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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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gearbeitet wie noch nie und sich keine Minute gegönnt, um auszuspannen. Sie übernahm die Pflege von Alwina, die inzwischen nicht mehr von ihrem Lager aufstehen konnte. Die alte Frau war quenglig und unduldsam geworden, ständige Schmerzen hatten ihre Gutmütigkeit aufgezehrt. Magdalena verordnete ihr zwar Kräutertees und mischte Salben zum Einreiben, aber nichts schien mehr wirklich zu helfen. Die junge Herrin ertrug die Launen der alten Amme mit erstaunlicher Geduld.
    Wenn die Greisin tagsüber schlief, grub Adelheid im Kräutergarten und legte frische Beete an, pflanzte und säte. Fast alle wichtigen Heilpflanzen wuchsen jetzt hier, Magdalena musste nur noch selten in den Wald hinaus, um Wurzeln auszugraben, Blätter oder Beeren zu pflücken. In vorderster Reihe schob Thymian seine frischen Triebe der Frühlingssonne entgegen, ein dunkler Streifen duftender Gartenerde wartete auf die Knoblauchzehen, die zum Stecken bereit in einem Korb lagen. Ringelblumen, Anemonen, Fenchel und Kamille zeigten zwischen würzig riechendem Bärlauch erstes Grün. In einer versteckten Ecke hinter der Treppe zur Küche platzten an einer Tollkirsche die ersten Knospen und Immergrün rankte mit zarten lila Blüten am Treppengerüst empor. Unter der hölzernen Treppe waren Trockengestelle angebracht, an denen die Kräuter nach der Ernte geschützt vor praller Sonne und immer von einem leichten Wind bewegt, ordnungsgemäß getrocknet werden konnten. Jetzt waren sie freilich noch leer. Ein schattiges Plätzchen an der Burgmauer diente dem Milzfarn als Lebensraum, sein frisches Grün ließ allerdings noch auf sich warten. Lediglich die verfaulten braunen Farnwedel des letzten Jahres zeigten den Standort der Pflanze an. Auf der Grasfläche davor würden im späten Sommer die Herbstzeitlosen aufblühen, die Magdalena so dringend gegen Alwinas Gicht benötigte.
    Wenn sie nicht im Garten arbeitete, saß Adelheid mit Robert über Zehntlisten und Abrechnungen, sprach mit dem Truchsess über Neubeschaffung von Vorräten, erinnerte den Waffenschmied an die Wartung der Schwerter und Armbrüste oder diskutierte mit dem Marschalk über die Zuchtpläne für die Pferde. Der tüchtige Mann hatte eine prächtige Stute für Diabolus gefunden und Adelheid erhoffte sich wertvolle Fohlen. Überall trat sie sachlich und bestimmt auf, aber es fehlte noch immer die Wärme, wegen der sie vor Jahren vom Gesinde geliebt worden war. Sie arbeitete hart wie ein Göpelpferd, gestattete sich und anderen jedoch keinerlei menschliche Regung. Einen Knecht, den sie während des Tages bei einem Schäferstündchen im Strohlager über den Ställen erwischt hatte, ließ sie auf dem Hof auspeitschen, das leichtsinnige Küchenmädchen wurde zu ihren Eltern ins Dorf zurückgeschickt. Trotz der hellen Frühlingssonne legte sich drückende Stimmung wie eine schwere Satteldecke über die Burg und abends, wenn das Gesinde beisammen saß, ging so mancher Stoßseufzer zum Himmel: „Wenn sie doch endlich einen Mann fände!“
    Obwohl niemand wagte, es offen auszusprechen, ruhte doch viel Hoffnung auf Magdalena, denn ihr traute das Gesinde inzwischen alles zu. Warum schaffte sie mit ihrer magischen Kunst nicht den Richtigen herbei? Doch wurde auch gemunkelt, dass Magdalena andere Dinge als das Wohl ihrer Herrin im Kopf hatte. Johannes vom Straußberg kam jetzt, wo das Wetter freundlicher war, wieder regelmäßig zu Besuch und die beiden gaben sich keine Mühe mehr, ihre Liebschaft zu verbergen. Wenn die Gräfin die beiden nicht bald zusammen gab, wäre die Grenze zur Unschicklichkeit schnell erreicht.
    In der zweiten Woche nach Ostern starb Alwina. Sie war in der Nacht friedlich eingeschlafen und Adelheid fand sie am Morgen, als sie ihr das Frühstück bringen wollte. Pater Caesarius betete gemeinsam mit Adelheid um ihr Seelenheil. Traurig betrachtete die junge Frau das runzlige und leblose Gesicht, das ihr in ihrer Kindheit so viel bedeutet hatte. Ihre Augen brannten, aber sie konnte nicht weinen. Alwina wurde, wie sie es gewünscht hatte, auf dem kleinen Dorffriedhof in Naschhusen beigesetzt.
    Der Tag, an dem Alwina beerdigt wurde, war sehr warm und ließ einen heißen Sommer ahnen. Die kleine Trauergesellschaft saß noch eine Zeit lang im kühlen Saal beisammen und genoss Wein aus dem Keller oder auch nur Wasser zu Haferküchlein und frischem Brot, als plötzlich Reiter gemeldet wurden.
    Der Gehilfe des Torwächters überbrachte die Meldung, ein Gottschalk von Wisedendorf fordere

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