Adelshochzeit 2
„Nimm es mir nicht übel, wenn ich dem nicht zustimme, denn weißt du, im Augenblick könnte ich gut darauf verzichten, dich überhaupt je wieder zu sehen.“
Beschämt zog Tarquin den Kopf ein und nuschelte: „Ich weiß, hab ein bisschen Ärger gemacht …“
„Wie gut du untertreiben kannst! – Was ist mit Jenny?“
Stumm schüttelte Tarquin den Kopf.
„Das tut mir leid“, sagte Mark leise und erklärte nach einer Pause: „Ich hätte deine Schwester gern unter vier Augen gesprochen.“
„Ja … gewiss … ich verstehe“, murmelte Tarquin und ging zur Tür, wo er sich noch einmal umsah und Emily zublinzelte.
„Ah, er versteht es wirklich“, sagte Mark trocken, kaum dass die Tür sich schloss.
Innerlich fluchte Emily sehr undamenhaft über ihren Bruder, denn für Mark musste das nach einer Art Verschwörung ausgesehen haben. Ruhig erklärte sie jedoch: „Ich erzählte ihm eben von dem unglücklichen Zusammentreffen mit Mrs. Pearson.“
Ohne darauf einzugehen, sagte Mark: „Ich muss mich für mein frühes Erscheinen entschuldigen. Ich hoffte, Ihren Vater anzutreffen, und ich weiß, er erhebt sich rechtzeitig.“
„Mehr als rechtzeitig. Er ist schon fort“, hauchte Emily schwach.
Mark kam näher, und Emily spürte ihr Herz plötzlich im Halse schlagen. Sie hatte sich schon irgendwie daran gewöhnt, dass er sie an sich zog und küsste und streichelte, bis ihre Sorgen sich in nichts auflösten; er war ein fester, stützender Bestandteil ihres Lebens geworden. Auch jetzt musste sie sich beherrschen, um ihm nicht in die Arme zu stürzen mit dem Gefühl, dann wäre alles wieder gut. Als ihr jäh bewusst wurde, dass ihr nichts lieber wäre, als Mark Hunters Gemahlin zur werden, trat sie rasch einen Schritt zurück.
„Sie wissen, warum ich hier bin“, begann er gemessen.
„Ja, und ehe Sie mehr sagen, sollten Sie etwas wissen …“
„Ganz recht“, bestätigte er, „zwei Fragen sind noch offen. Eine konnte ich mir selbst beantworten, nämlich die, dass Sie mit Riley verabredet waren und Devlin ausweichen wollten, als ich Sie in der Anwaltskanzlei traf, oder?“
Dazu nickte Emily nur, fragte dann aber: „Und die andere Frage?“
„Neulich haben Sie mir eine Abfuhr erteilt, als ich ihre Unschuld rühmte. Ich warte immer noch auf eine Erklärung.“
Eine so brutal offene Aufforderung hatte sie nicht erwartet. Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Ich denke, Sie wissen, warum“, stieß sie hervor und schlug stolz und kühn die schimmernden graublauen Augen zu ihm auf.
„Ich stelle mir vor, es hat damit zu tun, dass sie einander einmal leidenschaftlich zugetan waren, wie Devlin es ausdrückte.“
„Sehr scharfsinnig, Sir“, sagte Emily und hob herausfordernd den Kopf.
„ Wie leidenschaftlich waren Sie ihm zugetan?“
„So sehr es nur möglich ist“, entgegnete sie mit rauer Stimme. „Aber wir brauchen nicht in Rätseln zu sprechen. Sie beleidigen mein Feingefühl nicht, wenn Sie ‚fleischliche Liebe‘ sagen. Wahrscheinlich ist Ihnen klar, dass ich mich Devlin hingab, als wir verlobt waren. Ich bin nicht mehr unberührt“, fuhr sie fast unhörbar fort, „und ich wünsche nicht, dass Sie sich verpflichtet fühlen, mir den Schutz Ihres Namens anzubieten … sofern das Ihre Absicht war.“ Verstohlen sah sie zu ihm auf, konnte jedoch seinen Ausdruck nicht enträtseln. Da er schwieg, überlegte sie verzweifelt, was sie noch sagen könnte.
„Falls Sie um mich anhalten wollten, ist es ganz gut, dass Sie meinen Vater nicht antrafen“, fügte sie tapfer hinzu, obwohl er sich immer noch jeder Äußerung enthielt. „Zweifellos glauben Sie, sich einer unwillkommenen Pflicht unterziehen zu müssen. Aber das ist unnötig; Sie können sich das Gespräch mit meinem Vater sparen.“ Immer noch sagte er nichts, und Emily zog sich unsicher an den Tisch zurück und begann angelegentlich, das Geschirr zusammenzuräumen, gab jedoch auf, da unter ihren bebenden Händen alles klirrend aneinander schlug. „Dass wir bei unserer kurzen Rast gesehen wurden, noch dazu von einer so gehässigen Person, war wirklich ein unglücklicher Zufall. Dennoch besteht für Sie keinerlei Verpflichtung, meinen guten Ruf schützen zu müssen.“ Sie schwieg, um ihm endlich eine Antwort zu entlocken … und sei es nur, dass sie keinen guten Ruf zu verlieren habe. Mühsam die Augen niedergeschlagend, fuhr sie fort: „Es gibt einen Herrn, der meine zarten Gefühle erwidert; das offen zu
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