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Adieu, Sir Merivel

Adieu, Sir Merivel

Titel: Adieu, Sir Merivel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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Stille.
    Und ich überlegte, ob ich wohl, wenn ich mein Leben auf See verbracht hätte, jetzt ein Mensch von stoischer Ruhe wäre, der klaglos alles ertrug, was Zeit und Wetter ihm zudachten, und schließlich jenen Umhang aus Gleichmut trug, in den Pearce mich stets zu hüllen versucht hatte, was ihm jedoch nie gelungen war.
    Ich begann ein Gespräch mit dem Kapitän der Kentish Maid und erzählte ihm, wie froh mich die schöne Kompliziertheit seines Schiffs mache, und ich merkte, dass ihn das sehr freute. Er strich zärtlich über die hölzerne Reling, an der wir lehnten, und sagte: »Sie ist ein Schatz, Sir, die Maid . Sie kann, ohne sich zu beklagen, erstaunlich hart am Wind segeln, hat schon gewaltige Stürme erlebt und sie großartigabgewettert – sie zusammen mit mir. Aber jetzt ist sie leider alt und leck. Sie wird vielleicht nicht mehr lange durchhalten.«
    »Ach«, sagte ich. »Die arme Kentish Maid . Und dasselbe müssen wir nun im Hinblick auf den König befürchten.«
    »Was?«
    »Ich reise heim, um mich ans Bett des Königs zu begeben. Er ist ein kranker Mann.«
    Der Kapitän starrte mich an. Ungläubig schüttelte er sein weißes Haupt. »Er darf nicht sterben «, sagte er. »Ihr wollt doch nicht behaupten, dass Charles Stuart sterben wird?«
    »Ich weiß es nicht, Kapitän. Alles, was ich weiß, ist, dass ich herbeibefohlen wurde. Ich bin Arzt und ein alter Freund des Königs.«
    Der Kapitän schüttelte erneut den Kopf und blickte auf das unruhige, schimmernde Wasser hinunter. »Er hat uns eine angenehme Ruhe geschenkt«, sagte er traurig. »Als hätten wir beigedreht. Als er an die Macht kam, ließen wir uns alle nieder, wo wir gerade gingen und standen, und atmeten tief und glücklich durch.«

30
    Am Abend des 31. Januar, einem Samstag, betrat ich die Gemächer der Herzogin von Portsmouth und traf dort nicht auf eine Szene großen Wehklagens, sondern auf Fubbs, die, ein wenig fetter und in scharlachfarbenem Samtkleid, ein stilles Nachtmahl mit Margaret einnahm. Bei ihnen war ein junger Mann, der mir als der ehrenwerte Julius Royston vorgestellt wurde, jüngster Sohn von Lord Delavigne.
    Beide Frauen begrüßten mich voller Entzücken. Margaret, die überaus hübsch aussah in ihrem dunkelblauen, mit Schweizer Spitze abgesetzten Kleid, schien sehr daran gelegen zu sein, dass ich sofort Julius Royston kennenlernte, und weil ich wusste, dass er der junge Mann war, der meiner Tochter den Hof gemacht hatte, richtete ich meinen strengsten Blick auf ihn.
    Nur wenig eingeschüchtert von meiner ernsten Miene (die aber vermutlich nie so finster war, wie ich sie mir gern vorstellte), faltete dieser Royston sich zu einer tadellosen Verbeugung zusammen und plapperte etwas von seiner »großen Ungeduld«, mich kennenzulernen, und betonte, wie sehr er es bedauere, dass der Anlass meiner Rückkehr die Krankheit des Königs sei.
    »Wie geht es Seiner Majestät?«, fragte ich Fubbs.
    »Jetzt schläft er«, erwiderte sie. »Er zieht sich gern früh zurück. Doch in den letzten Tagen scheint er wieder mehr er selbst zu sein. Meinst du nicht auch, Margaret?«
    »Ja. Und gestern hat er sogar einen kleinen Erholungsspaziergang gemacht, immerhin bis zum Krokodil. Er wird so froh sein, dass du da bist, Papa. Jeden Tag fragte er mich, ob du schon gekommen bist.«
    Ich setzte mich zu ihnen an den Tisch, und einer von Fubbsys Dienstboten legte ein Gedeck für mich auf und brachte mir fast augenblicklich eine sehr erfrischende kalte Suppe aus Kartoffeln und Lauch. Zwischen heißhungrigem Löffeln betrachtete ich meine Tochter und Royston und sah, wie sie Blicke tauschten, mit denen nur Liebende einander bedenken, und ich flehte zum Himmel, dass dieser Sohn eines Grafen ein ehrenhafter Mann sein möge.
    Er war auf eine blässliche Art und Weise hübsch und erinnerte mich mit seinen großen braunen Augen, den dunklen Locken und dem Lächeln von einiger Süße ein wenig an den König, als er jung war. Ich konnte nicht anders als ihn mögen. Sein Alter schätzte ich auf zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig, und in seinem Gesicht konnte ich keine Anzeichen von Ausschweifung oder Boshaftigkeit entdecken. Seine Stimme war wohlklingend.
    »Erzählt mir doch, Royston«, sagte ich und griff zum Weinglas, das man mir hingestellt hatte, »was brachte Euch an den Hof?«
    »Mein Vater ist Sekretär des Grafen von Buckingham, Sir«, erwiderte Royston, »und fand für mich eine Stellung im Amt des Haushofmeisters des königlichen Palasts. Ich

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