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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Adelheid wandte sich wieder dem Erzähler zu. Es gab noch so viele Fragen. „Was ist mit Gernot?“
    „Er hat eine Wunde am Arm und viel Blut verloren. Wenn er erst versorgt ist, wird er schnell wieder auf die Beine kommen.“
    „Sollten wir ihnen nicht Wagen entgegensenden? Sie müssten doch längst hier sein!“
    Johannes wiegte bedenklich den Kopf. „Die Mülhuser könnten noch in der Gegend sein. Wenn ihnen erst bewusst wird, dass sie nur von einem Haufen schlecht bewaffneter Bauern überwältigt wurden, entschließen sie sich vielleicht zu einem Racheakt. Es ist besser, die kleinen Gruppen schlagen sich unauffällig einzeln durch den Wald.“
    Die beiden halbwüchsigen Jungen, die wieder ihren Platz im Ausguck der Mauerkrone eingenommen hatten, begannen halblaut zu streiten.
    „Was ist los?“, fragte der alte Torwächter mit einem strengen Blick nach oben.
    „Er glaubt, er hat etwas gesehen, aber ich sage, da war nichts!“, antwortete ihm der kleinere der Burschen.
    „Doch Herfrid, sieh genau hin. Dort hinter dem Weißdornbusch hockt jemand und beobachtet uns.“
    „Ich fürchte, sie wissen nicht, ob die Burg von Freund oder Feind besetzt ist, wir sollten unsere Flaggen hissen“, schlug Johannes vor.
    Sogleich wurde eine Fahne gebracht und die Jungen schwenkten sie über ihren Köpfen. Erleichtert berichteten sie, dass es Männer aus Graf Beringers Gefolge seien, die jetzt aus dem Wald herüber kämen.
    Ludwig führte diese erste Gruppe an, alle waren unverletzt und wurden stürmisch begrüßt. Im Laufe der nächsten Stunden trafen auch die anderen Überlebenden ein. Sie schleppten sich zum Teil mit letzter Kraft, einige verfügten immerhin noch über Pferde, mit denen sie die Verwundeten transportiert hatten. Magdalena hatte alle Hände voll zu tun, sie wusch Wunden aus, entfernte Pfeilspitzen und legte Verbände an.
    Die junge Frau aus dem Torhaus schrie erleichtert auf und brach in Tränen aus, als sie ihren Mann unversehrt neben Gernot erkannte. Zwei Knechte brachten den Ritter in den Saal, während der Sohn des Torwächters seine Frau begrüßte. Adelheid begleitete den Verletzten bis zu seinem Lager und saß dabei, als Magdalena ihm die Wunde im Oberarm wusch. Es war eine sehr großflächige Verletzung. Eine Streitaxt hatte ganze Teile des Muskels einfach abgetrennt und Magdalena sah keine Möglichkeit, die Wunde zu nähen. Gernot hatte sehr viel Blut verloren, er wurde immer wieder für kurze Zeit ohnmächtig. Zwischendurch lief Adelheid mehrmals hinaus, weil nach ihr gerufen wurde. Vor dem Saal standen die Bauern aus Gebra, die nach Hause wollten und gebührend verabschiedet werden mussten. Adelheid dankte herzlich für ihre Hilfe und versprach ihnen, sich noch innerhalb der nächsten Tage erkenntlich zu zeigen.
    „Ihr habt uns in einer Notlage geholfen, ohne an euer eigenes Wohl zu denken. Ihr habt mir wahrscheinlich sogar das Leben gerettet. Dafür bin ich euch sehr viel schuldig. Geht nach Hause und beratet euch, was immer ich für euch tun kann, lasst es mich wissen. Ich werde mich stets in Dankbarkeit an eure Hilfe erinnern.“
    Die Bauern verneigten sich und murmelten verlegene Worte des Dankes. Dann gingen sie mit hoch erhobenen Köpfen aus dem Tor.
    Die zurückgekehrten Vasallen ihres Vaters kümmerten sich unter Ludwigs Leitung um die ordnungsgemäße Sicherung der Feste und um die Ablösung der Wachen. Noch immer hieß es, doppelt wachsam sein, ein Vergeltungsschlag der gedemütigten Städter konnte nicht ausgeschlossen werden. Adelheid war froh, wenigstens dieser Verantwortung enthoben zu sein.
    Stolz beobachtete sie ihren Bruder, wie er umsichtig seine Befehle gab. Er hatte viel vom Vater, obwohl Alwina behauptete, dass er ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten sei. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der er jetzt den Befehl zum Nachtschließen gab, die entschlossene Gestik mit der er die Anweisungen über den Hof rief, der strenge und selbstbewusste Blick, der alles zu kontrollieren schien – Graf Beringer hätte es nicht anders getan. Es war, als wäre Ludwig schlagartig ein Mann geworden. Kein Wunder wohl, hatte er doch die erste Schlacht seines Lebens geschlagen und seinen Vater dabei verloren.
    Die Anweisung des Nachtschließens wurde in besonders unsicheren Zeiten gegeben. Innere und äußere Zugbrücke wurden dabei nach oben gezogen, alle Tore auf das Peinlichste verschlossen. Beim Haupttor hieß das allein fünf schwere Eisenriegel, Fallbäume und Schlösser zu

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