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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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besorgt.
    „Kind, du bist ja verletzt!“
    „Es ist nur eine Schramme!“, wehrte die junge Frau mit einem Griff nach ihrem Hals barsch ab.
    „Es waren die Mülhuser?“ Das war mehr eine Feststellung als eine Frage aus dem Munde des Schmiedes und Adelheid nickte stumm.
    „Ich werde mich um unseren Herrn kümmern! Er muss gewaschen und aufgebahrt werden.“ Alwina richtete sich entschlossen auf.
    In diesem Moment kam ein Schrei von der Mauerkrone. „Sie fliehen! Die Mülhuser fliehen!“
    Einer der Halbwüchsigen war von seinem Aussichtsposten aufgesprungen und klatschte jubelnd in die Hände. Dann legte er den rechten Arm über die Augen, um besser gegen die Sonne zu sehen.
    „Es ist Johannes! Er hat sie mit Hilfe der Bauern in die Flucht geschlagen! Öffnet das Tor, schnell!“ Der Bursche wäre vor Begeisterung fast von der Mauer gestürzt, so aufgeregt sprang er hin und her. Adelheid rannte in Windeseile die schmale Holztreppe hinauf und lehnte sich über den Mauersims. Tatsächlich, die schweren Schlachtrösser der Mülhuser waren bereits hinter einer dicken Staubwolke verschwunden. Lediglich zwei oder drei herrenlose Tiere irrten noch auf dem Weg herum.
    „Fangt die Rösser ein!“, befahl Adelheid den Jungen, die neben ihr Ausschau hielten. „Sie können uns noch von Nutzen sein.“
    Auf dem Weg zur Burg erkannten sie eine große Gruppe von Bauern, die ihre Dreschflegel und Sensen geschultert hatten und selbstbewusst daher marschiert kamen. Sie alle wurden vom Gesinde in einer Ehrengasse hinter dem Tor empfangen und mit freudigen Zurufen begrüßt. Zu guter Letzt zogen die Halbwüchsigen mit den drei erbeuteten Pferden über die Brücke, hinter ihnen wurde das Tor wieder verschlossen.
    Adelheid lief sofort zu Johannes und ließ sich berichten.
    „Zunächst lasst mich mein Bedauern zum Tode Eures Vaters aussprechen“, murmelte er betreten mit einem Blick über den Hof. Der Leichnam des Grafen wurde gerade von Alwina und zwei Knechten zur Kapelle gebracht, einen Moment lang standen alle still und sahen ihm nach. Doch dann drängte die Sorge.
    „Ich danke Euch, Johannes. Doch jetzt berichtet, was ist passiert? Sind denn alle tot?“
    Das Gesinde hatte sich um die beiden gedrängt und lauschte mit angehaltenem Atem. Fast jeder hatte einen Angehörigen oder einen guten Freund unter den Verschollenen.
    „Die meisten leben!“, beschwichtigte Johannes die Umstehenden. „Doch ich will von vorn beginnen. Wie Ihr wisst, bin ich mit den Bauern aus Gebra über die Hainleite gezogen, um Graf Beringer beizustehen. Weiß Gott, leider kamen wir zu spät. Am diesseitigen Ufer des Feuergrundes waren sie in einen Hinterhalt geraten. Nachdem die Mülhuser sie bereits vor der Stadt geschlagen hatten, waren die Unseren mit ihren Verletzten nur langsam vorangekommen und der Fährmann von Schierenberg hatte sie alle wohlbehalten übergesetzt. Doch am Ufer warteten bereits die Mülhuser, feige im Wald versteckt. Sie hatten mit ihren schnellen Pferden den Umweg um den See herum genommen. Mit dem Rücken zum Wasser kämpften unsere Leute tapfer, selbst die weniger stark Verletzten griffen noch einmal zur Waffe. Doch dann …“ Johannes stockte, als wage er es nicht, weiterzureden.
    „Ja was? Was geschah dann?“
    „Ich kann nur berichten, was wir von den Überlebenden gehört haben.“ Er sprach plötzlich sehr schnell, fast klang es, als verschweige er etwas.
    „Die Mülhuser waren in der Überzahl, sie schlugen unsere Leute in die Flucht. In kleinen zersprengten Gruppen, viele ohne Pferde, traten sie den Heimweg an. Wir trafen auf dem Heerweg drei Leute, die einen Verletzten trugen. Sie berichteten, der Graf sei am Seeufer gefallen und die Mülhuser wären auf dem Weg zur Burg, um seinen Leichnam auszulösen. Wir machten sofort kehrt, sind im Laufschritt quer durch den Wald, in der Hoffnung, vor ihnen hier zu sein, damit Ihr Verstärkung bekommt. Wir haben es nicht ganz geschafft, doch zum Glück habt Ihr sie an einer sehr günstigen Stelle aufgehalten. So konnten wir uns im Schutze des Gebüschs anschleichen und sie in die Flucht schlagen.“
    Beifälliges Gemurmel erhob sich unter dem Gesinde und so manch dankbarer Blick wanderte zu den Bauern hin, die mit erschöpften, aber zufriedenen Gesichtern in der Runde standen.
    „Was sind wir für unaufmerksame Gastgeber!“, ermahnte Adelheid ihre Mägde. „Serviert den Bauern ein Essen, seht nach, ob sie Wunden zu versorgen haben!“
    Die Frauen liefen auseinander.

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