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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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heutzutage nicht mehr mit solchen pompösen Accessoires, sie waren auch äußerlich zweckmäßiger und nüchterner, ganz auf die Erfordernisse der Seeschlacht oder einer Verfolgungsjagd konstruiert.
    Neale ließ sein Fernrohr sinken und sagte heiser: »Alle Teufel der Hölle, Sir, aber mir kommt es vor wie gestern. Als würde man sich selbst zuschauen.«
    Bolitho sah zu Allday hinüber, der an den Finknetzen stand, die Fäuste geballt, und der schnell segelnden Fregatte entgegenstarrte, bis ihm der Wind die Tränen in die Augen trieb.
    Trotzdem zwang sich Bolitho, wieder hinüberzusehen. Für ihr Alter war sie noch recht flott, reagierte auf den Anblick des Flaggschiffs genauso prompt wie damals, als sie unter Bolithos Kommando nach Antigua gesegelt war.
    Neale rief: »Lassen Sie beidrehen, Mr. Pickthorn! Und die Gig aussetzen!«
    Browne erkundigte sich: »Werde ich benötigt, Sir?«
    »Kommen Sie nur mit, wenn Sie sicher sind, daß Ihnen unterwegs nicht schlecht wird«, antwortete Bolitho.
    Allday schritt zur Schanzkleidpforte und wartete, bis die Gig verholt und an den Großrüsten festgemacht war. Neales Bootsführer nickte ihm zu und überließ ihm wortlos seinen Platz an der Pinne. Bolitho sah das alles, ohne es wirklich zu registrieren. Also war die Neuigkeit schon auf dem ganzen Schiff bekannt, wahrscheinlich sogar auf allen Schiffen seines Geschwaders. Er grüßte die Offiziere und Seesoldaten an der Pforte mit einem Griff zum Hut und sagte leise zu Neale an seiner Seite: »Ich werde für uns alle die Bekanntschaft erneuern.«
    An wen dachte er dabei? An Allday und Neale, an Herrick daheim in Plymouth, auch an seinen Steward Ferguson, der in der Schlacht bei den Saintes einen Arm verloren hatte. Oder sprach er auch für die anderen, die nie mehr zurückkehren würden?
    Dann saß er im Heck der Gig, und die Riemen schlug bereits in die hochgehenden Seen, um das Boot gut frei zu halten von der Bordwand der Fregatte. Allday gab die Kommandos. »Alle Mann – zugleich!« Bolitho sah zu ihm auf, aber Allday hielt den Blick aufs Schiff gerichtet. Sie hatten beide gewußt, daß es so kommen konnte, aber jetzt waren sie befangen.
    Bolitho hakte den Halsverschluß seines Bootsmantels auf und schlug ihn so zurück, daß die Goldepauletten mit ihrem neuen silbernen Stern sichtbar wurden.
    Die
Phalarop
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war nichts weiter als ein Schiff, das sein mageres Geschwader verstärken sollte, sagte er sich. Aber dann gewahrte er Alldays verkrampfte Schulterhaltung und wußte, er machte sich etwas vor.
    Nach dem Knarren der Riemen und dem Klatschen des Spritzwassers kam es Bolitho an Deck der
Phalarop
e
seltsam still vor. Er rückte seinen Hut wieder zurecht und nickte kurz dem Offizier der Marineinfanterie zu, der seine Männer zum Empfang des Admirals in zwei scharlachroten Reihen aufgestellt hatte.
    »Kapitän Emes?« Bolitho reichte dem schlanken, mittelgroßen Mann, der auf ihn zutrat, die Hand; sein erster Eindruck war der von mißtrauischer Wachsamkeit, ein jugendliches Gesicht, dessen Mund schon harte, von Autorität geprägte Linien aufwies.
    Emes sagte: »Es ist mir eine Ehre, Sie an Bord begrüßen zu dürfen, Sir.« Auch in der Stimme lag Wachsamkeit und Schärfe, als hätte er die Worte für diesen Anlaß vorher eingeübt. »Obwohl ich annehme, daß Sie
Phalarop
e
besser kennen als ich.« Hinter den gelassenen Augen schien sich ein Schleier herabzusenken, als bedaure er, schon zuviel gesagt zu haben. Er wandte sich halb zu seinen Offizieren, um sie Bolitho vorzustellen, aber sein Blick irrte schon weiter, suchte Fehler oder Mängel, irgend etwas, das seiner Schiffsführung ein schlechtes Zeugnis ausstellen mochte.
    Bolitho konnte verstehen, daß ein Kommandant auf seinen neuen Admiral den besten Eindruck machen wollte, hing doch vielleicht sein Wohl und Wehe in der Zukunft davon ab. Aber er erriet, daß bei Emes noch mehr dahintersteckte. Daß er mit 29 Jahren schon Kapitän war und ein eigenes Schiff kommandierte, hätte ihn mit Stolz und mehr Selbstvertrauen erfüllen müssen.
    Kurz und sachlich fuhr Emes fort: »Und auch meinen Ersten dürften Sie besser kennen als ich, Sir.« Er machte einen Schritt zur Seite, als wollte er Bolithos Reaktion beobachten.
    Bolitho rief: »Adam! Das ist eine Überraschung.«
    Leutnant Adam Pascoe wirkte in seiner Freude und Verlegenheit noch jünger als einundzwanzig. »Ich – tut mir leid, Onk… Sir«, stammelte er errötend. »Ich hatte keine Gelegenheit mehr, dich zu

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