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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Waggon stand. Das Gleis befand sich zwischen Tjumen und Tobolsk, vielleicht etwa auf der Hälfte dieser gut zweihundert Kilometer langen Teilstrecke. Weit und breit gab es keine menschlichen Ansiedlungen. Vermutlich war das Gleis einst zum Verladen von Holz in diese sumpfige Wildnis gebaut worden, denn neben den Schienen gab es eine aus Balken errichtete Laderampe, und dahinter lagerte ein etwa zweihundert Meter langer Stapel Birkenstämme. Die Stämme waren schon recht morsch, denn die russischen Waldarbeiter hatten sich nicht die Mühe gemacht, sie zu zersägen, ja nicht einmal zu schälen. Birken verfaulen, wenn sie in der Rinde lange auf einem Stapel liegen.
    Inzwischen gingen die Essensvorräte zur Neige. Den Speisewagen hatte der Zug, der den Waggon hierher nach Sibirien gezogen und dann stehen gelassen hatte, mit sich genommen. Das Einzige, was halbwegs als Komfort gelten konnte, war der dickbäuchige Samowar, der mit Strom betrieben wurde. Die Stromzufuhr zum Waggon war zwar durch das Abkoppeln unterbrochen, aber zum Glück hatte Aatami Rymättylä ein paar Versuchsakkus in seinem Gepäck. Seine Aktentasche war zwar durch die Explosion arg zerbeult, aber die Akkus waren vollkommen heil und funktionstüchtig. Der Samowar brodelte problemlos mit dem Strom aus dem ultraleichten finnischen Akku. Schließlich hatte sich auch Eeva Kontupohjas Betonmischer in Tattarisuo tagelang mit einem solchen Akku gedreht.
    Der Waggon wurde nach der Explosion gründlich ge-lüftet. Aatami und die Dolmetscherin Tellervo zogen ins Abteil der beiden Bodyguards. Da die Waschräume nicht benutzt werden konnten, wurden Kenzo und Huja dort einquartiert. Sie bekamen provisorische Betten auf dem Fußboden, als Nachttisch diente der Toilettendeckel. Huja wohnte im Waschraum der Frauen, Kenzo am anderen Ende des Waggons im Waschraum der Männer. Der einbeinige Diener, der bei der Explosion verletzt worden war, bekam ein Abteil für sich allein. Man rätsel-te allgemein, wer die Bombe in Aatamis Bett platziert hatte, doch das Rätsel blieb ungelöst. Schade nur, dass der unschuldige Diener, ohnehin schon Invalide, unter dem Attentat, das eigentlich Aatami gegolten hatte, leiden musste.
    Da die Toiletten nicht mehr benutzt werden konnten, hoben Aatami Rymättylä und Hannes Heikura hundert Meter vom Gleis entfernt, hinter dem Holzstapel und zwischen zwei stämmigen Lärchen, eine tiefe Grube aus. Mit zwei Seilen, die sie aus Laken geknüpft hatten, befestigten sie zwischen den beiden Lärchen einen Baumstamm als Sitzbalken. Als der Stamm dann auch noch geschält und der Sitzplatz geglättet war, war die Feldlatrine nach finnischem Armeemodell fertig. Dort konnten sogar die feinen Damen ohne weiteres ihre Sitzung abhalten. Schließlich installierten Aatami und Hannes sogar noch einen Sichtschutz, er bestand aus einem halben Dutzend dichter Fichten, die fest in den Sumpf gerammt wurden. Die Gattin des schwedischen Botschafters durfte als Erste auf den Balken, sie war voll des Lobes und fand, dass der Abort gut funktionierte.
    Inzwischen bestand großer Mangel an Nahrung. Wer hätte diese Situation auch voraussehen können, um entsprechende Vorräte anzulegen? Der russische Schaffner machte sich zusammen mit Huja auf den Weg durchs sumpfige Gelände. Die Zurückgebliebenen hör-ten mehrere Schüsse. Gegen Abend kehrten die Männer zurück, ihre Hosen waren bis zum Gürtel nass. Huja war es gelungen, mit seiner Tokarew zwei Hasen und ein Birkhuhn zu erlegen. Der Schaffner trug zwei lange und magere Hechte, die er mit einer primitiven Angel aus irgendeinem Teich geholt hatte. Die Fische wurden gebraten, aus dem Hasen und dem Birkhuhn wurde eine Suppe gekocht, gewürzt mit Kräutern aus der Umgebung. Zwar taugte sie nicht viel, zumal kein Salz zur Verfügung stand, aber sie war besser als nichts.
    Aatami Rymättylä empfand die Zwangspause auf dem sibirischen Nebengleis durchaus nicht als unangenehm. Jetzt hatte er Zeit, die Aktivitäten seiner Firma zu pla-nen. Er studierte die Vorschläge der Chinesen und Amerikaner für den Bau von Akkufabriken. Wie es schien, würden die jährlichen Einkünfte aus den Lizenzrechten und anderem auf mindestens zwei, vermutlich eher drei Milliarden Mark steigen. Das bedeutete einen Tagessatz von einer Million Mark. Verglichen mit dem Hunderter, den ein Arbeitsloser als Grundtagegeld be-kam, war der Unterschied doch enorm. Aatami beschloss, sofort neue Lizenzverträge abzuschließen, wenn die Versuchsfabrik in

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