Adams Pech, die Welt zu retten
selben Hotel.
Fjäll-Lappland zeigte sich im Februar in seiner ganzen Pracht. Der Tag war kurz, die Polarnacht ruhte über den bereiften Fjälls, in den verschneiten Wäldern herrschte Totenstille. Steif vom Frost scharrten die Rentiere in dunklen Fichtenwäldern nach Flechten. Nachts beleuchtete Polarlicht den Himmel, von fern war Wolfsgeheul zu hören. Gelegentlich schoss donnernd eine Düsenmaschine der finnischen Luftstreitkräfte hinter der Mond-scheibe hervor und sauste, fast die Fjäll-Schluchten streifend, gen Norden, wobei sie einen glühenden Schweif hinter sich herzog.
Auf dem Eis des Pallasjärvi-Sees hatte der örtliche Tourismusunternehmer und Rentierzüchter Oula Kaltto ein Schneeschloss nach Art der Eskimos errichten las-sen. Es war eine Kuppel mit einem Durchmesser von fünfzehn Metern, innen erschien es wie eine eisige Kir-che. Als Untergrund diente die fast anderthalb Meter dicke Eisschicht.
Im Innern waren längs der Wand strahlenförmig zwanzig Schneebetten angeordnet, sie waren mit Ren-tierfellen bedeckt, darauf lagen daunengefüllte Schlafsä-cke. Die Schlafplätze waren so eingerichtet, dass das Fußende ins Zentrum und das Kopfende zur Wand des Schneeschlosses zeigte. Die Betten waren voneinander durch eine Eiswand getrennt, und am Kopfende einer jeden Schlafkoje brannte eine Kerze. Mitten im Raum befand sich eine Feuerstelle, auf der Rentiergeschnetzel-tes garte. Gleich neben dem Eingang stand eine Anrichte aus Eis, die Fächer waren gut gefüllt mit bereiften Bier-flaschen und halb vereistem Koskenkorva. Die Kaffee-und die Teekanne hingen an Haken neben dem Schmor-topf über dem Feuer. In einigem Abstand dazu rösteten Lachs und Grauforelle, die mit Birkenholzspießen auf Kiefernholzbrettern befestigt waren.
Am Morgen wurden die Japaner mit einem Bus von ihren Hotels abgeholt und auf das Eis des Pallasjärvi gefahren. Es herrschte ruhiges Frostwetter. Zunächst bezogen Gastgeber und Gäste das Schneeschloss, wo sie einen frühen Lunch einnahmen. Dann gab es auf dem Eis des großen Fjäll-Sees Fahrten mit dem Hunde-und dem Rentierschlitten. Oula Kaltto zeigte den Japanern, wie man die Rentiere lenkte, die auf dem weiten See ein wenig unruhig waren. Trotzdem lernten die meisten Gäste halbwegs, die Tiere zu lenken. Besonders eifrig war Hajosiko Mono bei der Sache, und Oula erklärte ihm, halb auf Japanisch, die Geheimnisse des Umgangs mit Rentierschlitten.
Oula erzählte, dass vor ein paar Jahren ein junger Japaner bei ihm als Gehilfe gearbeitet hatte. Der Bursche war nach Finnland gekommen, um den Beruf des Rentierfarmers kennen zu lernen. Bei dieser Gelegenheit hatte Oula leidlich Japanisch gelernt. Die Sprachkenntnisse hatte er auch brauchen können, denn der junge Mann hatte von der Weidegemeinschaft hundert Rentiere gekauft und sie mit dem Flugzeug über Tokio nach Hokkaido bringen lassen, wo er sich als Züchter nieder-lassen wollte. Oula war als Betreuer der Tiere mitgeflo-gen, über den Nordpol hinweg bis nach Tokio. Die Rentiere hatten die Beschwernisse des langen Frachtfluges gut verkraftet. Oula hatte viele interessante Erfahrungen in Tokio gemacht, aber nicht alle waren von der Art, dass er sie den Gästen erzählen mochte. Jedenfalls, wenn die Kurileninseln eines Tages wieder an Japan angeschlossen würden, könnte man dort Tausende Rentiere vom Pallasfjäll weiden sehen.
Hajosiko Mono freute sich sehr darüber, dass er in seiner Muttersprache im Umgang mit dem Rentierge-spann unterwiesen wurde.
Höhepunkt des Tages war eine Vorführung des elektrisch betriebenen Schnee-Scooters. Aatami erzählte, dass das Gefährt mit einem Elektromotor lief, der von dem neu entwickelten Akku mit Strom gespeist wurde. Oula Kaltto lenkte den Scooter über das Eis des Sees, das in der Sonne glänzte. Hannes Heikura folgte mit Oulas benzinbetriebenem Scooter, und es muss gesagt werden, dass der elektrische Flitzer den Sieg bei der Wettfahrt davontrug. Nach der geglückten Vorführung bekamen die Japaner die Gelegenheit, beide Scooter auszuprobieren. Aatami zeigte ihnen auch, dass der Elektro-Scooter tatsächlich keine andere Energiequelle besaß als den von ihm entwickelten Akku.
Die Gesellschaft verlustierte sich den ganzen kurzen Tag auf dem See zwischen den steilen Ufern, dann begab sie sich in das Eisschloss, um zu speisen. Oulas Frau hatte großartige Delikatessen vorbereitet: Als Vorspeise gab es kalten Lachs, geräucherte kleine Maränen, Moos-beeren. Dann folgten Mandelkartoffeln
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