich durchging. Es galoppierte in wildem Trab in Richtung der schroffen Fjälls, die im Mondlicht schimmerten. Hajosiko Mono begriff erst jetzt, dass er einen großen Fehler gemacht hatte. Die Temperatur war weiter gesunken, es herrschten fast vierzig Grad Frost, und das Rentier galoppierte wie von Sinnen auf die eisigen Hänge zu, es ließ sich nicht anhalten oder zurücklenken.
    Im Schneeschloss gab es Alarm. Oula Kaltto wollte seinen eigenen Schnee-Scooter starten, aber der blieb stumm. Der Akku war leer, und der bereifte Motor wollte nicht anspringen. Jetzt war ein wirklicher Notfall einge-treten, denn wie sollte man einen Japaner, der nicht an diese Bedingungen gewöhnt war, lebend aus der eisigen Wildnis bergen?
    Aatami bat die japanischen Gäste, sich zu beruhigen. Unter den Ausrüstungsgegenständen im Schneeschloss fanden sich Taschenlampen, und in ihrem Licht entdeckten die Finnen draußen die Schlittenspuren, die in die Fjälls führten. Als die Männer aufmerksam lausch-ten, hörten sie von fern, aus dem Nordwesten, die Hilferufe des japanischen

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