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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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seiner Abreise nicht wieder zu besuchen.
    Der nächste Tag hätte besser nicht begonnen, denn alles was Adelheid in Angriff nahm, misslang. Bereits beim Morgenmahl zersprang ihr ein Tonkrug, beim Ausfüllen der Vorratsliste fiel das Tintenfass um und verdarb die Schriftrolle, vor der Messe versengte sie sich den weiten Ärmel ihres Mantels, als sie eine Kerze auf dem Altar anzünden wollte. Missgelaunt streifte sie durch den Palas und jedermann ging ihr bald aus dem Weg. Gegen Mittag traf sie Magdalena vorm Krankenzimmer. Sie hatte einen Krug Wasser und frische Leintücher in den Händen.
    „Was hast du vor?“
    „Ich werde dem Herrn Folkmar den Kopfverband abnehmen. Ich denke, er hat ihn lange genug getragen. Möchtet Ihr mir helfen?“
    Ehe Adelheid nachdenken konnte, hatte sie bereits genickt und der Zofe die Tücher abgenommen. Der Patient blickte ihnen erwartungsvoll entgegen, als sie den Vorhang aufhoben.
    Die Wunde auf der Kopfhaut war gut verheilt. Magdalena tastete vorsichtig den Knochen rund um die rosige Narbe ab. Dann nickte sie zufrieden.
    „Es scheint alles in Ordnung zu sein. Bald könnt Ihr mit Eurem Kopf wieder Wände einrennen.“ Vorsichtig zupfte sie ihm die halblangen weizenblonden Haare über die Narbe und betrachtete ihr Werk. Folkmars glattes Haar hatte nach der langen Zeit unter dem Verband den Glanz verloren, aber es fiel ihm jetzt bis auf die Schultern.
    Adelheids Augen bekamen einen ungläubigen Ausdruck und sie schlug die Hand vor den Mund. Die Ähnlichkeit Folkmars mit Ludwig war jetzt noch gravierender als zuvor, war doch sein Haar bisher von weißem Linnen verdeckt gewesen. Magdalena lächelte still, sie hatte den Walkenrieder bereits an dem traurigen Abend seines Unfalles ohne Verband gesehen und wusste, was Adelheid dachte. Folkmar jedoch war auf eine solche Reaktion nicht gefasst und fragte erschrocken:
    „Was habt Ihr, edle Frau? Seht Ihr einen Dämonen auf meinem Kopf?“
    „Nein, es ist nur … Ihr erinnert mich an jemanden, den ich…“ Sie wollte sagen „… geliebt habe“, aber sie brachte es nicht über die Lippen.
    Magdalena raffte die alten Verbände zusammen und schlich hinaus. Kaum war der Vorhang hinter ihr geschlossen, streckte Folkmar die Hand aus und zog Adelheid neben sich. „Ich hoffe nur, ich erinnere Euch nicht an dieses Scheusal von Ehemann, denn dann müsste ich noch einmal diesen Felsen herunterspringen und versuchen, mit dem Gesicht zuerst aufzukommen!“
    „Nein!“ Zu ernst fand Adelheid diesen Gedanken, sie konnte darüber nicht scherzen. „Ihr habt sehr viel Ähnlichkeit mit meinem Bruder Ludwig, ich habe ihn sehr geliebt. Verzeiht, wenn ich Euch erschreckt habe.“
    „Nun, dem Bruder zu ähneln, scheint mir in diesem Fall angenehmer zu sein als dem Ehemann, obwohl – wenn ich die Wahl hätte, in welche Rolle ich schlüpfen dürfte …“
    „Schweigt! Bringt nicht beide Personen in Zusammenhang! Zu verschieden waren sie.“
    „Erneut bitte ich Euch um Vergebung, Frau Adelheid! Ich wollte Euch gewiss nicht verletzen. Leider bringt mich mein loses Mundwerk immer wieder in Verlegenheit. Ich muss mich wohl auch entschuldigen für gestern … Ich hatte wirklich keine Ahnung, welche Melodie ich sang! Sie kam mir einfach so in den Sinn.“
    Eine Weile schwiegen beide, doch es war nicht die peinliche Stille, wie sie aufkommt, wenn niemand etwas zu sagen weiß, sondern eher ein sanftes Einvernehmen. Von draußen klang der Burgalltag mit seinen vertrauten Geräuschen herein, Klappern von Tongeschirr und eisernen Pfannen aus der Küche, der fauchende Blasebalg des Waffenschmiedes, das Kreischen spielender Kinder und das kraftlose Gezeter von Alwina in der Kemenate nebenan. Der Duft einer kräftigen Fleischsuppe wehte aus dem Saal hinauf.
    „Würdet Ihr mir einen Gefallen erweisen?“ Folkmars Stimme kratzte etwas und er räusperte sich leise.
    „Welchen?“
    „Würdet Ihr für mich Euer Gebände abnehmen?“
    Adelheids Augen wurden groß. Was verlangte er von ihr? So sehr sie diese Kopfbedeckung in den ersten Tagen nach ihrer Heirat gehasst hatte, so sehr hatte sie sich nun daran gewöhnt. Fast kam es ihr vor, als böte ihr das fest gebundene Tuch Schutz und Trost vor den Unbilden des Alltags.
    Als er sah, wie sie zögerte, griff er erneut nach ihrer Hand. „Ich bitte Euch sehr! Ich möchte die Farbe Eures Haares sehen, wenigstens einmal, bevor ich abreise! Wenn ich abends die Augen schließe, möchte ich Euch nicht mit diesem Schleier in

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