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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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verhindern können. Hätten wir nicht auf den Straußberger geachtet …“
    „Er ist also einfach davon geritten, mein Gemahl. So viel war seine Treue zum Grafen von Lare wert!“ Adelheid erhob sich. Die Verbitterung schnürte ihr die Kehle zu. Sie wollte jetzt allein sein.
    „Ich danke Euch, Gernot, für Eure Offenheit! Jetzt schlaft, Ihr habt Ruhe bitter nötig. Ich werde dafür sorgen, dass der Verräter seine gerechte Strafe bekommt.“
    „Edle Frau!“ Gernot versuchte sich aufzurichten, sank aber sogleich wieder auf das Lager zurück. Er unterdrückte nur mühsam einen Schmerzenslaut. „Verzeiht die offenen Worte: Dietmar mag feige sein, aber ist hinterhältig und schlau. Nur mit äußerster Vorsicht seid Ihr ihm gewachsen!“
    „Ich weiß, doch ich habe von Euch gelernt!“, antwortete Adelheid schlicht, bevor sie sich umwandte und hinausging. Gernot sah ihr besorgt nach.
    Adelheid fand ihren Bruder im Schlafgemach des Vaters. Anscheinend hatte er das gleiche Bedürfnis nach Abgeschiedenheit gehabt wie sie. Er saß auf dem Bett des Grafen, als Adelheid die Tür leise öffnete und blickte nur kurz auf, während sie sich zu ihm setzte. Ludwig hatte weder eine Kerze angezündet noch hatte er eine Fackel aus der Wandhalterung des Treppenhauses mitgebracht. Die Dämmerung war bereits weit fortgeschritten, aber wozu brauchten sie Licht? Eine Weile schwiegen sie beide und es schien, als wären die Geschwister sich nie so nah gewesen wie jetzt. Vor zehn Sommern noch hatten sie in der Kemenate gemeinsam Alwinas Geschichten gelauscht oder mit anderen Kindern auf dem Burggelände Haschen gespielt. Später saßen sie nebeneinander im Unterricht beim Pater und malten eifrig mit ihren Griffeln die Buchstaben auf den Wachstäfelchen nach. Doch dann lebten sie sich sehr schnell auseinander. Ludwig durfte unter der Obhut des Vaters mit ihm jagen und war bei den Gelagen seiner Ritter dabei, bei denen nicht nur getrunken, sondern auch über Jagd, Politik und Kampfstrategien geredet wurde. Adelheid hatte oft genug auf der Treppe gesessen, die von der Kemenate hinunter zum Saal führte und mit angehaltenem Atem gelauscht. Sie selbst war unter Alwinas Aufsicht angehalten, sich um Küche und Haushalt zu kümmern. Doch sie hätte viel lieber neben ihrem großen Bruder gesessen.
    Jetzt kam zum ersten Mal das Gefühl in ihr auf, ihm ebenbürtig zu sein. Adelheid ergriff schließlich das Wort: „Ludwig, ich werde gleich morgen früh nach Straußberg reiten und den Verräter zur Rede stellen. Wir werden ihn einkerkern und verurteilen, er hat …“
    Sanft, aber bestimmt schüttelte ihr Bruder den Kopf und fasste ihre Hand. Als er sie ansah, bemerkte sie Tränenspuren in seinem Gesicht.
    „Nein Adelheid, das können wir nicht tun. Ich habe bereits darüber nachgedacht. Wenn du mir ruhig zuhörst, wirst du mir zustimmen“, entgegnete er eindringlich, als er bemerkte, dass seine Schwester ihm empört ins Wort fallen wollte.
    „Dein Gemahl ist unser Schild im Osten. Wenn wir ihn oder seine Vasallen gegen uns aufbringen, haben wir Gegner an zwei entgegengesetzten Fronten. Das können wir uns im Augenblick nicht leisten, zumal es generell unklug wäre. Schau, wie viele von uns liegen wund im Saal und kämpfen sogar um ihr Leben. Sie alle fehlen uns im Streite. Wir müssen damit rechnen, dass Godhart zurückkehrt. Darauf bereiten wir uns zunächst vor.“
    Adelheid zitterte vor Wut, doch sie musste sich eingestehen, dass er Recht hatte. Kühl und besonnen hatte er die Lage vollkommen zutreffend eingeschätzt.
    „Heißt das, dieser Teufel kommt ungeschoren davon?“ Der Hass verfärbte ihre Stimme.
    Ludwig sah sie erstaunt an, er begann zu ahnen, dass ihre Abscheu älter war als die feige Tat des Ritters.
    „Nein, doch alles zu seiner Zeit. Vorerst müssen wir schlau sein und ihn in Sicherheit wiegen. Dabei spielst du eine wichtige Rolle. Du musst ihm glaubhaft machen, dass wir sein verwerfliches Verhalten nicht als ein solches ansehen. Er muss sich vollkommen sicher fühlen.“
    „Das heißt …?“ Aus Adelheids Stimme klangen Misstrauen und Ratlosigkeit.
    „Das heißt, du wirst morgen früh zurückreiten und dich geben, als wäre nichts geschehen. Natürlich wirst du um unseren Vater trauern, aber so, als hätte dein Gemahl nichts mit seinem Tod zu tun.“
    „Du verlangst sehr viel von mir!“
    Der Druck seiner Hand wurde stärker. „Ich weiß, Schwester, doch es ist zu unserem Besten. Nur wenn er sich ruhig verhält, können

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