Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Sorgen zu machen.
    »Sie sind hier als Kriegsgefangene Frankreichs und haben ohne Widerrede allen meinen Anweisungen zu folgen. Verstanden? Auf Fluchtversuch steht die Todesstrafe. Auch jeder Widerstand gegen die Obrigkeit wird mit dem Tode bestraft. Aber wenn Sie sich anständig aufführen, haben Sie nichts zu befürchten.« Sein Blick blieb Allday hängen. »Ihr Steward wird entsprechend eingewiesen werden.«
    Neale stöhnte auf und taumelte gegen Browne, der ihn stützte. Irritiert blickte der Kommandant in seine Papiere und fügte etwas milder hinzu: »Ich lasse den Feldarzt kommen für – äh – Capitaine Neale, nicht wahr?«
    »Danke, das wüßte ich sehr zu schätzen.« Bolitho sprach leise, um nicht seinen hohen Rang zu betonen, wodurch alles nur schlimmer geworden wäre. Neales schlechter Zustand hatte einen menschlichen Zug beim Kommandanten zutage gebracht, der zwar sicherlich seine strikten Anweisungen über die Behandlung und Unterbringung der Gefangenen besaß, aber als alter Soldat sicher selbst schon Kameraden verloren hatte. Trotzdem musterte er Neale we iterhin so argwöhnisch, als befürchte er eine Falle. »Sie werden jetzt in Ihre Quartiere gebracht«, sagte er schließlich.
    »Anschließend fassen Sie Verpflegung.« Mit großer Geste stülpte er sich den Zwe ispitz auf. »Folgen Sie meinen Soldaten!«
    Als sie hinter zwei Wachtposten eine gewundene Steintreppe erklommen, wobei sie Neale halb trugen, damit er nicht fiel, murmelte Allday: »Bestehlen können sie mich hier wenigstens nicht. Weil ich nämlich nichts mehr besitze.«
    Bolitho dachte an das Medaillon mit ihrem Porträt; und an Cheyneys Gesicht, als er sie zum letztenmal gesehen hatte. Allday mochte recht haben: Das Medaillon war ein Verbindungsglied zur Vergangenheit gewesen, die jetzt so ferngerückt war. Geblieben war nur die Hoffnung, und die wollte er sich um nichts in der Welt nehmen lassen.
    Eintönig vergingen die Tage für Bolitho und seine Mitgefangenen. Sie wurden karg und primitiv verköstigt, aber ihre Wärter aßen auch nicht besser. Bald fanden sie heraus, daß sie die einzigen Insassen des kleinen Gefängnisses waren, jedenfalls im Augenblick. Denn als Bolitho und Browne unter Bewachung einmal vor den Toren Spazierengehen durften, kamen sie an einer mit Einschußlöchern übersäten Mauer und einigen hastig aufgeworfenen Grabhügeln vorbei: Anzeichen dafür, daß ihre Vorgänger hier vor einem Exekutionskommando das Leben gelassen hatten.
    Der Festungskommandant visitierte sie jeden Tag und hielt auch sein Wort, was den Arzt für Neale betraf. Bolitho erkannte in ihm denselben Arzt wieder, der in Nantes den Arm des jungen Leutnants amputiert hatte; und Browne hatte gehört, daß er von seinem Heimweg in die Kaserne sprach, der einen Ritt von drei Stunden erforderte.
    Diese spärlichen Informationen waren ihnen bei der totalen Isolation, in der sie gehalten wurden, sehr wichtig. Sie rechneten sich aus, daß Nantes etwa zwanzig bis dreißig Meilen östlich von ihrer Festung liegen mußte. Daraus ergab sich, daß ihr Gefängnis knapp zwanzig Meilen von der Stelle trennten, wo sie nach ihrem Schiffbruch an Land getaumelt waren.
    Bolitho war überzeugt, daß sie damit richtig vermuteten. Man hatte sie zunächst landeinwärts geschafft und anschließend wieder zur Küste, diesmal allerdings näher bei der Loire-Mündung. Die Seekarte dieses Gebiets hatte Bolitho im Kopf: heimtückische Riffe und Sandbänke, an denen schon viele Seefahrten begonnen hatten, aber ebenso viele auch gescheitert waren.
    Ihm war aufgefallen, daß der Kommandant sie immer nur zu zweit zum Ausgang vor die Mauern ließ. Die anderen blieben demnach als Geiseln zurück. Vielleicht waren die Gräber stumme Zeugen für den Versuch ihrer Vorgänger, den kleinen Kommandanten zu überlisten; sie hatten ihren Irrtum teuer bezahlt.
    Eines warmen Morgens im August traten Bolitho und Brown vor das Tor, aber statt sich wie gewohnt auf der Straße zu halten, richtete Bolitho den Schritt nach Westen, auf eine niedrige Hügelkette zu. Ihre drei Bewacher, beritten und gut bewaffnet, erhoben keine Einwände; willig trotteten ihre Pferde hinter den Gefangenen über die Wiese, weg von der Festung. Bolitho hatte mit einem scharfen Verbot gerechnet, aber vielleicht langweilten sich die Wachen auf dem immer gleichen täglichen Weg und waren für die Abwechslung ganz dankbar.
    Bolitho mußte sich kurz vor dem Hügelkamm bewußt beherrschen, damit er den Schritt nicht

Weitere Kostenlose Bücher