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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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die Landschaft rund um alle Öl-und Gasfelder auf der ganzen Welt vor der Zerstörung retten würde.
    In dieser Gegend war die Tundra von frischem Grün wie ein leuchtendes Tuch und endlos weit. Riesige Gän-seschwärme zogen nach Norden, sie hatten keine Angst vor den dröhnenden Helikoptern, sondern flogen in festen Formationen, die an Pflugschare erinnerten, zu ihren Nistgebieten. Der Navigator des Helikopters brüllte Aatami ins Ohr, dass es sich um Schreigänse handelte. Manchmal konnte man auf einen Schlag viele Tausende dieser Vögel sehen.
    Einen weiteren imposanten Anblick bot das Flößholz im Ob. Die Baumstämme waren über Hunderte von Kilometern durch den riesigen Strom getrieben, und jetzt, kurz vor dem Mündungsdelta, sah man sie stel-lenweise über die ganze Breite des Flussbettes. Der Ob teilte sich hier in zahlreiche Nebenarme auf, die durch die sibirischen Sumpfgebiete flossen, und als die Helikopter auf Aatamis Wunsch ein wenig tiefer gingen, war zu erkennen, wie sich die Baumstämme massenweise an den Ufern der Nebenflüsse aufgestaut hatten. Während des ganzen Fluges waren nur ein paar kleine Dörfer zu sehen gewesen, die Ausbeutung der Ölquellen hatte vermutlich die ursprüngliche Bevölkerung ans Ufer des Eismeeres vertrieben – oder sie sogar ausgerottet.
    Die Gesellschaft übernachtete in Salechard, der abge-legensten Kleinstadt in diesem Erdenwinkel. Die Menschen wohnten in grauen ein-oder zweistöckigen Block-häusern, deren Fensterrahmen grün oder blau gestrichen waren. Die Straßen waren mit Planken belegt, und die Wasser-und Abwasserleitungen verliefen über der Erde und waren mit Bretterrohren isoliert, denn hier herrschte ewiger Frost, sodass man die Rohre nicht in die Erde legen konnte.
    In dieser Gegend hatte es unter Stalin viele Gefange-nenlager gegeben, vor allem in der Nachbarstadt Worku-ta. Dort hatten auch finnische Kriegsgefangene ge-schmachtet.
    Salechard aber war eine kleine Stadt an einer Biegung des Flusses, nur knapp zweihundert Kilometer vor dem riesigen Ob-Busen, der, nach der Karte zu urteilen, groß wie ein Meer war: genauso breit wie der Finnische Meerbusen und länger als der Bottnische Meerbusen. Die Dimensionen und Entfernungen in Sibirien waren tat-sächlich gewaltig.
    In Salechard gab es einen Flusshafen, aber die Rus-sen erzählten, dass es mit Nowy Port, dem Neuen Hafen, auch einen richtigen Eismeerhafen gab, der am Westufer des Ob-Busens lag. Sie legten Aatami genaue Karten vor, die auf Satellitenbildern basierten und aus denen ersichtlich war, wo es lohnte, neue Industrien anzusie-deln, wo die Energiefelder lagen, wo sich Häfen, Bahn-höfe, Dörfer, Städte befanden.
    »Wir haben keine Militärgeheimnisse mehr«, erzählten die Russen. Damit meinten sie, dass die ökonomischen Interessen mittlerweile über den militärischen standen.
    Aatami fragte sich, wo er geschulte Arbeitskräfte fin-den könne. In dieser gottverlassenen Gegend gab es einfach keine Leute, die sich für Bauarbeiten oder die Industrie qualifizieren ließen, das gaben auch die Rus-sen zu.
    »Nun, Sie könnten ja russische Offiziere für diese neuen Aufgaben schulen«, schlugen sie vor. Die Offi-ziersausbildung an sich verlangte Effektivität, Disziplin und gute organisatorische Fähigkeiten.
    »Wir könnten für den Anfang tausend oder auch zehntausend Offiziere nach Finnland schicken.«
    Der Gedanke an zehntausend oder auch nur tausend russische Offiziere, die in Finnland die Schulbank drückten, erschien zunächst ziemlich riskant, aber bei näherer Betrachtung fand Aatami, dass es durchaus eine gute Methode sein mochte, fähige Leute für die Arbeit auf den sibirischen Öl-und Gasfeldern zu gewinnen. Er sagte, dass er sich die Sache überlegen wolle. Im Stillen dachte er, dass die Offiziere zum Beispiel in leer stehenden Hauswirtschaftsschulen oder Volkshochschulen in verschiedenen Teilen Finnlands untergebracht und ausgebildet werden könnten. Es waren Internatsschulen, viel besser als die russischen Kasernen.
    Man würde hier in dieser Region mit ewigem Frost vie-le neue Wohnungen bauen müssen. Die Russen hatten dafür die richtige Bauweise gefunden. Zum Beispiel wurden die Grundpfeiler der Etagenhäuser in die Frost-schicht getrieben, so wie man sie in gemäßigterem Klima in den Grundfelsen trieb. Der Unterschied bestand darin, dass das eigentliche Gebäude nicht direkt auf den Erdboden gesetzt wurde, sondern ein paar Meter dar-über. Das verhinderte, dass die Wohnwärme des

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