Adams Pech, die Welt zu retten
erhalten.
Neunzehn
Aatami Rymättylä war jetzt reich. Er hatte Hunderte Millionen Mark echtes Geld auf dem Konto, und ein Vielfaches dessen würde hinzukommen. Die Zeiten, da ihn der Gerichtsvollzieher bedrängt hatte und da er Schulden machen und an allem sparen musste, lagen hinter ihm. Aatami war nicht mehr irgendwer.
Er hatte so unglaublich viel Geld, dass er es mit dem Verstand eigentlich gar nicht erfassen konnte. In Zeiten der Arbeitslosigkeit und der Rezession war schon eine einzige Million eine riesige Geldsumme. Zehn Millionen waren wie der Jackpot im Lotto, hundert Millionen ließen an das Staatssäckel denken. Aatami wusste, dass er bald Milliarden besitzen würde. Eine Milliarde sind tausend Millionen.
Aatami spazierte über den Boulevard, der Ende März noch matschig war. Die japanischen Sicherheitsbeamten Kenzo und Huja folgten ihm schweigend. Aatami betrachtete die Schaufenster und sah nichts, was er noch hätte brauchen können. Er war so reich, dass ihn die Produkte, die für gewöhnliche Menschen gedacht waren, nicht mehr interessierten. Was hätte er mit einem Bild von Nelimarkka anfangen sollen? Er könnte die gesamte Produktion des Künstlers aufkaufen, und noch ein paar Gaugins dazu. Brauchte er Möbel, Antiquitäten? Nicht mehr im herkömmlichen Sinne. Er würde alles im Überfluss haben.
Die Schaufenster brauchte er nicht mehr mit hungri-gen Augen zu betrachten, er war für einen gewöhnlichen Konsumenten zu reich.
Aatami ging hinüber in den Park an der Alten Kirche. Die Sicherheitsleute folgten. Um die uralten Grabsteine hüpften Spatzen und pickten Brotkrumen auf, die je-mand dort verstreut hatte. Aatami blieb stehen und sah den Vögeln zu, die Japaner taten es ihm gleich. Er musste an die Vögel des Himmels denken, die nicht säen und nicht ernten, aber der liebe Gott ernährt sie doch. So gesehen fühlte sich Aatami auch wie ein Vogel. Er würde nie mehr arbeiten, sich anstrengen, ans Geld denken müssen, von nun an würden die Kräfte des Marktes bestens für seinen Lebensstandard sorgen. Er hatte das Gefühl, eine Wirtschaftsmacht geworden zu sein. Er brauchte kein Geld mehr in der Tasche zu haben, sich nicht mehr damit zu bevorraten. Es reichte, dass Geld vorhanden war, dass er sich seiner Existenz sicher war, dass auf gefühllosen Konten ungeheure Summen davon lagen. Wenn genug Geld da ist, spielt es keine Rolle mehr, wie viel es ist. Im Ozean ist viel Was-ser, und es wird nicht weniger, selbst wenn ein ganzes Volk den Ozean mit Eimern leeren wollte. Wohin kann man das Wasser gießen? Es fließt immer wieder zurück ins Meer, früher oder später. Ins Meer münden auch die kleinsten Bäche. Das Meer trocknet niemals aus, es ist unendlich. Das Wasser kann schmutzig sein, aber es gibt viel davon. Und Aatami Rymättylä fühlte sich wie ein Ozean, der die Geldströme des Marktes in sich auf-nimmt.
Er schickte Huja in den nächsten Laden, dort sollte er eine Tüte Sonnenblumenkerne kaufen und sie anschlie-ßend im Park für die Spatzen ausstreuen. Aatami selbst ging mit Kenzo weiter, er beschloss, den alten, vertrau-ten Ort der Vertragsverhandlungen im Obergeschoss des Hotels Torni aufzusuchen. Dort aß er ein wenig Lachs und Austern und trank ein paar Gläser Weißwein. Er fühlte sich leicht, sein Gemüt war heiter.
Das Handy des Leibwächters klingelte. Eeva rief an und wollte wissen, wo Aatami war. Bald kam sie zusammen mit Huja ins Torni. Die beiden erklärten, dass die Vögel gefüttert waren. Was gab es jetzt zu tun?
Sie setzten die leichte Mahlzeit fort. Es war Vormittag, sie hatten alle Zeit der Welt. Eeva bestellte Champagner, der schmeckte nicht übel. Dann erschien jemand vom Personal, um verschämt mitzuteilen, dass die Atelier-Bar ab Mittag für ein Essen von Pastorinnen reserviert sei. Aatami schlug vor, die Pastorinnen anderswo unter-zubringen, er würde gern bleiben, wo er war.
Die Pastorinnen, siebenundzwanzig an der Zahl, erschienen dann auch, mit ihnen kam der Helsinkier Bischof. Sie hatten zahlreiche Gründe, zusammenzu-kommen, hauptsächlich ging es um die schmerzliche Konfliktsituation, in die eine Frau und Mutter gerät, wenn sie sich zwischen ihrer Arbeit und den Erwartun-gen der eigenen Familie aufreibt … wenn eine Pastorin zum Beispiel ihr Kind stillen muss, wie kann sie dann mitten in der Nacht zu einem Sterbenden eilen und ihm Trost spenden? Über dieses Problem und viele andere wollten sie sich austauschen.
Das Personal teilte den
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