Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
und Bad Dog zusammenzufassen, als ich bemerkte, dass ich inzwischen sehr angestrengt auf meinen Laptop-Screen schielte, denn während ich schrieb, hatte sich das Tageslicht verabschiedet und das ganze Zimmer war in Dunkelheit getaucht. Ich hatte einen Krampf in der rechten Hand und mein Nacken schmerzte von der gebeugten Haltung über dem Laptop. Ich fühlte mich außerdem total eklig, wie man sich eben so fühlt, wenn man die ganze Nacht auf den Beinen war und irgendwann feststellt, dass es schon vier Uhr nachmittags ist und man immer noch nicht geduscht hat.
Ich würde mich millionenmal besser fühlen, wenn ich geduscht und eine warme, selbst gekochte Mahlzeit im Magen hatte. Oder meinetwegen auch eine Mahlzeit, die der Thai-Takeaway um die Ecke gekocht hatte – sie schienen mir immer sehr freundlich zu sein, fast vertraut, wenn sie das Telefon abnahmen. Aber meineSehnsucht nach Frische und Sauberkeit war sogar noch größer als mein Bedürfnis danach, mir Pad Thai mit Garnelen in den Mund zu stopfen.
Als ich ins Bad taumelte, um die Dusche aufzudrehen, wurde mir klar, dass ich auch noch vergessen hatte, Shampoo einzukaufen, aber glücklicherweise war ich ziemlich sicher, dass ich noch einige kleine Fläschchen hatte, die ich in verschiedenen Hotelbadezimmern stibitzt hatte. Ich würde nach ihnen suchen, während die Dusche schon einmal warm wurde. Als ich allerdings versuchte, die Tür der Duschkabine zurückzuschieben, war sie erst beunruhigend wackelig und hing dann plötzlich ganz fest. Der Spalt, der noch offen blieb, war so schmal, dass ich mich nicht mal mehr in die Duschkabine hineinquetschen konnte.
Hier hatte ganz sicher Lydia ihre Finger im Spiel gehabt, denn genauso, wie sie mir immer wegen meiner niedrigen Sauberkeitsstandards auf die Pelle rückte, machte sie ständig Sachen kaputt, während sie durch die Wohnung stürmte, in der einen Hand einen feuchten Lappen, mit der anderen den Staubsauger wild hinter sich her zerrend.
Für einen Moment erschien mir die Schwere des Problems, nicht in der Lage zu sein, in die Dusche zu gelangen, geradezu unerträglich schwer, aber das war einfach lächerlich. Es war nur eine Scheiß-Duschkabinentür und ich würde mich davon nicht unterkriegen lassen. Ich würde meinen gesunden Menschenverstand einsetzen, und wenn das nicht half, brutale Gewalt.
Zuerst spritzte ich etwas Bodylotion unten an der Tür entlang auf die Schiene, um die Dinge wieder in Bewegung zu bringen, aber das brachte überhaupt nichts. Dann versuchte ich, die Tür ganz zu schließen, aber sie steckte völlig fest, und so atmete ichtief durch, spannte all meine Muskeln an und schob die Tür auf, so fest ich konnte. Ich schob wohl nicht nur, sondern hievte sie irgendwie auch in die Höhe; genau genommen weiß ich nicht mehr genau, was ich eigentlich tat, aber die Tür hob sich aus der unteren Schiene, und sie war verdammt noch mal verdammt schwer, und ich versuchte mit aller Kraft, sie wieder zurück in ihre Position zu bringen und zu verhindern, dass sie auf mich fiel oder ich damit die Hälfte der Badezimmerfliesen von der Wand riss, aber ich schaffte es nicht. Ich hielt die Tür so fest, dass ich mir einen Fingernagel nach hinten bog, und ich musste mit meinem ganzen Körper gegen das Gewicht anarbeiten, um zu verhindern, dass die Tür einfach auf den Boden krachte – als sie ganz plötzlich meiner Umklammerung entglitt.
»Das hätte auch schlimmer enden können«, brummelte ich laut vor mich hin. Es war nichts zerbrochen, aber meine Hände schmerzten stechend wie ich weiß nicht was.
Leider konnte ich jetzt nicht mehr duschen, weil die Schiebetür so ungünstig an der Duschkabine lehnte. Aber ich konnte ja den Hausmeister bitten, nach oben zu kommen – allerdings war der in Schottland, und Gustav und Harry waren in Australien und Ben in Manchester und Barney bei Scarlett, und worin lag der Sinn, all diese Leute zu kennen, die mir halfen, eine Lifestyle-Marke aufzubauen, und eine halbe Million Follower auf Twitter zu haben, wenn Weihnachten war und ich noch nicht mal duschen konnte und es niemanden gab, der mich daran erinnerte, beim Einkaufen auch an Milch, Shampoo und Toilettenpapier zu denken, weil ich einfach ganz und gar allein war?
Jetzt hatte ich den Schwarzen Peter.
Allein sein und einsam sein sind zwei völlig verschiedene Dinge, aber sie fühlten sich in diesem Moment total gleich an. Sie fühlten sich einfach nur schrecklich an. Heiligabend war genau wie die Sonntagabende,
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