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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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gefährlichste Stück seiner Probe. Das Volk konnte ihn nun nicht mehr begleiten und strömte in die entgegengesetzte Richtung, um ihn am anderen Ende des Steilhangs wieder in Empfang zu nehmen. Obwohl die Leute rannten, war er auf der Mauer schneller, denn sein Weg war der kürzere. Als die Schnellsten an der Westseite der Burg ankamen, glänzte das Kupfer der Rüstungen von Pferd und Reiter bereits auf der Mauerkrone. Er hatte den Steilhang hinter sich! Begeisterter Jubel empfing den Reiter und er winkte erneut. Das letzte Stück musste er nun doch gegen die Sonne reiten. Er hob den Arm zum Helm und klappte das Visier herunter, so dass es als Sonnenschutz dienen konnte. Zustimmendes Raunen ging durch die Menge. Er überließ wirklich nichts dem Zufall!
    Adelheid hatte jeden Schritt von Gottschalks Pferd genau verfolgt, aber auch Magdalena nicht aus den Augen gelassen. Doch die Zofe fieberte völlig unbefangen dem Ende der Mutprobe entgegen. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und den Oberkörper leicht vorgeneigt und es fehlte nicht viel, dann hätte auch sie von weit oben den Ritter mit ihren Zurufen angefeuert. Und dann war es soweit! Während die Zimmerleute die Rampe zum Hinabreiten in Windeseile auf die andere Seite des Haupttors brachten, legte das kupferbewehrte Pferd des Ritters auf der Mauerkrone die letzten vorsichtigen Schritte zurück. Er hatte es geschafft! Bedächtig schritt das Tier die Holzrampe hinab und der Jubel der Menschen vor dem Tor schwoll zu einem einzigen Triumphgeschrei an. Selbst das Gesinde auf der Vorburg stimmte mit ein, obwohl es sonst nicht gern gemeinsame Sache mit den einfachen Bauern machte. Alle rannten zum Haupttor, wo Gottschalk wie ein siegreicher Heerführer gefeiert wurde. Er lächelte den Menschen zufrieden zu und schüttelte jede Menge Hände.
    Plötzlich bildete sich hinter ihm eine Gasse und der Lärm ebbte ab. Adelheid kam mit Magdalena gemessenen Schrittes über die Vorburg. Ihre Miene war gefasst, wie immer bei solchen öffentlichen Auftritten, niemand sah ihr den inneren Zwiespalt an. Sie trug zum ersten Mal wieder ihr Hochzeitskleid, die nachtblaue Seide umspielte ihre mädchenhafte Figur und die aufgestickten goldenen Vögel glitzerten in der Sonne. Ruhig trat sie auf den Ritter zu, streckte ihm ihre Hand entgegen und sagte: „Meinen Glückwunsch, edler Ritter! Ihr habt wahren Mut bewiesen!“
    Wenn später in den Hütten und Häusern um die Burg diese Geschichte erzählt wurde, behaupteten die Alten stets, sie hätten ein Königspaar sein können, der Ritter Gottschalk und die Frau Adelheid.
    Noch bevor Adelheid weiterreden konnte, kniete der ruhmreiche Reiter vor ihr nieder, berührte mit seinen Lippen sanft ihren Handrücken und sagte so laut, dass es auch der letzte Bettler draußen vorm Tor hören konnte: „Ich bitte Euch ergebenst um Verzeihung, edle Frau! Doch ich habe diesen Ritt nicht für mich gewagt!“
    Man konnte förmlich hören, wie die Zuhörer tief Luft holten und dann den Atem anhielten. Was hatten solch sonderbare Worte zu bedeuten?
    „Was meint Ihr?“, fragte Adelheid, seltsam berührt.
    „Ich habe diese Probe für einen Freund bestanden, der kein guter Reiter aber Euch sehr angetan ist. Ich hoffe, Ihr vergebt mir dieses kleine taktische Manöver, ich trete meine Rechte ab an diesen Mann!“ Damit erhob er sich und zeigte auf den größeren seiner beiden Knappen, die wie aus dem Nichts kommend plötzlich in voller Rüstung vor der Menge standen. Der Mann trat ein paar Schritt auf sie zu, wobei er das rechte Bein nachzog.
    Adelheid fühlte plötzlich, wie ihr Herz einen unkontrollierten Hüpfer tat und dann auszusetzen schien. Auch der Knappe kniete vor ihr nieder, was wegen seiner Behinderung etwas schwerfällig wirkte, und klappte endlich sein Visier auf. Zwei blaue Augen schauten sie fragend an und ließen die Farbe des Frühlingshimmels verblassen.
    Sie stieß einen kleinen Schrei aus und bückte sich, um ihm aufzuhelfen, denn er musste Schmerzen haben in dieser unbequemen Stellung. Er nahm seinen Helm ab und schüttelte sein blondes langes Haar. Ein Raunen ging durch die Menge und der Name des Mannes wurde von Mund zu Mund weiter gereicht: Es ist Folkmar von Walkenried! Der Verletzte von den Klippen! Der Mann, den die Gräfin wirklich liebt!
    Noch einmal erhob sich wegen des recht lange dauernden Informationsflusses zunächst zögernd, doch dann umso stürmischer ein Jubelschrei, den mit Sicherheit die Turmwachen auf Burg

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