Adelshochzeit 2
Gedanken an Devlin auszutreiben“, drang Marks Stimme in ihr Grübeln.
Ein sinnlicher Schauer durchrieselte sie; die Bilder, die er in ihr erweckte, ließen das Blut wie Feuer durch ihre Adern strömen. Langsam trat er zu ihr, umfasste mit festem Griff ihre schlanken Arme und hauchte mit heißen Lippen berauschende Küsse in ihren Nacken. Unwillkürlich drängte sie sich ihm entgegen, und sie schwelgte in der Glut, die er so leicht in ihr entfachen konnte. Doch sie stählte sich, um sich nicht seinen verführerischen Praktiken zu ergeben. Er begehrte sie, doch er hielt sie für eine Frau mit lockerer Tugend und sagte es ihr auch noch ungeniert. Lust und Begehren konnten verlocken und in Bann schlagen, doch ohne Liebe und Respekt taugte beides nicht. Diese Lektion hatte sie durch Devlin gelernt.
Mark, der ihren Widerstand spürte, wollte ihr nicht einmal diesen kleinen Triumph gönnen, sondern ließ von ihr ab. Nachdenklich betrachtete er sie, dann sagte er: „Wenn Ihre Eltern erst von der Pearson hören, dass wir allein in einem Gasthof waren, werden sie Sie, ohne zu zögern, jedem Mann geben, der um Sie wirbt. Aber glauben Sie mir, Stephen Bond wird nicht um Sie anhalten. Er mag in Sie verliebt sein, vielleicht sogar eine feste Bindung erwägen, aber er wird nicht seine Erbschaft aufs Spiel setzen, indem er eine Frau mit schlechtem Ruf heiratet. Denn wenn die Pearson erst ihr Gift verspritzt hat, wird seine Großmutter nicht zulassen, dass er zum Gespött wird und den Familiennamen beschmutzt.“
Emily zuckte zusammen. Schon als ihr Ruf noch intakt gewesen war, hatte Mrs. Bond ihr offen gesagt, dass sie sie nicht als passende Partie für ihren Enkel betrachtete. Entmutigt gestand sie sich ein, dass Stephen kein Mann war, der sich der Konvention verweigerte.
Mark schritt zur Tür, doch anstatt sich zu verabschieden, lehnte er sich lässig gegen das Türblatt, die Arme über der Brust verschränkt. Eine lange und für Emily sehr ungemütliche Weile musterte er sie eindringlich. „Ich erwäge wirklich, Sie zu heiraten, meine Süße“, sagte er endlich, „doch nicht, weil ich mich dazu verpflichtet fühle, sondern weil ich mir vorstelle, dass es seinen Reiz hat, eine freizügige Person zur Gattin zu nehmen.“
Zwischen Wut und Scham schwankend eilte Emily in ihr Zimmer. Nachdem Mark Hunter nach Abschuss jenes giftigen Pfeils abrupt gegangen war, wollte sie nur noch allein sein, doch selbst ein wenig Ruhe war ihr versagt, denn kurz darauf klopfte Tarquin an ihre Tür. In drängendem Flüsterton verlangte er, sie zu sprechen, gab aber schließlich auf, als sie nicht reagierte, und sagte etwas von Begräbnisformalitäten, die er nun erledigen werde.
Immerhin weckte das Intermezzo sie aus ihrer Lethargie, und sie beschloss auszugehen. Vielleicht verhalfen frische Luft und Bewegung ihrem wie betäubten Geist zu neuen Ideen. Sie hatte Sarah ein paar Tage nicht gesehen und sehnte sich nach einer harmlosen Plauderei. Warum sollte sie die Galgenfrist, die ihr noch eingeräumt war, nicht genießen? Es würde noch traurig genug werden.
Entschlossen ging sie hinunter in die Halle, nahm Handschuhe und Hut und machte sich auf den Weg.
„Wie schön, dich zu sehen, Emily!“ Sarah legte ihre Stickerei nieder, eilte der Freundin entgegen und drückte ihr warm die Hände.
Emily erwiderte die herzliche Begrüßung, froh, dass von der misslichen Stimmung ihres letzten Treffens nichts mehr zu spüren war.
Sarah klingelte nach Tee, dann bat sie Emily, Platz zu nehmen, und fragte eifrig: „Mein Papa sagt, Tarquin ist wieder da?
Welche Erleichterung für euch! Oder liegt er euch jetzt mit seinen Schwierigkeiten in den Ohren?“
Doch Emily brauchte auf dieses heikle Thema nicht einzugehen, denn Mrs. Harper kam herein.
Ehe sie noch einen Gruß sprechen konnte, erklärte Sarah: „Ach, Mama, Emily ist gekommen, deshalb werde ich dich nicht begleiten.“
„Oh, wenn du ausgehen möchtest … wir können uns morgen treffen“, bot Emily an.
„Nein, du musst bleiben, ich bitte dich!“, rief Sarah, während ihre Mutter schon den beiden Mädchen verständnisvoll zuwinkte und wieder entschwand.
„Weißt du, ich war drauf und dran, eine Migräne vorzutäuschen, um nicht mit Mutter zu dieser alten Hexe zu müssen!“, erklärte Sarah.
Erheitert lehnte Emily sich in das Sofa zurück; endlich spürte sie, wie sich ihre Bedrückung ein wenig löste. „Wer ist denn die Gastgeberin, der du so unbedingt aus dem Weg gehen willst? Mir
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