Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1
er mit dem Sterben nicht gewartete hatte bis sie ihren ersehnten Orgasmus bekommen hatte.
„Ich muss jetzt gehen!“ sagte Fin nur und rannte förmlich aus der Wohnung, ohne sich von Luise richtig zu verabschieden. Kaum war er im Hausflur, ließ er seinen Gefühlen freien Lauf und weinte bitterlich in seinen Schal. Sein Vater tot! Sein lieber Vater, der ihm immer zur Seite gestanden hatte seit dem frühen Tod der Mutter; sein Vater, der ihm so viel Geld für den Aufbau seines Geschäfts gegeben hatte; sein Vater, der ihn so oft auf der Insel besucht hatte. Nun war er tot! Und was habe ich gemacht während er im Todeskampf war! Ganz alleine, ohne einen Menschen, der ihn liebte bei sich zu haben, musste sein Vater sterben. Vielleicht hatten ihm eine gestresste Krankenschwester oder seine Zimmergenossen beigestanden, die auch schon kurz vor der Schwelle in eine andere Welt standen. Ich habe doch tatsächlich meinen lieben Vater im Stich gelassen, um mit diesem geilen Modepüppchen, die vermutlich jeden mit ins Bett nimmt, zu Vögeln, dachte er bitter. Und dann hatte er seinem todkranken Vater auch noch Pralinen geschenkt! Was sollte er in diesem Zustand mit Pralinen? Ich hätte bei ihm bleiben müssen; hätte seine Hand halten müssen, hätte ihm Mut zusprechen müssen und hätte mich bei ihm bedanken müssen! Fin fühlte sich verdammt schlecht und würde sich diesen groben Fehler ein Leben lang vorwerfen. Er stand mindestens eine halbe Stunde im Flur und weinte seinen Kummer heraus. Dann wischte er sich die Augen und rief bei seiner Frau an, die immer treu an seiner Seite gestanden hatte, die seinen Vater sehr gemocht hatte. Er berichtete ihr vom schnellen Tod seines Vaters; seine Frau musste sofort weinen und legte auf.
Was sollte er jetzt tun? Wie gerne hätte er seinen Vater noch einmal gesehen. Aber Fin ging in sein Hotel und legte sich ins Bett. Er betrank sich nicht und versuchte zu schlafen, was ihm aber nicht gelang.
Fin flog nach Hause und kam eine Woche später mit seiner ganzen Familie nach Hamburg, um den Vater zu beerdigen.
Ich hörte wochenlang nichts von Fin; machte mir Sorgen. Hatte er nun endgültig das Interesse an mir verloren? Luise erzählte mir nichts von Fins überraschendem Besuch und ärgerte sich sicherlich noch immer über den nicht zu Ende gebrachten Sex.
Einen Tag nachdem ich die vielen Stiefel mit Nüssen und Schokolade gefüllt hatte, erreichten mich Fins Sätze, in denen viel Traurigkeit steckte. Er berichtete mir von dem Tod seines Vaters und der Beerdigung. Er entschuldigte sich für sein langes Schweigen, aber er musste den Verlust seines Vaters verarbeiten. Die Verabredung, die wir für Dezember hatten, sagte er ab. Dennoch wollte er mich wiedersehen, auch wenn nicht so drängend wie die Male zuvor. Ich war etwas enttäuscht, aber im Grunde genommen war ich froh, so konnte ich nicht in Versuchung kommen und Dinge tun, die ich eigentlich gar nicht tun wollte.
Ich genoss die vorweihnachtliche Zeit und gab mich meiner Rolle als Hausfrau leidenschaftlich hin, die mich sehr ausfüllte und zum Teil auch glücklich machte. Meine Jungs freuten sich über meine gebackenen Zimtsterne, die die besten der Stadt sein sollten; sie freuten sich über die Adventskalender, die ich mühevoll bastelte und mit 72 Überraschungen füllte, über das geschmückte Heim und das leckere Essen, das ich ihnen jeden Tag servierte. Auch Michael verwöhnte ich mehr, da ich ein schlechtes Gewissen hatte; verheimlichte ich ihn doch noch immer meinen Kontakt zu Fin. Darf man Geheimnisse in der Ehe haben oder sollte man alles offenlegen? Ich fühlte mich zwar nicht ganz wohl dabei, ihm nichts von Fin erzählt zu haben, aber hätte ich ihm etwas gesagt, dann wäre er vermutlich sauer gewesen und würde mir nicht mehr vertrauen.
Über die Feiertage setzten sich fiese Fettröllchen auf meine Hüften und mein Bauch wölbte sich über meine Hosen, da ich statt Sport zu treiben lieber in der Küche turnte und versuchte all die Keksrezepte zu testen, mit denen man in der Adventszeit bombardiert wird. Meine blonden Haare waren von dem Färben struppig geworden und ich wollte meine alte Farbe zurück, was nicht so einfach war.
Die Feiertage verliefen wie in Bethlehems Stall; so feierlich und andächtig. Wir hatten endlich mal Zeit für uns; aßen ausgiebig, spielten Gesellschaftsspiele und saßen viel zusammen zum Reden. In dieser Zeit war ich sehr glücklich und wollte mein Leben nicht ändern; es war keine Krise
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