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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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nicht ändern, daß ich mich selbst betroffen fühle.
    Browne folgte ihm durch den halbdunklen Gang, an dem steifen Wachsoldaten vorbei in die Kajüte und schloß die Tür.
    »Kann ich etwas für Sie tun, Sir?«
    Bolitho reichte Ozzard seinen Uniformrock und lockerte Hemdkragen und Halstuch.
    »Ja, Oliver. Schließen Sie das Oberlicht.«
    Sicher war Strafe notwendig, aber das Klatschen, mit dem die neunschwänzige Katze auf den nackten Rücken eines Mannes niedersauste, war ihm deshalb nicht weniger verhaßt. Er ließ sich auf die Heckbank sinken und starrte zur
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hinüber, deren hoher Umriß nach der Wende dem Flaggschiff gehorsam auf dem neuen Schlag folgte.
    »Ihr Sekretär wartet mit Papieren, die offenbar Ihre Unterschrift erfordern, Sir«, meldete Browne. »Soll ich ihn wegschicken?«
    Bolitho seufzte. »Nein, lassen Sie Yovell vor. Ich kann die Abwechslung brauchen.«
    Über ihnen hob und senkte sich die Peitsche im hellen Sonnenlicht über dem Rücken des ersten Delinquenten. Die Mannschaft sah mit leeren Blicken zu, und nur die näheren Freunde des Bestraften wandten die Augen ab, vielleicht aus Scham.
    Nach dem Strafvollzug wurde die Gräting wieder abgebunden, die Leute wurden zum Mittagessen gerufen, das sie mit einem großen Krug Bier hinunterspülten.
    Die beiden Delinquenten wurden ins Schiffslazarett hinuntergeschafft, wo man die Striemen auf ihren Rücken versorgte und ihr Selbstbewußtsein mit einer großen Portion Rum aus dem Giftschrank des Arztes wiederherstellte.
    Bolitho saß an seinem Schreibtisch, endlich allein in der Kajüte, und hatte einen Bogen Briefpapier vor sich liegen. Der Brief würde sie vielleicht nie erreichen, aber das Schreiben half ihm, ihre Nähe zu spüren, während immer mehr Wasser sie trennte.
    Er tauchte die Feder ein und begann zu schreiben: ›Meine geliebte Belinda, es ist erst wenige Stunden her, daß ich Dich verlassen mußte…‹ Oben an Deck wurde das Licht schwächer, als die Sonne kupferrot hinter die Kimm sank. Herrick besprach die Reffs für die Nacht und die Notsignale, denn das Land war schon außer Sicht geraten; hier draußen mochte jedes fremde Segel einem Feind gehören.
    Schließlich war die
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ein Kriegsschiff und konnte auf die zarteren Gefühle ihrer Insassen keine Rücksicht nehmen.

Befehl vom Flaggschiff
    Den Hut fest unter einen Arm geklemmt, betrat der Ehrenwerte Leutnant Oliver Browne die große Achterkajüte und blieb wartend stehen, bis Bolitho von seinen Papieren aufblickte.
    »Ja?«
    Brownes weltläufige Züge blieben unbewegt, als er meldete: »Segel in Nordwest gesichtet, Sir.« Aus Erfahrung wußte er, daß Bolitho den Ruf aus dem Ausguck längst gehört hatte.
    »Danke.«
    Bolitho rieb sich die müden Augen. Sie hatten über eine Woche gebraucht, um den Treffpunkt mit dem Rest des Geschwaders zu erreichen. Zwei schnellen Segeltagen mit frischem achterlichem Wind waren schlechtere Tage gefolgt, in denen immer wieder Segel und Rahen neu getrimmt werden mußten, weil der Wind umsprang; unzählige Male mußten die müden Toppsgasten aufentern, um in einer plötzlichen Sturmbö die Segel zu kürzen, und kaum waren sie unten an Deck, hieß es wieder aufentern zum Ausreffen, weil der Wind nachgelassen hatte.
    Ihr Kurs hatte sie erst nach Westen auf den Atlantik hinaus geführt und dann nach Norden, an der Küste Portugals entlang. Ab und zu hatten sie ein fremdes Schiff gesichtet, aber wegen der Schwerfälligkeit der beiden großen Linienschiffe und wegen der großen Entfernung war nähere Rekognoszierung unterblieben. Jetzt warf Bolitho seinen Stechzirkel aus Messing auf die Seekarte und erhob sich. »Was für ein Schiff könnte das sein?«
    Und welche Neuigkeiten würden ihn bei seinem kleinen Geschwader erwarten?
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sollte inzwischen mit jedem der patrouillierenden Schiffe Kontakt aufgenommen und angekündigt haben, daß die Flagge des Konteradmirals bald wieder über dem Geschwader wehen würde.
    »Angeblich eine Fregatte, Sir«, antwortete Browne.
    Ihre Blicke trafen sich. Das ließ auf
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schließen, es sei denn, sie hatten ein französisches Schiff vor sich, das unbemerkt durch die Blockade geschlüpft war.
    »Darf ich mich erkundigen, welches Ihre Pläne sind, Sir?«
    forschte Browne.
    »Zuerst werde ich mit Emes sprechen.«
    Im Geist hörte er noch Herricks Worte: ›Überlassen Sie ihn, mir, Sir. Ich erledige ihn ein für allemal.‹ Herrick war zwar loyal, aber voreingenommen. Und wie mochte Adam die

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