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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Umstehenden sahen des Admirals Lächeln und wußten, daß es ihnen galt. So wie dieser Tag ihnen gehörte.

Auf sich allein gestellt
    »Sieben Faden am Lot!« Den gespannt lauschenden Männern auf dem Achterdeck klang das Aussingen des Lotgasten unnatürlich laut.
    Bolitho blickte schnell nach oben, als das Großsegel und die Breitfock sich in einer leichten Brise füllten und steifstanden. Wind konnte man das zwar nicht nennen, aber da alle Segel der
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nun optimal zogen, brachte sie es immerhin auf acht bis neun Knoten Fahrt durchs Wasser.
    Steuerbord voraus wurde die Insel langsam größer. In den letzten Minuten, so kam es Bolitho vor, war die Sonne darüber hinweggewandert, deshalb lag die vorderste Landzunge schon im Schatten.
    Immer noch feuerten die Bugkanonen in regelmäßigen Intervallen auf die französische Yawl, die weit vor
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Galion ihre Haken schlug, weil der Kapitän offenbar sein Schiff weiterhin für das Ziel der Fregatte hielt. Neale ließ sein Teleskop sinken. »Die Dämmerung kommt früh heute abend.«
    Bolitho schwieg und konzentrierte sich auf die kleine Insel. Während die Fregatte immer tiefer in den Sund vordrang, spürte er, wie die Spannung wuchs, und überlegte, was die Franzosen dort jenseits des schmalen Fahrwassers wohl taten. Beschossen hatte man sie nicht mehr, deshalb fragte er sich mit nagender Sorge, ob er sich nicht doch verrechnet hatte und die Insel völlig unwichtig war.
    Allday scharrte mit den Füßen und murmelte: »Die schlafen wohl, das Pack!«
    »Ich sehe Rauch«, meldete sich Browne. »Dort unten, dicht überm Boden.«
    Neale hastete herbei, stieß einen Midshipman zur Seite, als wäre er ein leerer Sack. »Wo?« Wieder richtete er sein Fernrohr auf die Insel. »Verdammt, das ist nicht Rauch – das ist Staub!«
    Bolitho schwenkte sein Teleskop in die von Neale angezeigte Richtung. Es war tatsächlich Staub, und zwar wurde er von einem Pferdegespann aufgewirbelt, das jetzt hinter niedrigem Gebüsch hervorpreschte und ein Feldgeschütz auf einer Protze polternd hinter sich herzog, offenbar zur anderen Seite der Insel. Minuten später folgte ein zweites Gespann mit einer Kanone, und die sinkende Sonne reflektierte kurz auf Uniform und Ausrüstung der Vorreiter.
    Bolitho schob das Fernrohr zusammen und bemühte sich, sein Triumphgefühl zu beherrschen. Also hatte er sich doch nicht geirrt! Die Franzosen fühlten sich hier so sicher, daß sie sich auf Feldartillerie verließen, statt eine feste Küstenbatterie zu installieren. Wahrscheinlich wollten sie die Kanonen wieder aufs Festland schaffen, sobald die neuen Landungsboote erst zu ihrem endgültigen Ziel unterwegs waren.
    Kein Wunder, daß
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nach den ersten Warnschüssen nicht mehr unter Feuer genommen worden war. Die Schußfolge war auch viel zu exakt gewesen, daraus ließ sich auf Artillerie schließen, die nur an den Krieg zu Lande gewohnt war. Ein Schiffskanonier hätte jedes Geschütz sorgsam gerichtet und abgefeuert, nur um ganz sicherzugehen und keine Munition zu verschwenden. Der begrenzte Munitionsvorrat an Bord stand einem Seemann immer vor Augen, er hätte auch an Land seine Technik nicht geändert.
    »An Deck!«
    Neale wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und brummte: »Na, los doch, Mann, spuck’s aus!«
    Aber der Ausguckposten im Masttopp war viel zu gut gedrillt, als daß er sich von den ungeduldigen Kameraden da unten hätte irritieren lassen.
    Als er sich seiner Sache sicher war, rief er: »Schiffe vor Anker – knapp hinter der Landspitze, Sir!«
    Einer der Lotgasten vorn sang aus: »Fünf Faden, abnehmend!« Aber bis auf Bundy, den Master, schien das keinen zu kümmern. Einige starrten voraus, andere nach oben zum Ausguck, auf dessen nächste Meldung sie ungeduldig warteten.
    »Da ankern ein Dutzend Schiffe oder mehr, Sir!« Trotz der Distanz war das ungläubige Staunen in der Stimme des Postens nicht zu überhören, als er hinzufügte: »Nein, Sir – sehr viel mehr!«
    Neale schlug sich mit der rechten Faust in die linke Handfläche.
    »Wir haben sie, bei Gott!«
    Bundy meldete sich zu Wort. »Wir kommen aufs Flach, Sir.« Neale starrte ihn so wütend an, daß er ergänzte: »Tut mir leid, Sir, aber das müssen Sie wissen.«
    »Vier Faden!« Die Stimme des Lotgasten klang wie ein Trauergesang. Der Erste Offizier trat zu Bundy an die Seekarte. »Immer noch ablaufendes Wasser.« Vielsagend blickte er seinen Kommandanten an und sah dann zu den Rahen auf.
    Neale reagierte

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