Adams Pech, die Welt zu retten
Amtskolleginnen im Laufe der Weltgeschichte gewesen waren und immer noch sind. Da Aatami zufällig Geld im Überfluss besaß, beschloss er im Überschwang der Gefühle – er brachte einen Toast auf das Kind aus –, für dessen Unterhalt bis zu seiner Volljährigkeit aufzukommen. Tellervo Javanainen-Heteka bekam den Auftrag, sich um die praktische Seite der Angelegenheit zu kümmern.
Ein orthodoxer Priester wurde herbeigeschafft, ein langhaariges Männchen. Äußeres Anzeichen für seine tiefe Frömmigkeit war ein Tropfen, der an seiner Nasen-spitze glänzte. Seppo Sorjonen hielt zusammen mit dem amerikanischen Psychiater das Taufbecken, der Pope leierte seine Liturgie herunter, und schon war das Baby auf den Namen Adam getauft, nach dem Vorvater der Menschheit und nach seinem jetzigen Paten. Anschlie-ßend machten sich alle über das russische Büfett her und aßen, bis es Nacht wurde. Auf dem Heimweg besuchten die Finnen den einbeinigen Diener, der im städtischen Krankenhaus lag und schon etwas munterer wirkte. Aatami sprach ihm sein Bedauern über das Explosionsunglück aus und erbot sich, sämtliche ent-stehenden Kosten zu übernehmen. Der Patient blieb stumm und schien auch nicht sonderlich erfreut über den Besuch der Finnen. Er blickte schief, als Aatami seine Hand drückte und ihm eine Flasche russischen Sekt unter das Kopfkissen steckte. Zum Wohle!
»Ein bescheidener Mann, typisch für jemanden, der stellvertretend leidet«, fand Aatami, als er mit seiner Begleitung zum Salonwagen fuhr.
Fünfundzwanzig
Seit dem frühen Morgen fiel Dauerregen, aber als der Zug Surgut erreichte, klarte das Wetter auf. Aatami Rymättylä und die anderen Finnen verabschiedeten sich von den Diplomatengattinnen und ihren Dienstmädchen und von Aatamis belgischem Patenjungen, der eifrig an der Brust seiner Mutter saugte.
Vom Bahnhof Surgut aus fuhren die Finnen mit Au-tos zum Flugplatz, wo zwei Hubschrauber der Luftstreitkräfte warteten. In letzter Minute trafen zwei russische Geologen und ein Vertreter der Schwerindustrie ein, ihre Wagen stoppten mit quietschenden Reifen auf dem Asphalt.
Die massiven Helikopter stiegen donnernd auf. Ihre Rotoren machten so viel Lärm, dass an ein Gespräch nicht zu denken war. Anfangs flogen die Hubschrauber in westliche Richtung und folgten dabei dem mächtigen Ob, der hier regelrechte Gewässer über mehrere, manchmal sogar Dutzende Kilometer Breite bildete, durchsetzt mit Inseln. Nach dreihundert Kilometern wurden die Maschinen in Chanty-Mansijsk aufgetankt, wo die Passagiere auch einen Lunch zu sich nahmen. Die Stadt war ein Verwaltungszentrum, auch wenn sie nur dreißigtausend Einwohner hatte. Jetzt war Gelegenheit, dass sich Gastgeber und Gäste näher kennen lernten. Die Russen sprachen ihre Willkommenswün-sche aus und erklärten – vor allem der für die Öl-und Gasfelder verantwortliche Minister Stepan Konjew –, dass die gewaltigen Ressourcen von Nordwestsibirien nur auf Nutzer warteten. Sie, die Russen, hatten aus Japan erfahren, dass sie möglicherweise berücksichtigt und dass im Oblast Tjumen riesige Kraftwerke gebaut werden sollten, auf der Basis von Erdgas und schwerem Verbrennungsöl.
Aatami erläuterte, dass in den Kraftwerken Akkus aufgeladen werden sollten, die mit Zügen oder Schiffen in die Verbrauchszentren der Welt transportiert würden, das würde vermutlich wesentlich billiger als der Unterhalt langer und schadensanfälliger Pipelines.
Nach dem Lunch wurde der Flug, wieder waren es über dreihundert Kilometer, nach Nordwesten fortgesetzt, nach wie vor längs des Ob, der seine Richtung geändert hatte. Jetzt am Nachmittag zeigte sich die Sonne. Unten in der Tundra loderten hier und dort Flammen aus den Ölbohrtürmen und Erdgasstationen, Pipelines durchschnitten die einsame Landschaft, sogar aus Tausenden Metern Flughöhe war zu erkennen, dass Öl und Gas aus Lecks ausgetreten und in die Tundra geflossen waren. Neben den Pipelines verliefen die Spu-ren der schweren Bau-und Wartungstraktoren. Die Landschaft war bis zum Horizont verschandelt. Aatami sagte sich, dass es wahrscheinlich Hunderte von Jahren dauern würde, ehe die sensible nordische Natur wiederhergestellt wäre. Die einzige Möglichkeit, diese unglückliche Spirale zu durchbrechen, war, hier eine Akkuindustrie zu gründen, damit auf den Transport von Gas und Öl, der die Natur zerstörte, verzichtet werden konn-te. Wenn man diesen Gedanken weiterfasste, konnte man sagen, dass der Leichtakku
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