Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
verschiedene Weihnachtsdinner mit Freunden, die über die Feiertage nicht in London sein würden. Sogar Ben wurde tief in die unzivilisierte Wildnis nach Manchester gezogen, um dort bei seiner Großmutter ein großes Weihnachtfest mit seiner ganzen Familie zu feiern.
Aber heute war Heiligabend, und das verrückte Karussell, auf dem ich mich die ganze Zeit gedreht hatte, war abrupt zum Stehen gekommen, und das war wirklich gut so. Ich brauchte dringend Zeit, um mich neu zu sortieren. Und eigentlich war es auch ganz gut, dass Bethan es nicht geschafft hatte, nach Hause zu kommen, denn abgesehen von einer Einladung für den nächsten Tag zu Tabithas und Toms Weihnachtsessen für alle (Notiz an mich selbst: Minicab bestellen!), würde ich zu Hause bleiben und an dem ersten Entwurf für mein Buch arbeiten.
Das würde Spaß machen. So wie früher. Ich würde in meinem Pyjama auf dem Sofa meine Zelte aufschlagen, Sachen mit jeder Menge Zucker drin essen, jedes einzelne Musical anschauen, das das Fernsehprogramm hergab, und mit einem Heidenspaß einhunderttausend Wörter zu den Memoiren der Jeane Smith verfassen und darüber, ein wie viel schönerer Ort die Welt sein könnte, wenn alle ein bisschen mehr so wären wie ich, jawohl!
Es würde zwar keine Meetings oder Partys mehr geben, trotzdem würde ich sehr beschäftigt sein. Beschäftigt zu sein, war sehr wichtig für mich, denn wenn ich nicht beschäftigt oder auf irgendetwas konzentriert war, fingen meine Gedanken an zu wandern, und sie wanderten immer in die gleiche Richtung, und die war total falsch.
Unaufhörliche Beschäftigung war also der Schlüssel. Obwohl ich gar nicht geschlafen hatte, entschied ich mich, gleich an die Arbeit zu gehen. Wenn ich jetzt ins Bett gehen würde, würde ich in wenigen Stunden wieder aufwachen und wäre dann vermutlich die ganze Nacht lang hellwach. Und auch, wenn es mir nichts ausmachte, dass ich allein zu Hause war und viel zu tun und Unmengen zu essen hatte, hätte sich wohl jeder in meinerSituation in den frühen Morgenstunden des Heiligabends ein bisschen niedergeschlagen gefühlt – außer man war auf den Beinen, weil man aufgeregt auf den Weihnachtsmann wartete. Wie auch immer.
Das Seltsame war, dass meine Wohnung sich gar nicht mehr richtig wie mein Zuhause anfühlte. Sie war so sauber. Lydia, meine Putzfrau, war nach ihrer ersten Putzorgie bei mir total ausgerastet und hatte mich gezwungen, all diese Regaleinheiten mit den lächerlichen Namen zu kaufen, und sie tat so, als würde sie nichts verstehen, wenn ich gegen die IKEA-isierung der häuslichen Sphäre protestierte.
Sie tat auch so, als verstünde sie nichts, als ich sagte, dass das so nicht funktioniere und dass ich vielleicht doch nicht unbedingt eine Putzfrau bräuchte. Sie brachte einfach alles in Ordnung. Putzen war für sie wie Crack. Sie ging sogar meine Sockenschublade durch (nicht dass ich jemals zuvor eine Sockenschublade gehabt hätte, aber sie hatte entschieden, dass jedes Kleidungsstück seine besondere Schublade haben sollte) und sortierte alle Strümpfe in Paaren zusammen.
Als ich die Einkäufe auspackte, bemerkte ich, dass sie sogar meine Haribo-Vorräte angefasst und im Kühlschrank in ordentliche Reihen sortiert hatte. Unglücklicherweise hatte sie dabei aber nicht gesehen, dass keine Milch mehr da war, und mir welche besorgt, doch ich hatte nicht mehr die Energie, noch einmal loszugehen und mich von Leuten anmeckern zu lassen, die einen fetten Weihnachtseinkaufskoller hatten.
Ich zog einfach nur noch meine Sachen aus und genoss es total, sie völlig angstfrei auf den Schlafzimmerboden fallen lassen zu können (weil Lydia bis zum 3. Januar nach Hause nach Bulgarien gefahren war), einen Pyjama überzuziehen und mich hinzusetzen, um zu schreiben.
Es dauerte ein bisschen, bis es richtig anlief, aber schnell war ich völlig vertieft und stand nur auf, um mir noch eine Tasse Kaffee zu machen oder auf die Toilette zu gehen – obwohl ich leider auch vergessen hatte, Toilettenpapier zu kaufen, aber ich improvisierte mit einem Päckchen Hello-Kitty-Papierhandtüchern, die ich noch in einer meiner Handtaschen gefunden hatte. Jedenfalls schrieb ich drei Kapitel über meine frühen prägenden Jahre, beschönigte dabei aber alles, was mit Pat und Roy zu tun hatte, denn allein von ihnen aufgezogen worden zu sein, war schon langweilig genug gewesen; das wollte nun wirklich keiner lesen.
Ich war gerade damit fertig, die unglaublichen Abenteuer von Awesome Girl
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