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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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werden Sie ohne jeden Makel in Ihre Heimat zurückkehren können.« Damit lehnte er sich zurück und musterte Bolitho von oben herab. »Also?«
    Langsam erhob sich Bolitho und ließ die Augen nicht von dem Mann, der hinter dem Tisch saß.
    »Der Friede ist nicht mehr als ein Gerücht, Konteradmiral. Im Augenblick haben wir Krieg. Ich bin Offizier des Königs und nicht gewohnt, andere für mich kämpfen zu lassen.«
    Diese Antwort schien Rémond zu überraschen. »Wie absurd! Sie weisen die Vorteile zurück, die Ihnen Ihrem Rang entsprechend in Gefangenschaft zustehen? Vielleicht setzen Sie Ihre Hoffnungen auf eine Flucht? Aber das ist genauso lächerlich!«
    Bolitho zuckte die Achseln. »Jedenfalls kann ich mein Ehrenwort nicht geben.«
    »Wenn Sie auf dieser Ablehnung bestehen, schwindet für Sie jede Hoffnung auf Rettung oder Entkommen. Denn sobald ich meine Hand von Ihnen abziehe, werden Sie dem Heer überstellt.«
    Bolitho schwieg. Hätte er sich etwa ein relativ bequemes Leben machen können, nachdem er schuld war am Verlust seines Schiffes und am Tod so vieler Menschen? Wenn er jemals in die Heimat zurückkehrte, dann in Ehren – oder gar nicht.
    Rémond nickte.
    »Wie Sie wollen. Dann werden Sie also alle gemeinsam eingeschlossen. Wenn der verwundete Kapitän in der Gefangenschaft stirbt, hat er es Ihnen zu verdanken.«
    »Muß der Leutnant ebenfalls bleiben?« Seltsamerweise beruhigte es Bolitho, daß die Versprechungen nun von Drohungen abgelöst wurden.
    »Oh, habe ich vergessen, Ihnen das zu erzählen?« Der französische Admiral zupfte ein Fädchen von seiner Hose. »Wie ich hörte, mußte ihm heute nacht ein Arm amputiert werden. Aber er ist trotzdem gestorben.« Rémond dämpfte die Stimme. »Nehmen Sie doch Vernunft an. Die Garnison hier besteht zum Teil aus Narren, aus Bauern in Uniform. Sie sind nicht gerade entzückt von der englischen Marine und der Blockade, von dem Versuch, sie so lange auszuhungern, bis sie sich ergeben. Aber in Lorient wären Sie bei Ihren Offizierskameraden und in der Obhut der französischen Marine.«
    Bolitho schob das Kinn vor. »Sie kennen meine Antwort«, sagte er kühl.
    »Dann sind Sie leider ein Narr, Bolitho. Wir werden bald Frieden schließen. Was gilt dann ein toter Held, he?«
    Er läutete, und Bolitho spürte, daß die Tür hinter ihm geöffnet wurde.
    Rémond kam um den Tisch herum und musterte ihn neugierig.
    »Dann werden wir uns also nicht wiedersehen.« Damit schritt er aus dem Salon.
    Der Leutnant trat zu Bolitho und warf einen Blick auf den Säbel. Er seufzte. »Tut mir leid, M’sieu.« Mit einem Wink an die Eskorte fügte er noch hinzu: »Alles ist arrangiert. Sie werden noch heute in ein anderes Gefängnis verlegt. Danach…« Ratlos hob er die Hände. »Aber ich wünsche Ihnen Glück, M’sieu.«
    Bolitho sah ihm nach, als der Leutnant zur Treppe eilte. Ohne Zweifel wurde Rémond in Lorient von einem Vorgesetzten erwartet.
    Die Soldaten fielen neben ihrem Gefangenen in Schritt, und kurz darauf fand sich Bolitho in der Zelle wieder. Allein.

Die Ceres
    Erst nach einer ganzen Woche Einzelhaft wurde Bolitho aus der Zelle geholt und in eine verdunkelte Kutsche gesetzt, die ihn in das neue Gefängnis bringen sollte. In diesen sieben Tagen hatte er all seine Selbstbeherrschung und Entschlußkraft benötigt, um nicht zusammenzubrechen. Mehr als einmal hatte er in den endlosen Stunden der Vorsehung gedankt, daß der in der harten Schule des Marinedrills gestählt worden war.
    Seine Bewacher mußten speziell wegen ihrer Grobheit und Brutalität ausgesucht worden sein, und ihre schlechtsitzenden Uniformen machten sie nur noch bedrohlicher.
    Sie zwangen Bolitho, sich nackt auszuziehen, dann durchsuchten sie ihn und raubten ihm auch den letzten privaten Gegenstand, den er noch besessen hatte. Zuletzt rissen sie die Epauletten und Goldknöpfe von seinem Uniformrock, wahrscheinlich um sie als Souvenirs zu verhökern. Und während der ganzen Prozedur demütigten und beschimpften sie ihn nach Kräften. Aber Bolitho durchschaute die Männer und machte sich keinerlei Illusionen: Sie suchten nur einen Vorwand, um ihn zu töten; als er stumm und äußerlich ruhig blieb, ließen sie ihn für ihre Enttäuschung büßen. Nur einmal hätte er beinahe die Beherrschung verloren. Ein Soldat hatte ihm das Medaillon vom Hals gerissen und es lange neugierig angestarrt. Bolitho hatte den Unbeteiligten markiert, obwohl er dem Mann am liebsten an die Kehle gesprungen wäre und ihn

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