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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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entsetzt und füllten sich mit Tränen.
    „Was ist, Jungfer, was schweigst du? Bist du etwa stumm?“
    Als sie sich nicht rührte, trieb er sein Pferd auf sie zu und fragte höhnisch: „Was hat dir denn die Sprache verschlagen, mein schönes Kind? Ich glaube, deine schwarzen Glutaugen passen sehr gut zu meinem Schlaflager. Was hältst du davon, auf meinem Pferd die zweite Reiterin zu sein?“
    Magdalena versuchte ängstlich, seinem riesigen Ross auszuweichen. Die Männer im Hintergrund fingen wieder an zu lachen. Gehetzt blickte das Mädchen sich um, keine Lücke bot sich zwischen den breiten Leibern der gepanzerten Gäule. Doch plötzlich war Adelheid da. Sie legte Godharts Pferd die Hand fest auf die Nüstern, so dass es unwillkürlich einen Satz zurück tat.
    Dann zog sie Magdalena zu sich herüber und fauchte den Mülhuser mit erstaunlich fester Stimme an:
    „ Ja , sie ist stumm. Und nein , sie passt nicht auf Euer Schlaflager! Sie wird Euch verfluchen, so dass Ihr bei lebendigem Leibe verfault, denn sie ist eine Hexe! Und noch einmal nein , Ihr werdet den Leichnam meines Vaters nicht auf Eurem verdammten Marktplatz hängen!“
    Godhart lachte amüsiert über ihren Ausbruch. Er schätzte solche Dispute. Seine Vasallen betrachteten die kleine Schwarzhaarige mit gemischten Gefühlen und lauschten gespannt, was ihr Anführer wohl entgegnen würde.
    „Was genau gedenkt Ihr dagegen zu tun, Frau Adelheid von Lare?“
    „Wenn Ihr ihn nicht freiwillig herausgebt, werde ich dafür zahlen, was immer Ihr verlangt!“
    Das Gesicht des städtischen Anführers verzog sich zu einem überlegenen Grinsen und er blickte sich triumphierend in der Runde um. „Hört, hört! Was immer ich verlange?“
    Er fuhr sich genießerisch mit der Zunge über die Lippen.
    „Da fällt mir doch bestimmt was ein!“ Er zog sein Schwert und hielt es ihr so unter das Kinn, dass sie den Kopf heben musste, wenn sie sich nicht verletzen wollte.
    „Lasst doch mal sehen, was Ihr zu bieten habt!“ Die scharfe Spitze der Waffe bewegte sich sacht nach vorn und verursachte einen brennenden Schmerz auf ihrer Haut, Adelheid fühlte ein warmes Rinnsal am Hals herablaufen. Mit einem leichten Ruck durchtrennte er das seidene Band, das ihre Kopfbedeckung hielt. Doch plötzlich erstarrte die Schwerthand mitten in der Bewegung. Vom nahen Wald her ertönte wildes Geschrei. Das Schwert zuckte zurück und Godhart brüllte: „Verflucht, das ist eine Falle!“
    In dem nun entstehenden Durcheinander gelang es Adelheid, das Pferd ihres Vaters am Zügel zu fassen, und mit Magdalena an der anderen Hand Diabolus heran zu pfeifen. Dabei benutzten sie das Pferd mit dem Leichnam als Deckung. Obwohl sie noch nicht wussten, was genau diese Verwirrung unter den Mülhusern ausgelöst hatte, taten sie instinktiv das Richtige. Sie flohen auf Diabolus mit dem Pferd des Grafen am Zügel in Richtung Burg. Hinter sich hörten sie Schlachtrufe, das metallische Klirren von Schwertern und bald auch das Schreien von Verletzten, doch sie wandten sich nicht um. Die äußere Brücke war herabgelassen und als sie über den Graben sprengten, öffnete sich das Haupttor. Das konnte nur bedeuten, dass sie nicht verfolgt wurden, denn in diesem Falle hätte niemand gewagt, die empfindlichste Stelle der Feste preiszugeben.
    Im gestreckten Galopp erreichten sie die Vorburg, hinter ihnen schloss sich krachend das schwere Holztor und die Brücke rasselte nach oben. Es waren sofort Knechte zur Stelle, die Magdalena vom Pferd hoben. Eine Magd kümmerte sich um die fast ohnmächtige Zofe. Adelheid stieg selbst ab und reichte dem Stallknecht die Zügel.
    „Reib ihn gut ab!“, sagte sie mechanisch, als wäre sie von einem gewöhnlichen Spazierritt zurückgekehrt. Der Knecht reagierte nicht. Das Gesinde strömte jetzt zusammen, ein paar halbwüchsige Jungen saßen oben auf der Mauer neben dem Torhaus, um den Kampf zu beobachten und gegebenenfalls blitzschnell Brücke und Tor bedienen zu lassen. Die anderen standen um das Pferd ihres gefallenen Burgherren und konnten nicht begreifen, was geschehen war. Einige hatten ihr ganzes Leben unter Graf Beringer gedient, niemand wusste, wie es nun weitergehen sollte.
    „Wo sind unsere Männer?“ Die junge Frau aus der Familie des Torwächters stellte als erste die Frage, die vielen auf der Seele brannte.
    „Ich weiß es nicht, sie hatten nur den Leichnam meines Vaters dabei.“ Adelheids Stimme klang erschreckend gleichgültig. Alwina musterte sie

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