Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
Outfit auf mich zu, das aus Klamotten bestand, die weniger als gar nicht zueinanderpassten, und dazu trug sie auch noch eine orangefarbene Strumpfhose. Wie kam jemand bloß darauf, orangefarbene Strumpfhosen zu entwerfen? Und wieso dachte Jeane, es sei eine gute Idee, sich welche zu kaufen?
Ein paar Achtklässler rannten vorbei und rissen sie fast um, weil sie größer waren als Jeane, und ich fragte mich, wie jemand, der so klein war, so viel Ärger machen konnte. Sie war eine Abrissbirne in Menschengestalt.
»Ich weiß, du bist gekommen, um mich anzuschreien«, sagte sie genervt, sobald sie in Hörweite war, »also mach’s bitte jetzt gleich, denn noch liege ich gut im Zeitplan.«
Niemand außer Jeane Smith gab mir so sehr das Gefühl, absolut nichts Besonderes zu sein. Selbst wenn ich kleine Kinder und Kätzchen aus einem brennenden Gebäude gerettet und dabei ohne nachzudenken mein eigenes Leben riskiert hätte, wäre Jeane nicht beeindruckt gewesen. »Was zur Hölle hast du zu Scarlett gesagt?«, wollte ich wissen, als Jeane bei mir ankam und anfing, ihre Fahrradtasche hinten auf dem Gepäckträger zu befestigen.
»Ich habe mich bei ihr entschuldigt«, sagte Jeane arrogant. »Und dann haben wir angefangen, uns über Mädchenkram zu unterhalten. Ich erwarte natürlich nicht, dass du das verstehst.«
»Ich habe ganz sicher nichts verstanden, als sie mich plötzlich anschrie von wegen ihrem Glück folgen und Star in ihrem eigenen Film sein, aber ich habe es gerade noch geschafft, genug zu entschlüsseln, um zu verstehen, dass ich abserviert wurde.«
Jeane lächelte gelassen. Eigentlich lächelte sie selbstgefällig. »Ich weiß nicht, ob das ein Trost ist, aber sie wollte das schon lange machen …«
»Nein, das ist kein Trost«, presste ich hervor.
»Du wusstest doch, dass da was zwischen ihr und Barney lief …«
»Ach, jetzt kommt wieder die Leier, ja?« Ich konnte es nicht fassen. »Das hast du doch alles von mir!«
»Egal.« Jeane zuckte mit den Schultern. »Du und Scarlett, ihr habt euch nicht glücklich gemacht, das hat sie mir jedenfalls erzählt, und sie und Barney werden einander nun sehr glücklich machen, auch wenn nur Gott allein weiß, worüber die beiden sich unterhalten werden, und ich bin sicher, du findest noch vor Ende nächster Woche eine neue Freundin, um dir deine Existenz zu beweisen – also mal ehrlich, was ist das Problem?«
»Du! Du bist mein Problem. Du hattest kein Recht …«
»Entschuldige mal! Du warst derjenige, der mir gesagt hat, ich müsse etwas wegen Barney und Scarlett unternehmen, also bitte. Du solltest mir dankbar sein.«
Das war alles Schwachsinn. Dass sie Scarlett in ihren idiotischen Bann gezogen hatte, hatte mit »Mädchen-Power« oder »Schwestern müssen zusammenhalten« absolut nichts zu tun. Ich hatte am Abend zuvor ihren Blog gelesen, als sie nach BarneysBlut lechzte, und es war ganz offensichtlich, dass sie entschieden hatte, dass auch ich mich beschissen fühlen sollte, wenn es ihr schlecht ging. Sie hasste mich wirklich, obwohl ich mir gar nicht vorstellen konnte, warum. Ich hatte Jeane nichts getan, aber allein meine Existenz schien sie rasend zu machen.
»Warum sollte ich mich bei dir bedanken? Es gab keinen Grund, sich einzumischen; ich hätte das schon geregelt.« Die einzige Art und Weise, auf die ich es geregelt hatte, war, dass ich mein unvermeidbares Abserviertwerden aufgeschoben hatte, aber das würde ich Jeane ganz sicher nicht auf die Nase binden, nur um dann zuzusehen, wie ihr Gesicht vor hämischer Freude aufleuchtete.
»Der Grund, warum du so sauer auf mich bist, ist, weil dies offensichtlich das erste Mal in deinem Leben ist, dass die Dinge nicht so laufen, wie du es dir vorgestellt hast«, sagte Jeane sachlich. »Diese ganze Situation wird dir helfen, deinen Charakter zu formen, und außerdem: Wir sind in der Schule , es ist ja nicht so, dass Scarlett deine einzige große Liebe war und ihr heiraten und Kinder bekommen wolltet. Du reagierst total über.«
»Welche Probleme auch immer Scarlett und ich hatten, es waren unsere Probleme, verstehst du? Niemand hat dich gebeten, deine fette Nase da reinzustecken.«
»Na ja, eigentlich hast du mich darum gebeten.« Jeane streckte die Hand aus, um sich an die Nasenspitze zu tippen. »Und meine Nase ist nicht fett, sie ist grobknochig«, fügte sie hinzu, und eigentlich war mir zum Lachen zumute, denn das war eine der schlagfertigsten Antworten, die ich je gehört hatte, aber nie im Leben
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