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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schiffsbewegungen konterkarierten. Im vergangenen Jahr hatten gut bestückte Linienschiffe immer wieder Häfen dieses Küstenabschnitts angegriffen, doch jedesmal waren die Franzosen darauf vorbereitet gewesen, hatten ihre eigenen Schiffe gefechtsbereit und die Küstenbatterien alarmiert; so war den Angriffen die Spitze genommen. Und das, obwohl die britischen Geschwader im Norden wie im Süden jedes angeblich neutrale Fahrzeug aufbrachten, durchsuchten und davonjagten, ehe es die wirkliche Stärke der Blockadeflotte erkunden konnte. Oder ihre Schwäche, dachte Bolitho grimmig. Die Hände auf dem Rücken, ging er auf dem Achterdeck auf und ab, während er über diese minimale Erkenntnis nachdachte. Vielleicht kundschafteten die Franzosen nachts mit kleinen Fahrzeugen die Briten aus? Nein, die waren zu langsam und zu schwerfällig, um bei einer eventuellen Entdeckung zu entkommen. Eilkuriere, die mit einem Gewaltritt wie damals Browne die Nachricht zu den Befehlshabern entlang der Küste brachten? Möglich, aber unwahrscheinlich. Die schlechten Straßen und großen Entfernungen zwischen den einzelnen Küstenstädten hätten eine zu lange Verzögerung bedingt.
    Obwohl er auf der Hut war, merkte Bolitho, daß seine Gedanken doch wieder nach Falmouth abirrten. Inzwischen mußte Belinda zu Hause sein. Zurückgekehrt in ein leeres Haus, wo sein einarmiger Diener Ferguson ihr nach besten Kräften Erklärungen und Trost offerieren würde. Was mochte sie von ihm halten? Sie, die nicht wußte, wozu die Kriegsmarine fähig war?
    Belinda war jetzt vierunddreißig und damit zehn Jahre jünger als er. Man konnte nicht verlangen, daß sie auf ihn wartete, daß sie wieder wie in ihrer ersten Ehe Qualen ausstand.
    Bolitho blieb stehen und umklammerte den Handlauf der Finknetze. Vielleicht gehörte sie schon jetzt, in diesem Augenblick, einem anderen. Einem Jüngeren vielleicht, der mit beiden Beinen fest an Land verwurzelt war.
    Browne trat heran und wünschte ihm mit angegriffener Stimme einen guten Morgen.
    Seit Plymouth hatte man Bolithos Adjutanten kaum an Deck gesehen. Aber selbst die älteren Seeleute erzählten mit genüßlichem Schauder, welche Rekorde Browne beim Fischefüttern aufstellte. Doch heute sah er schon etwas besser aus, dachte Bolitho. Ihm kam es vor wie Hohn, daß er selbst sich trotz seiner privaten und dienstlichen Sorgen gesundheitlich nie wohler gefühlt hatte. Das Leben an Bord und das ständige Kommen und Gehen von Männern, deren Gesichter ihm allmählich vertraut waren, erinnerten ihn ständig an seine Jugend als Fregattenkapitän. Er fühlte, daß er körperlich und geistig so fit war wie kaum jemals auf einem viel gewaltigeren Linienschiff.
    »Wir müssen heute Kontakt mit
Rapi
d
aufnehmen, Mr. Browne«, sagte er. »Ich will sie dichter unter Land stationieren – es sei denn, der Master irrt sich mit seiner Wettervorhersage.«
    Browne musterte Bolitho nachdenklich. Wie schaffte der Mann das bloß? Visitierte die anderen Schiffe des Geschwaders, besprach mit Neale jede Einzelheit der Küstenhandelsschiffahrt und des örtlichen Schiffsverkehrs und schien niemals müde zu werden. Vielleicht setzte er sich selbst nur so unter Druck, um nicht ins Grübeln über andere, private Probleme zu geraten. Browne hatte Bolitho inzwischen doch durchschauen gelernt.
    »An Deck!«
    Browne blickte nach oben und verzog schmerzlich das Gesicht, als er die winzige Gestalt erblickte, die hoch über Deck gefährlich auf der Saling balancierte.
    »Segel Steuerbord achteraus!« meldete der Ausguck.
    Neale eilte herzu und rief auf ein kurzes Nicken Bolithos: »Alle Mann an Deck, Mr. Pickthorn! Wir gehen sofort über Stag und so hoch an den Wind wie möglich.«
    Noch bevor der Erste Offizier sein Sprachrohr angesetzt hatte oder die Bootsmannsmaaten mit schrillenden Pfeifen durchs Mannschaftslogis rannten, stellte Neale schon seine Berechnungen an, obwohl er den Neuankömmling noch gar nicht sehen konnte.
    Bolitho beobachtete, wie die Seeleute und Soldaten durch die Luken hasteten und auf beiden Seitendecks entlangrannten, bis sie von den Decksoffizieren und Steuerleuten auf ihre Stationen eingewiesen wurden.
    »Es wird schon heller, Sir«, sagte Neale. »Bald werden Sie…«
    »Bemannt die Brassen! Klar zur Wende!«
    »Hartruder!«
    Mit wild schlagenden Rahen und Segeln, mit Blöcken, in deren Scheiben die Taue kreischten wie Vögel in Todesnot, drehte
Styx
schwerfällig durch die Seen, wobei Spritzwasser bis zu den Seitendecks

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