Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 2
war. Fußball war seine große Leidenschaft gewesen. Was war daraus geworden? Fin hatte es mir nie erzählt und ich hatte nie danach gefragt.
Und dann fand ich doch tats ächlich die Visitenkarte eines Galeristen. Ich steckte die Karte in meine Tasche und verließ wie eine Diebin das Haus.
Roger benahm sich pl ötzlich sehr eigenartig und ich durchschaute ihn natürlich. Er ging jeden zweiten Tag in unseren Fitnessraum und versuchte seine Muskeln mit Gewalt aufzuplustern. Dann bestellte er beim Friseur eine neue Frisur, wechselte sein Bio Deo gegen ein scheußliches Deo, das aufdringlich in der Werbung angepriesen wurde, von dem man sicher Krebs bekam und keine Frauen, die einen, aufgrund des Duftes, hinterher rannten. OK, es war so weit. Ich musste tapfer sein und es zulassen. Aber gerade jetzt, kurz vor seinem Abi, so ein Kätzchen, das ihm die Zeit raubt, war nicht sehr schlau. Zudem wollte Roger auch noch mit mir Klamotten einkaufen gehen, da er glaubte, dass ich modebewusst wäre, was ja auch eindeutig der Fall war. Es war mir eine Freude mit meinem ältesten Sohn zu Shoppen und mich mal mit ihm in aller Ruhe zu unterhalten. Vielleicht konnte ich ihn noch beeinflussen, bevor das Abi den Bach herunterfließen würde. Roger hatte bisher immer nur weiße oder blaue Hemden getragen; im Winter kam ein brauner oder blauer V-Ausschnitt Pullover über die Hemden, die für Abwechslung sorgen sollten. Die Hosen waren auch blau oder beige, aber viel zu weit an den Beinen und am Po. Roger war groß gewachsen; wenn er neben mir stand, fühlte ich mich wie ein Dackel neben einem Bernhardiner. Roger hatte bereits mit 17 Jahren seinen Führerschein gemacht und durfte in Begleitung seiner Eltern schon das Auto steuern, was er souverän tat. Er hielt sich furchtbar streng an all diese verdammten Regeln und machte mich wahnsinnig mit seiner Einhaltung der Vorschriften. In einer 30-Zone fuhr er nicht einen halben Kilometer mehr in der Stunde und in Spielstraßen blieb er fast stehen, da er hinter jeder Kurve ein Kind vermutete, dass die Straße mit Kreide beschmieren könnte.
Wir parkten mitten in der Stadt und klapperten die gro ßen Herrenausstatter ab. Roger ließ sich von mir alles andrehen, denn scheinbar besaß er keinen eigenen Geschmack, was mir etwas Sorge bereitete und ich hoffte, dass er bei seinen zukünftigen Frauen Geschmack beweisen würde. Ich hörte immerzu aus der kleinen Kabine ein unsicheres „und?“
Mein Sohn konnte fast alles tragen, da er gro ß und schlank war und zudem an seinem Oberkörper gearbeitet hatte. Er hatte blonde Haare und ein gutes Gesicht mit reiner Haut. Da er kaum Chips und Döner aß, ließen in die Pickel in Ruhe und sprangen in die Gesichter der Jugendlichen, die nicht auf ihre Ernährung achteten. Ich drehte Roger gestreifte Hemden, bunte Hosen, coole Sweater an, die wir allesamt kauften. Ihm machte es sichtlich Freude mit seiner Mutter Shoppen zu gehen und ich fand es auch toll mit meinem fast erwachsenen Sohn mal etwas gemeinsam zu unternehmen. Wir legten eine Pause in dem Café ein, in dem ich mich zuletzt mit Fin getroffen hatte. Ich hoffte sehr, dass Roger keine Frau heiratete, die ihnen betrügen würde, so wie ich.
„ Danke Mama, dass du mir bei der Klamottenwahl geholfen hast“, sagte er brav und nippte an seinem Grünen Tee. Wie konnte ein Junge in seinem Alter so höflich und vernünftig sein? Ich war immer wieder aufs Neue glücklich über meine Söhne und hoffte, dass sie immer zu mir stehen würden, egal was ich auch tat.
„ Habe ich doch gerne gemacht! Sag mal, haben deine Schulfreunde eigentlich schon feste Freundinnen?“, versuchte ich langsam auf den Busch zu klopfen.
Roger err ötete leicht und ließ fast seine Tasse fallen. „Ja, einige haben eine feste Beziehung.“
„ Habt ihr denn nette Mädchen in der Klasse?“, bohrte ich weiter und beobachtete den Kellner, der mich mit Fin hier gesehen hatte.
„ Es geht so!“, sagte er wortkarg und ich ließ die weitere Befragung, da sie zu nichts führte. Mein Sohn wollte scheinbar nicht mit mir über sein Liebesleben sprechen und das konnte ich auch nachvollziehen.
Pl ötzlich kam ein Kellner, mit einem Schal in der Hand, an unseren Tisch und mir wurde ziemlich schlecht, da es Fins Schal war, den er hier wohl vergessen hatte.
„ Entschuldigen Sie! Sie saßen doch vor einiger Zeit mit Ihrem Mann hier? Gehört Ihrem Mann dieser Schal?“, erkundigte sich der Kellner äußerst höflich und breitete das gute
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