Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
nicht endlich mal damit an, dich auch wie einer zu benehmen? Und wenn du das dann gepackt hast, vielleicht können wir dann endlich wieder über mich sprechen.«
Michael wurde nicht mal sauer. Er sah mich nur verwirrt an, als habe er meinen Schmerz und mein Leiden gar nicht bemerkt. »Wir sprechen doch die ganze Zeit nur über dich.«
»Oh, tut mir leid, dass ich so aufgeregt bin, weil die New York Times über mich schreibt. Es tut mir leid, wenn dir das unangenehm ist. Du kannst einfach nicht mit der Tatsache umgehen, dass es mir nicht reicht, nur für mein A-Level zu lernen und an meiner Uni-Bewerbung zu arbeiten wie all die anderen langweiligen Teenies, mit denen du so rumhängst, oder? Du kannst dich ja noch nicht mal mit mir darüber freuen, dass ich in der New York Times bin!«
»Natürlich freue ich mich für dich, aber dies war glaube ich das fünfzigste Mal, dass du es erwähnt hast, und es wird allmählich langweilig«, seufzte Michael und unterbrach damit meinen Redefluss, obwohl ich mich doch gerade erst aufgewärmt hatte.»Jedenfalls kapiere ich nicht, was das große Ding an der Sache ist. Du bist doch ständig in der Zeitung. Du bist ihre Lieblingsstory, wann immer sie einen großmäuligen Teenager brauchen, der nonstop und pausenlos von sich selber quatschen kann.«
Ich stampfte noch einmal mit dem Fuß auf. »Ich bin so viel mehr als das. Warte nur ab. Ich kann auch Fernsehen machen, wenn ich will. An mir hängen drei Produktionsfirmen, die mich anflehen , Termine mit ihnen zu vereinbaren, und ein Verleger, der unbedingt möchte, dass ich ein Buch schreibe. Und warum sollte ich keine eigene Kolumne in einer Zeitung haben? Ich habe jede Menge zu sagen, und ich werde es auch sagen, im Namen der Dorks und der Geeks und der Nerds und der Entrechteten, weil wir nicht daran interessiert sind, uns vom beschissenen Mainstream vereinnahmen zu lassen. Wir machen es zu unseren Bedingungen, und nichts und niemand, nicht mal …«
»Oh, mein Gott, Jeane, kannst du jetzt mal die Klappe halten?«, schrie Michael plötzlich. Er schrie wirklich richtig. Bis dahin war immer nur ich diejenige gewesen, die geschrien hatte. »Was du da tust, spielt doch im Grunde gar keine Rolle. Ja, klar, es ist cool, dass du dieses ganze Zeug machen kannst, aber du stehst kurz vor dem Abitur, und schon sehr bald wirst du dich gar nicht mehr so kleiden wollen, wie du es jetzt tust, und du wirst erkennen, dass du alles ein bisschen runterregeln musst, weil du sonst an keiner Universität angenommen wirst, keinen Job oder richtige Freunde findest, wenn du nicht mit diesem ganzen dämlichen Dork-Getue aufhörst.«
Ich sagte nichts mehr, denn ich konnte meinen Mund nicht dazu bringen, so zu arbeiten, dass auch wirklich Wörter herauskamen. Ich hatte Michael Teile meines Lebens offenbart, die ichnoch nie jemandem gezeigt hatte, und er hatte mich nicht nur betrogen, indem er mich auf Twitter mit einer falschen Identität verarscht hatte, sondern er schleuderte mir auch noch alles direkt zurück ins Gesicht. Es war in nichts mit dem zu vergleichen, was mit Barney passiert war. Klar, ich hatte ihn mit zum Roller Derby genommen und hatte ihm beigebracht, Kitty, Daisy & Lewis zu hören, aber ich hatte Barney niemals die dunkle Ursache meiner Dorkiness sehen lassen.
»Das ist nicht dämlich«, sagte ich standhaft und zitterte, als der Wind um mich herumpeitschte. »Genau das bin ich. Für mich spielt nichts anderes wirklich eine Rolle. Kein Abitur oder dass ich auf die Universität gehe oder einen Job finde. Das hier ist schon mein Job, ich verdiene Geld damit, und es ist das, was mich ausmacht. Wenn ich morgen sterben würde, hätte ich immerhin etwas mit meinem Leben angefangen. Ich würde etwas hinterlassen, und die Leute wüssten, dass ich existiert habe. Adorkable ist alles, was ich habe.«
»Nein, Adorkable ist nicht alles, was du hast«, sagte Michael und ging drei Schritte auf mich zu, um direkt vor mir zu stehen. Er versuchte diesen Trick mit dem stechenden Blick in seinen Augen, so als könne er alles verstehen und dieser ganze Scheiß. »Sieh mal, wir haben uns beide wie Idioten benommen und Sachen gesagt, die wir nicht hätten sagen sollen, aber du hast immer noch mich. Ich gehe nicht weg.«
Gott, er hatte es einfach nicht verstanden. Er begriff mich nicht, und ich war so dumm gewesen zu denken, dass er das je getan hätte. »Ich habe dich nicht. Ich will dich nicht, nicht nach dem, was du getan hast. Und ich brauche keinen
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