Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
wir uns auf Godhart konzentrieren. Ist dieses Problem aus der Welt, dann kommt dein Gemahl an die Reihe. Er wird einen Prozess kriegen, der ihm das Genick brechen wird. Das verspreche ich dir!“
Vorsichtig fügte er hinzu: „Er ist nicht gut zu dir?“
„Er ist ein widerliches Scheusal!“
Ludwig knirschte mit den Zähnen und sie schwiegen wieder, nur dass sie sich jetzt an beiden Händen hielten. Die Dunkelheit war inzwischen vollkommen, aber ihre Augen hatten sich daran gewöhnt und konnten die Schemen im Raum erkennen. Es war wieder Adelheid, die zu reden begann.
„Und wenn wir König Heinrich um Hilfe bitten? Ich meine …“ Sie schwieg von selbst, als sie den Spott in des Bruders bitterem Lachen hörte.
„Der König? Du glaubst, dass er sich um solche Belanglosigkeiten kümmern kann, wo er doch damit beschäftigt ist, gegen seinen Widersacher Hermann zu Felde zu ziehen? Außerdem ist er jetzt Kaiser!“
Adelheid seufzte resigniert.
„Da ist noch etwas. Ich habe den freien Bauern aus Gebra eine Belohnung versprochen. Ich hoffe, es ist dir Recht?“
„Sicher, ohne sie und Johannes wären wir wohl jetzt nicht hier. Was gibt man den Bauern? Gold oder Vieh? Was denkst du?“
Adelheid war stolz, dass ihr Bruder sie um Rat fragte und überlegte sehr gründlich. „Ich glaube, was ein Bauer immer gebrauchen kann, ist Land. Ackerland vielleicht? Oder Wald? Sie brauchen immer Brennholz, und sie könnten roden, wenn sie noch Acker brauchen. Was meinst du?“
Ludwig dachte eine Weile nach und nickte dann bedächtig. „Eine gute Idee, Schwesterlein. Der Wald auf der Hainleite, direkt über ihrem Dorf, soll ihrer sein!“
„Noch etwas fällt mir ein: Wir sollten dafür sorgen, dass die Schierenberger Bauern wieder Vieh erhalten. Sie kommen sonst nicht durch den Winter.“
„Daran habe ich bereits gedacht. Morgen ist Zehnttag, ich werde ihnen ein paar von unseren Kühen mitgeben. Sie sind gute Viehzüchter und sie haben kräftige Weiden im Helbetal. Sie werden bald wieder eine ordentliche Herde haben. Außerdem müssen von nun an immer ein paar Bewaffnete im Dorf bleiben. Auch das sollten wir einplanen.“
Adelheid stand auf und trat ans Fenster. Wie lange war es her, dass sie hier mit dem Vater gestanden hatte und er ihr offenbarte, dass eine Heirat mit Ritter Dietmar unumgänglich war? Eine halbe Ewigkeit oder nur ein paar Tage? Und nun war alles anders. Nie wieder würde der Vater hier stehen und übers Wippertal zum Blocksberg schauen. Stattdessen war sie hier mit ihrem Bruder und sie lenkten die Geschicke der Burg. Das Herz wurde ihr schwer.
Sie lehnte sich an die kalte Mauer aus Kalkstein und schloss die Augen. Irgendetwas musste es geben, was die Nachwelt an den Vater und an die scheußliche Tat des Ritters erinnern würde. Etwas, das beständig war wie die Zeit und alle überdauern würde, die sterblich waren. Selbst in Hunderten von Jahren sollten die Menschen sich besinnen und sagen: Seht, so ist der Burgherr Beringer gestorben, durch schmählichen Verrat! Der Stein an ihrer Schulter fühlte sich rau und hart an, er war … beständig! Während der Gedanke in ihrem Kopf entstand, wandte sie sich zu ihrem Bruder um.
„Ludwig, wir werden dem Vater ein Denkmal setzen! Genau an der Stelle am Ufer des Sees, wo er fiel, soll ein Kreuz stehen. Ein großes Kreuz aus Stein, unvergänglich wie die Zeit und hell wie das Licht! Immer werden sich die Menschen an ihn erinnern!“
Ludwig rührte sich nicht. Zu überraschend stürmten die Gedanken seiner Schwester auf ihn ein. Er war nicht so spontan und temperamentvoll, seine Überlegungen reiften in Ruhe heran und waren dann umso unumstößlicher. Zum ersten Mal seit der unglückseligen Schlacht lächelte er, stand auf und nahm sie gerührt in die Arme.
„Ich werde darüber nachdenken, Schwesterlein. Es ist bestimmt eine gute Idee. Doch jetzt lass uns in die Kapelle gehen, wir können Alwina die Totenwache nicht allein überlassen.“
Als Adelheid am nächsten Morgen auf Diabolus die väterliche Burg verließ, fiel ihr das noch schwerer als an ihrem Hochzeitstag. Magdalena sollte noch ein bis zwei Tage auf Lare bleiben, bis die am schwersten Verwundeten auf dem Weg der Besserung waren. Besonders die Frau des Mundschenks war dankbar für das Angebot gewesen. Ihrem Mann ging es nach wie vor sehr schlecht.
Johannes begleitete Adelheid auf seiner Fuchsstute. Außerdem schickte Ludwig einen berittenen Trupp seiner Reisigen mit, immer noch mussten sie
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