Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
die Herrin zu sprechen. Sein Begehren wolle er nur ihr selbst anvertrauen. Adelheid sah sich verwundert in der Runde um. Doch niemand kannte diesen Namen.
Sie erhob sich und folgte dem Gehilfen. Der Torwächter hatte die drei Männer bereits bis zur Vorburg passieren lassen. Neben zwei einfachen Knappen erblickte sie sofort den Ritter, der um Einlass gebeten hatte. Erstaunt hemmte sie ihren Schritt, denn er sah wirklich imposant aus. Das Pferd trug einen kupferglänzenden Harnisch, der bis zu seinem Kopf hinauf in feingehämmerten und beweglichen Schuppen aus Kupferblech auslief und einen hervorragenden Schutz vor feindlichen Pfeilen bieten musste. Als ob er geahnt hatte, auf eine Trauergemeinschaft zu treffen, war der Ritter selbst ganz in Schwarz gekleidet. Über einem Kettenhemd aus dunklem Metall wurden seine Schultern von einem breiten und steifen Lederkragen verhüllt, der mit silbernen Stacheln verziert war und dem Mann ein wahrhaft furchterregendes Aussehen verlieh. Über den Knien und an den Armen schimmerte Kupfer, das aus der kunstfertigen Hand des gleichen Schmiedes zu stammen schien wie auch der Brustpanzer des Pferdes. Seine Beinkleider aus schwarzem Leder steckten in hochgeschnürten, gleichfarbigen Stiefeln, deren einziger Schmuck silberne Sporen waren.
Als er ihrer ansichtig wurde, sprang der Mann trotz seiner Rüstung behände aus dem Sattel und verbeugte sich tief. Die beiden Knappen hielten sich im Hintergrund. Auch sie waren in Rüstung, trugen sogar Helme mit Visier. Ihr Herr richtete sich auf und Adelheid konnte ihm ins Gesicht sehen. Als erstes fiel ihr auf, dass er nicht mehr jung war, sicher hatte er das vierzigste Jahr weit überschritten. Feine Fältchen lagen um seine gütig blickenden Augen, die in einem warmen Ton leuchteten. Silberne Strähnen durchzogen sein dunkles Haar, das er im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden hatte und welches sich an der Stirn bereits etwas lichtete. Ein dichter Bart von gleicher Färbung umrahmte seinen Mund.
„Hohe Frau Adelheid, ich grüße Euch! Ich bin Gottschalk von Wisedendorf, ein freier Ritter aus den Diensten des Pfalzgrafen Friedrich II. von Goseck. Wie Ihr vielleicht wisst, starb Friedrich II. im vergangenen Jahr und ich bin auf der Suche nach einer neuen Aufgabe. Ich hörte von Eurem Eid … Nun, ich sage es frei heraus, ich möchte mich der Mutprobe stellen!“
Adelheid nickte und versuchte gleichzeitig, ihre Verwirrung zu verbergen. Ein Ritter des Pfalzgrafen von Sachsen! Auch Folkmar von Walkenried war ihm sehr verbunden gewesen. Von ihm wusste sie, dass Friedrich II. zu den erbittertsten Feinden König Heinrichs gehörte. War er nicht sogar verbannt worden für seine Mitwirkung am Aufstand gegen den König? Es konnte gefährlich sein, mit den Sachsen in Verbindung gebracht zu werden.
Doch wo war ihr gutes Benehmen? Der Ritter wartete auf eine Antwort. Sie verneigte sich ebenfalls leicht. „Willkommen auf Lare, edler Ritter Gottschalk. Ich hoffe, Ihr hattet eine gute Reise. Bitte folgt mir in den Saal.“ Auf einen Wink hin nahm sich ein Knecht der Pferde an, die beiden Knappen blieben zurück.
Während der Ritter im Saal bewirtet wurde, saß Adelheid als Gastgeberin ihm grübelnd gegenüber. Wenn sie einen Mann ehelichte, der zu Heinrichs Gegnern gehörte, würde sie sich den Zorn des Kaisers zuziehen. Bisher hatte sie stets versucht, ihren Kopf aus der Schlinge zu halten, indem sie still und möglichst neutral ihren Ämtern nachging. Sie ahnte jedoch immer, dass die Politik sie früher oder später einholen würde. Nun musste sie sich für oder gegen Heinrich entscheiden. Das Motiv des Ritters schien klar, mit einer Heirat wäre wieder eine bedeutende Feste aus dem Einflussgebiet des Kaisers zu den Sachsen herübergezogen. Was für ein kluger Schachzug von ihm! Er sah auch nicht so aus, als könne er nicht perfekt reiten.
Adelheid seufzte. Über den Weinkelch hinweg lächelte Gottschalk sie an und prostete ihr höflich zu. Seine Augen leuchteten, ihm schien zu gefallen, was er sah. Zugegeben, er wirkte nicht unsympathisch. Wenn da nicht …
Ob sie ihn einfach nach Folkmar fragen sollte? Sie hob ihr Gefäß, welches ein Diener mit kühlem Rotwein gefüllt hatte und trank es in einem Zug aus. Dabei hatte sie mit ihrem Eid nur Gutes für die Burg bewirken wollen und am Ende zog sie ihre Leute in die Kriegswirren hinein. Ging ihr denn wirklich alles schief?
Doch tief in ihrem Herzen war noch etwas, was gerade jetzt nach Beachtung
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