Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
große Doppelrad langsam nach Lee gedreht wurde, reagierte
Sty
x
gehorsam auf Segel- und Ruderdruck. Die Insel schien nach Steuerbord davonzugleiten.
    Wieder hob Bolitho das Teleskop. An Steuerbord voraus öffnete sich jetzt die Einfahrt zum Sund. Weit entfernt, nur ein dunklerer Schatten im Dunst, ließ sich dahinter das Festland erahnen, die Küste Frankreichs.
    Die Inselbatterie hatte das Feuer eingestellt, und während die Yawl weiterhin an der Nordseite der Insel entlang das Weite suchte, drehte
Sty
x
zielstrebig ab, als habe sie die Verfolgung aufgegeben.
    Bolitho trat an die Querreling und musterte das Batteriedeck. Unter beiden Seitendecks sah er die Stückmannschaften sich hinter den noch geschlossenen Pforten ducken, ihr Handwerkszeug in Reichweite neben sich. Jeder Stückmeister war dort ein kleiner König, jede Kanone ein Reich für sich.
    Die Decks waren mit Sand bestreut worden; hoch über den eifrig arbeitenden Seeleuten und Marinesoldaten war jede Rah mit Kettenschlingen gesichert, und etwas tiefer waren Netze aufgespannt worden, um die Mannschaft vor herabfallenden Wrackteilen zu schützen.
    Neale sah zu ihm herüber. »Noch fünfzehn Minuten, Sir.« Zögernd fügte er hinzu: »Ich habe meine zwei besten Lotgasten in die Ketten vorn geschickt. Wir haben schon ablaufendes Wasser, fürchte ich.«
    Bolitho nickte. Neale hatte an alles gedacht. Zu Allday sagte er: »Hol meinen Rock.« Unten an den nächststehenden Kanonen starrten einige Männer zu ihm auf, als wollten sie aus seinem Benehmen ablesen, was dieser Tag ihnen bringen würde.
    Allday hielt ihm den Rock hin, und er schlüpfte hinein. Als er Neale einen Seufzer ausstoßen hörte, sagte er: »Keine Sorge, heute wird es keine Scharfschützen geben.«
    Der Admiralsrock tat sofort seine Wirkung. Einige Seeleute riefen hurra, und die Seesoldaten, die im Großmars die Drehbassen bemannten, schwenkten ihre Hüte, als feierten sie ein besonderes Ereignis.
    Leise sagte Neale: »Sie danken es Ihnen, Sir. Solche Beweise brauchen sie.«
    »Und Sie? Was brauchen Sie?«
    Neales Gesicht überzog ein breites Grinsen, das ebenso spontan hervorbrach wie eben noch das Jubelgeschrei.
    »Ihre Flagge weht auf meinem Schiff, Sir. Das erfüllt alle an Bord mit Stolz, ganz besonders aber mich.« Sein Blick blieb auf Bolithos glänzenden Epauletten haften. »Eine Menge Leute würden heute gern mit mir tauschen.«
    Bolitho schaute an ihm vorbei ins schäumende Wasser. »Dann also los.« Er sah Browne herzueilen, der seine Seekrankheit offenbar völlig überwunden hatte. »Sind Sie soweit, Kapitän Neale?« Neale legte beide Hände um den Mund und rief: »Klar zur Wende, Mr. Pickthorn! Kurs Südost!«
    Als die Rahen herumschwangen und der Rumpf unter dem stärkeren Winddruck tiefer eintauchte, wandte
Sty
x
den Bug gehorsam nach Steuerbord, bis er auf die Mitte der Einfahrt zeigte. Von dem Manöver überrascht, zeigte die Yawl sich zum erstenmal in ganzer Länge, wie in der Bewegung erstarrt und vom Klüverbaum der Fregatte aufgespießt.
    »Südost liegt an, Sir!«
    »Setzen Sie die Royals, Mr. Pickthorn. Dann lassen Sie laden und ausrennen!«
    Bolitho stand dicht an der Reling und sah die Insel wieder von Steuerbord herangleiten; über ihr hing vom Wind zerfaserter Rauch: brennendes Unkraut oder eine Feueresse, in der schon Kugeln erhitzt wurden?
Sty
x
näherte sich dem Sund mit sehr schneller Fahrt, weil Royals und Bramsegel jetzt voll zogen. Auf ein Pfeifensignal hoben sich zu beiden Seiten die Klappen über den Stückpforten. Ein zweites Signal, und die Kanonen wurden ausgefahren. Die schwarzen Rohre schimmerten gefährlich wie Hauer im Licht der schon tiefstehenden Sonne.
    Trotz des warmen Uniformrocks fröstelte Bolitho. Falls die Franzosen über ihre Absichten bisher noch Zweifel gehegt hatten – jetzt mußten sie klarsehen.
    Ohne sich nach ihnen umzuwenden, wußte er Allday und Browne dicht hinter sich und Neale in seiner Nähe. Die beiden anderen Offiziere der Fregatte gingen hinter den Kanonen unten langsam auf und ab, ihre Säbel wie Spazierstöcke geschultert. Das waren die Männer, die das Volk, das sie verteidigten, nie so zu Gesicht bekam. In der Admiralität mochten Strategien und Einsatzpläne entwickelt werden – in die Tat umgesetzt wurden sie von Männern und Knaben wie diesen mit ihrem Kampfgeist. Bolitho lächelte in sich hinein, weil ihm einer seiner früheren Kommandanten einfiel, der diesen Gedanken schon vor ihm formuliert hatte.
    Einige der

Weitere Kostenlose Bücher